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Volleyball: Spontane Zusammenbrüche beim SCC

Die SCC-Volleyballer unterliegen Friedrichshafen, weil sie in den wichtigen Momenten die Nerven verlieren. Der VfB Friedrichshafen ist in den letzten sechs Jahren ohne Ausnahme Meister geworden, er wird es wohl das siebte Mal in Folge.

Berlin - Zweimal schon war Scott Touzinsky innerhalb von drei Minuten am Block gescheitert, nun servierte ihm sein Zuspieler Jaroslav Skach wieder den Ball auf die Außenposition. Doch diesmal traute sich der US-Amerikaner und Olympiasieger 2008 nicht, voll zuzuschlagen. Der Außenangreifer des SC Charlottenburg schlug halbherzig über den Block, der Ball war für den VfB Friedrichshafen leicht anzunehmen, Gegenangriff, Punkt. Neuer Spielstand 11:8 für Friedrichshafen, die Entscheidung im Tiebreak war quasi gefallen. Ein paar Minuten später hatte der SCC das zweite Finale um die deutsche Volleyball-Meisterschaft 2:3 (22:25, 17:25, 25:23, 25:18, 9:15) verloren.

Der halbherzige Angriff von Touzinsky, das war eine dieser Szenen, die Kaweh Niroomand meinte. „Wir haben heute wegen unserer Psyche verloren“, sagte der Manager des SCC. „Friedrichshafen hat einfach mehr Erfahrung in solchen Finals, der VfB weiß, wie man so ein Spiel noch gewinnt.“ Der VfB ist in den letzten sechs Jahren ohne Ausnahme Meister geworden, er wird es wohl das siebte Mal in Folge. Am Samstag findet das dritte, das vielleicht entscheidende Spiel in Friedrichshafen statt. Und wenn der SCC wieder so spielt wie am Mittwochabend, dann wird es nichts mit einer vierten Partie in der Schmeling-Halle.

Im Tiebreak verdichtete sich das ganze Problem des SCC. Die Gastgeber führten 5:3, die 7111 Zuschauer tobten, doch „plötzlich sind wir ohne erkennbaren Grund zusammengebrochen“, sagte Niroomand. Die Gastgeber verloren ihre Aggressivität, das Selbstbewusstsein ließ nach, die Zuschauer registrierten es verständnislos.

Für Mark Lebedew, den SCC-Trainer, bewegt sich seine Mannschaft quasi auf Augenhöhe mit Friedrichshafen. „Der eine ist 2,04 Meter groß, der andere 2,03 Meter.“ Der SCC hatte wunderbare Angriffe, aber auch immer wieder Brüche, die schwer erklärbar sind. „Wir haben in Friedrichshafen nur ganz knapp verloren. Das hätte eigentlich Antrieb für dieses Spiel geben müssen“, sagte Niroomand. „Aber da gab es keinen Antrieb oder zu wenig.“ Die Leichtigkeit vermisste er, „wir haben heute viel zu verkrampft gespielt“. Das galt zwar nur für einige Phasen, aber gegen eine Spitzenmannschaft wie Friedrichshafen reicht das. Wenigstens „haben wir nicht 0:3 verloren“, sagte Niroomand auch noch, „das hätte das Publikum nicht verdient gehabt.“

Und jetzt, in Friedrichshafen? „Wir brauchen ein besseres Timing“, sagte Mark Lebedew. „Es haben nur drei, vier Bälle gefehlt. Wenn wir die verwertet hätten, hätte es gereicht.“ Doch es lag nicht bloß an drei, vier Bällen, es lag daran, dass dem SCC zu lange die Kaltblütigkeit fehlte. Lebedew zitierte eine „russische Trainerweisheit“: „Eine Mannschaft gewinnt, wenn sie reif ist. Manchmal ist sie später reif, als du hoffst. Heute war sie nicht reif genug.“ Seine Mannschaft hat genau noch ein Spiel Zeit, zu reifen.

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