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Robert Kromm, 29, spielt nach sieben Jahren im Ausland, vor allem bei mehreren italienischen Klubs, wieder in Berlin bei den BR Volleys und gewann mit ihnen in der vergangenen Saison die Meisterschaft. Der Außenangreifer ist 2,12 Meter groß. An diesem Mittwoch empfängt er mit den Volleys im letzten Heimspiel der Hauptrunde CV Mitteldeutschland (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle).

© Imago

Volleys-Angreifer Robert Kromm: "Als großer Mensch hat man es nicht leicht"

Volleys-Spitzenspieler Robert Kromm erzählt im Interview mit dem Tagesspiegel, was der Sport ihm gebracht hat, wie er ihn mit Familienleben verbindet und was er an seinen Sohn weitergibt.

Herr Kromm, Ihre Volleyball-Karriere haben Sie mit 14 in Schwerin begonnen. Andere spielen in dem Alter lieber Fußball.

Das wollte ich auch, aber da hätte ich mit acht oder neun Jahren anfangen müssen. Außerdem war ich schon als Kind sehr groß – da war es leichter, Volleyball zu spielen. Mir fielen die Bewegungen am Netz von Anfang an leicht. Volleyball war für mich eine Mischung aus Können und Spaß am Spiel.

Mit 16 hat Sie der VC Olympia nach Berlin geholt. Wie war der Ortswechsel?

Sehr abrupt. Ich verließ also Mamas Küche und organisierte mir mein Leben mit 16 in einer fremden Stadt. Ich wohnte in einem Internat mit einem Programm für Sportler. Morgens und abends war Training, dazwischen machte ich eine Ausbildung zum IT-Kaufmann. Ich musste mir schon jeden Morgen selbst in den Hintern treten, um zur Ausbildung zu gehen.

Dann ging es in die Welt hinaus: mit 18 die Weltmeisterschaft im Iran. Später waren Sie auch in Russland, Japan, China.

Ja, man bekommt sehr viele Eindrücke. Im Iran dürfen Frauen bei Volleyballspielen nicht zusehen. Also sitzen nur Männer in den Hallen. Und die rauchen die ganze Zeit, während sie unsere Spiele anschauen.

Von 2005 an spielten Sie für verschiedene Vereine in Italien und Russland.

Italien war lange Zeit das Mekka der Volleyball-Welt. Da haben die besten Spieler gespielt und auch das öffentliche Interesse war am größten. Das hat den Marktwert des Volleyball gesteigert: Je mehr Fans zuschauen, desto mehr kann man als Sportler verdienen. Also war das Land für mich sportlich wie finanziell reizvoll.

Vor zwei Jahren kamen Sie zu den BR Volleys zurück, mit denen Sie 2004 Deutscher Meister geworden waren. Warum?

Mein Ziel war, aus Italien zurückzukommen und einen Titel zu holen, das war mir dort leider nicht vergönnt. Titel sind das, was zählt. Wenn du gut spielst, doch in der Tabelle nur Fünfter wirst, merkt sich das keiner. Erst durch den Meistertitel wirst du sichtbar. Und letztes Jahr bin ich mit den Volleys wieder Deutscher Meister geworden. Beim ersten Mal war ich Auswechselspieler – jetzt war ich Stammspieler. Ein unglaubliches Gefühl.

Mittlerweile sind Sie seit 15 Jahren Angreifer. Warum haben Sie sich für diese Position entschieden?

Ich habe mir das nicht selbst überlegt, sondern mein Trainer. Als ich mit 14 Jahren in den Verein gegangen bin, habe ich zum ersten Mal gesehen, dass es überhaupt verschiedene Positionen und Rollen auf dem Feld gibt. Davor habe ich nur am Strand gespielt, wo wir sechs gegen sechs waren und immer so rotiert sind, dass jeder mal überall stand. Dass es Mittelblocker, Außenangreifer, Diagonalspieler und Zuspieler gibt, musste ich erst lernen. Mein Trainer sagte dann, ich sei beweglich und groß. Also wurde ich Außenangreifer.

"Der Beruf kann später einer sein, der nichts mit Sport zu tun hat."

Nach fast 200 Länderspielen haben Sie sich auch eher ruhig von der Nationalmannschaft verabschiedet. Bei der WM im Herbst in Polen werden Sie nicht mehr dabei sein, weil Sie sich um Ihren kleinen Sohn Henry kümmern. Lässt sich Familie und Sport nicht verbinden?

Der Trainer unserer Nationalmannschaft meint, dass es für alles eine Lösung gibt. Für mich gibt es nur Entweder-Oder. Meine Freundin macht eine Ausbildung. Wir müssen uns gemeinsam um unser Kind kümmern. Ich habe schon meinen Urlaub gebucht und bin zufrieden mit der Entscheidung.

Sie waren Deutscher Meister und haben an Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europameisterschaften teilgenommen. Am Sonntag werden Sie 30 Jahre alt. Spielt denn da der Volleyball noch die größte Rolle in Ihrem Leben?

Das ist halt mein Job. Ich habe das Glück, dass mein Beruf mir unheimlich viel Spaß macht. So muss man das sehen, ganz professionell. Die größte Rolle hat immer die Familie.

Haben Sie bisher die Familie in die Karriere einbinden können?

Meine Freundin ist von Anfang an dabei. Wir haben uns im Sommer in Deutschland kennen gelernt, als ich schon in Italien spielte. Sie hat ihren Job gekündigt und ist mit mir nach Italien gekommen. Wir haben alles gemeinsam durchlebt. Später kam sie mit nach Russland, mit Kind. Sie sind immer an meiner Seite.

Können Sie sich vorstellen, nach Ihrer aktiven Zeit unabhängig vom Sport zu sein?

Der Beruf kann später einer sein, der nichts mit Sport zu tun hat. Aber ich werde dem Volleyball immer verbunden bleiben. Vielleicht als Jugendtrainer einer nicht so professionellen Mannschaft. Es macht Spaß, Erfahrungen weiterzugeben.

Was hat Ihnen der Sport gebracht, was Sie Ihrem Sohn mitgeben wollen?

Selbstvertrauen. Gerade als großer Mensch hat man es nicht leicht. Man wird immer für älter gehalten, als man ist. Wenn ich über den Weihnachtsmarkt gehe, werde ich angestarrt. Man steht ständig im Mittelpunkt und muss sich dumme Sprüche anhören. Durch den Sport und durch den Erfolg kann man solche Sachen ertragen. Wichtig ist im Mannschaftssport auch Sozialkompetenz. Egal mit welchen Charakteren du zusammen spielst, du musst eine Strategie entwickeln und dich auf dein Ziel fokussieren.

Deswegen lernt Ihr Sohn jetzt fleißig Pritschen und Baggern.

Er macht das, was er will. Wenn er tanzen will, dann lernt er tanzen. Er hat viele Interessen. Ich war als Kind ähnlich. Er wird bei dem hängen bleiben, was ihm Spaß macht und was er gut kann. Es ist wichtig, dass man immer tut, was man gut kann. Nicht das, wovon andere wollen, dass man es gut kann.

Würden Sie ihm raten Profisportler zu werden?

Ich würde ihm sagen: Geh als Basketballspieler in die NBA, werde Millionär und kaufe Papa ein schönes Haus.

Das Gespräch führten Sidney Gennies, Marc Röhlig und Marc Rövekamp.

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