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Sport: Vom Rest die Besten

Die deutschen Tischtennisspieler werden WM-Zweiter – gegen China sind sie chancenlos

Berlin. Vielleicht sollte die Mannschafts-Weltmeisterschaft im Tischtennis beim nächsten Mal nicht mehr Weltmeisterschaft heißen, sondern Weltenmeisterschaft. In Katar waren es in der vergangenen Woche schließlich wieder zwei Welten, die gegeneinander gespielt haben: China und der Rest. Von diesem Rest waren die deutschen Spieler immerhin die Besten. Sie gewannen die Silbermedaille. Aber gegen die Chinesen verloren sie zweimal 0:3. So knapp der Vorsprung vor den anderen Mannschaften war, so groß war der Rückstand auf die Chinesen.

Nach dem Finale feierten die deutschen Herren daher ihren Erfolg, anstatt ihre Niederlage zu beklagen. Der deutsche Chefbundestrainer Dirk Schimmelpfennig sagte: „Wir haben ein überragendes Turnier gespielt, zum ersten Mal seit 1969 bei einer WM Schweden besiegt und nur zweimal gegen die Übermacht China verloren.“ Deutschlands Spitzenspieler Timo Boll erzählte: „Es herrschte eine fantastische Stimmung im Team.“ Und sein Kollege Jörg Roßkopf sagte: „Wir haben ein sehr gutes Turnier gespielt.“ Dass Roßkopf sich etwas zurückhaltender als Boll und Schimmelpfennig ausdrückte, hatte einen einfachen Grund: Er durfte im Finale nicht mitspielen. „Ich war sehr enttäuscht, weil ich im Halbfinale sehr gut gespielt hatte und schon so viel für das deutsche Tischtennis getan habe.“

Doch die Bundestrainer gaben zur Überraschung Roßkopfs wie auch der Chinesen dem 18 Jahre alten Jugend-Europameister Christian Süß den Vorzug. „Wir wollten nach der klaren Niederlage gegen China im ersten Spiel etwas Neues ausprobieren“, sagte Herren-Bundestrainer Istvan Korpa. Schon das erste Spiel um den Einzug ins Finale hatte die deutsche Mannschaft gegen China 0:3 verloren. Nur Timo Boll war dabei ein Satzgewinn gelungen.

Immerhin konnte Süß dem Weltranglistenersten Ma Lin mit seinem mutigen Spiel einen Satz abnehmen, auch Zoltan Fejer-Konnerth gelang gegen Wang Liqin ein Satzerfolg. Zu mehr reichte es aber nicht. Sechzehn Spiele hat die deutsche Mannschaft nun schon bei Weltmeisterschaften gegen China bestritten, sechzehnmal hat sie verloren. Dennoch sagte Walter Gründahl, der Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes: „Das ist der größte WM-Erfolg für unsere Herren-Mannschaft.“ 1969 in München hatten die Deutschen zwar schon einmal das Finale erreicht. Aber Gründahl sagte: „Vor 35 Jahren war China nicht dabei.“

Die deutschen Damen durften sich ebenfalls freuen, weil auch sie sich gegenüber der vergangenen Weltmeisterschaft verbessert haben. 2001 in Osaka waren sie Neunte geworden, diesmal erreichten sie Platz sechs. Weltmeister wurden die Chinesinnen. Sie gewannen das Endspiel gegen Hongkong glatt mit 3:0.

Bei dieser Mannschafts-WM spielten die chinesischen Herren deutlich stärker als noch bei der Einzel-Weltmeisterschaft im vergangenen Mai in Paris. Da war es dem Östterreicher Werner Schlager gelungen, die Macht der Chinesen zu brechen und den Titel zu gewinnen. In Katars Hauptstadt Doha zeigten die Chinesen nun zum Beispiel ganz neue Aufschläge und überforderten die Konkurrenz völlig. Die deutsche Mannschaft um Timo Boll glaubt dennoch an eine ferne Chance gegen China: 2006 findet die Mannschafts-Weltmeisterschaft in Bremen statt.

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