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Sport: Von Geburt an in Ballbesitz

Warum Argentinien die Junioren-WM dominiert

Dem deutschen Fußball-Nachwuchs ist nicht viel Atemberaubendes gelungen. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in den Niederlanden gab es zwei Siege: gegen Ägypten und China. Die Abwehr stand gut, aber dem Spiel nach vorne fehlte die Struktur. Deshalb war im Viertelfinale gegen Brasilien Schluss. Was von dieser WM in Erinnerung bleiben wird, wurden die Fußballer gefragt, und Verteidiger Christoph Janker von 1860 München hat geantwortet: „Dass Lionel Messi gegen mich kein Tor gemacht hat.“

Der Argentinier Messi ist vor einer Woche 18 Jahre alt geworden. Er personifiziert gleichermaßen die Ambitionen des Fußballnachwuchses auf eine große Karriere und die Hoffnungen der Talentspäher auf den großen Wurf. Bei Messi, der mit Argentinien heute gegen Nigeria im Finale steht (20 Uhr, live im DSF) und seinem Land den fünften U-20-WM-Titel sichern will, kommt indes jeder Scout zu spät. Der Junge aus Santa Fe hat beim FC Barcelona alle Jugendteams durchlaufen und dort im November 2003 mit 16 Jahren als jüngster Spieler aller Zeiten in der Profimannschaft debütiert. Am Mittwoch haben sie dem Mittelfeldspieler einen neuen Vertrag gegeben. Mit mehr Gehalt, einer Laufzeit bis 2010 und einer festgeschriebenen Ablösesumme – die liegt bei 150 Millionen Euro.

Eine Junioren-WM gilt alle zwei Jahre als die wichtigste Fußballbörse der Welt. Hier spielen die Stars der Zukunft. Maradona (1979), Marcelinho (1993) Riquelme (1997) und Ronaldinho (1999) haben bei der U-20-WM Aufsehen erregt. Die südamerikanischen Spieler dominieren das Turnier seit der Premiere im Jahre 1977. Argentinien und Brasilien haben den Titel je vier Mal gewonnen. „Beide Nationen haben einen Riesenfundus an Nachwuchsspielern, und die Klubs bieten ihnen früh die Chance auf frei werdende Stammplätze“, sagt der deutsche U-20-Bundestrainer Skibbe

Argentiniens Verteidiger Lautaro Formica erklärt die frühe Affinität zum Fußball so: „Wenn man geboren wird, geben sie dir einen Ball.“ Argentinien besitze „ein unerschöpfliches Reservoir an technisch herausragenden Spielern“, sagt Juniorentrainer Francisco Ferrari. Auch deutsche Klubs nutzen diese Qualität. Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg unterhalten beste Kontakte nach Brasilien und Argentinien. Ein Mann wie Messi ist ihnen aber entgangen. Der Linksfüßer lebt mit seinen Eltern in Barcelona. „Er ist das Juwel des Vereins“, sagt Barca-Präsident Joan Laporta.

Die europäischen Mannschaften haben bei dieser WM keine Rolle gespielt. Michael Skibbe weiß, warum. Als seine U 20 im Viertelfinale gegen Brasilien verloren hatte, wurde er nach den Gründen für die Überlegenheit der Südamerikaner gefragt. Seine Antwort: „Es fällt dem Brasilianer leichter, Fußball zu spielen.“

Ulrich Hartmann

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