zum Hauptinhalt

Sport: Von Stykkishólmur bis Mikronesien

Stefan Hermanns über David Beckham und die Globalisierung der Fußballwelt Kann sich eigentlich noch jemand an die Zeit erinnern, als David Beckham Fußballer war, nichts als Fußballer? Lange her.

Stefan Hermanns über David Beckham und die Globalisierung der Fußballwelt

Kann sich eigentlich noch jemand an die Zeit erinnern, als David Beckham Fußballer war, nichts als Fußballer? Lange her. Beckham hat seitdem viele Rollen gespielt, er ist Trendsetter gewesen, Frisurenmodell, Ehemann eines Popstars, selbst Popstar, Werbefigur und einiges mehr. Seit gestern ist der 28Jährige auch noch „Symbol des Fußballs und der postmodernen Welt“. So jedenfalls hat ihn Florentino Perez, der Präsident von Real Madrid, bezeichnet, als Beckham mit einigem Tamtam bei seinem neuen Arbeitgeber vorgestellt wurde.

Perez kennt sich damit aus. Real Madrid ist schließlich selbst so etwas wie ein Symbol der postmodernen Welt. Real ist der Vorreiter der Globalisierung; Real interessiert sich weniger für Celta de Vigo als für den asiatischen Markt, und dass Beckham in der neuen Saison für das All-Star-Team aus Madrid spielt, hat weniger sportliche Gründe als werbetechnische. Das finanzielle Wagnis seiner Verpflichtung ist nach Ansicht der Kluboberen schon deshalb überschaubar, weil sich die Maßnahme gewissermaßen selbst refinanziert. Die weißen Trikots mit der Nummer 23 und dem Namen „BECKHAM“ auf dem Rücken sollen nun millionenfach verkauft werden – von Stykkishólmur am Vulkan Snäffelsjökull bis Lubumbashi, von Kitakyushu bis Mikronesien.

Ja, ja, auch Mikronesien. Die Eingeborenen von Mikronesien verlangen in diesen Tagen ebenfalls Zutritt auf die große Bühne. „Wir sind die Neugeborenen der Fußball-Welt“, sagt Tod Rustein, der Kotrainer der mikronesischen Nationalelf. Sie hat gerade bei den Pazifik-Spielen auf den Fidschi-Inseln ihre ersten Länderspiele bestritten. 0:17 verloren die Mikronesier gegen Tahiti, 0:18 gar gegen Neu- Kaledonien. Es ist ein schwieriger Anfang, „aber es ist ein Anfang“, sagt Rustein. Bei der Vorbereitung auf das Turnier standen den Spielern von Mikronesien weder Fußballschuhe zur Verfügung noch geeignete Trainingsplätze. Dem Verband fehlt das Geld.

Vielleicht sollte Mikronesien David Beckham verpflichten, dessen Namen auf das Nationaltrikot flocken und es überall im globalen Dorf verkaufen. Von den Millionen-Einnahmen könnte der Verband dann Schuhe für seine Nationalspieler anschaffen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false