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Sport: Von wegen Fußball-Herrlichkeit

Als Schiedsrichter Stephan Kammerer das Pokalspiel des 1. FC Union in Ulm am späten Mittwochabend endlich abgepfiffen hatte, steanden nicht mehr viele Zuschaer auf den Tribünen des Donaustadions.

Als Schiedsrichter Stephan Kammerer das Pokalspiel des 1. FC Union in Ulm am späten Mittwochabend endlich abgepfiffen hatte, steanden nicht mehr viele Zuschaer auf den Tribünen des Donaustadions. Eine Viertelstunde hatte dem Berliner Zweitligisten gereicht, um das Achtelfinale des DFB-Pokals zu erreichen. Die Köpenicker siegten beim fünftklassigen SSV Ulm vor 5000 Zuschauern verdient mit 3:0 (0:0).

Vor genau einem Jahr hatten beide Mannschaften schon einmal gegeneinander gespielt. Damals kickte Ulm noch in der Zweiten Liga, Union in der Drittklassigkeit. Die Unioner gewannen damals überraschend das Pokalspiel 4:2 und zogen später sogar ins Finale ein. Gestern Abend nun war Ulm der Amateurklub. In den vergangenen fünf Jahren haben die Ulmer in allen nur möglichen Ligen gespielt. Erst marschierten sie von der dritten in die Erste Bundesliga, dann folgte der Wiederabstieg in die Zweite Liga, vor einigen Monate ging es dann runter in die Regionalliga. Doch es kam noch härter: Ulm wurde die Regionalliga-Lizemz entzogen, auch noch ein Insolvenzverfahren wurde eröffnet, womit Ulm somit als Absteiger in die Verbandsliga feststand. Dabei hat der Klub gleich den Platz der zweiten Mannschaft eingenommen. Im April 2002 könnte der Verein sogar ganz verschwunden sein. Dann ist die Frist des Insolvenzverwalters abgelaufen. Angeblich sollen Gläubiger über 20 Millionen von dem Fünftligisten fordern.

Gegen Union kehrt ein bisschen Fußball-Herrlichkeit ein, schrieb das "Ulmer Wochenblatt". Eine guter Witz. Der Rasen im Donaustadion war matschig, rund um Ulm lag Schnee. Und ein herrliches Pokalspiel haben die Zuschauer nun wirklich nicht gesehen. Unions Trainer Georgi Wassilew hatte am Morgen noch angekündigt, "auf ein paar Positionen zu rotieren, ohne dass die Qualität verloren geht". Okeke, Kremenliew und Ristic rutschten ins Team. Erlemann, Djurkovic und Widolow wurden für das Zweitligaspiel am Sonntag in Unterhaching geschont.

Nach einer halben Stunde war die Schonzeit zumindest für Widolow vorbei. Der Bulgare kam für den verletzten Ivan Kozak ins Spiel. Viel war bis dahin bei 1. FC Union nicht zusammengelaufen. Zwar kontrollierte die Mannschaft das Spiel, nur kickte sie wesentlich umständlicher als beim 5:1 gegen Alemannia Aachen. Nun ist der SSV Ulm aber nicht die spielerisch kreativste Mannschaft. Hatten die Ulmer einmal Platz, verstolperten sie prompt den Ball. Fußball-Herrlichkeit? Guter Witz.

Zumindest die wenigen Berliner Fans durften an diesem Abend dann doch noch jubeln. Als Ulm zu Ende der zweiten Halbzeit besser ins Spiel kam, traf Unions Cristian Fiel zur Führung (77.). Drei Minuten später erhöhte der eingewechselte Djurkovic auf 2:0. Zehn Minuten vor dem Abpfiff erzielte Unions Mannschaftskapitän Menze das 3:0.

Auf Unions Abwehr war fast während des gesamten Spiels Verlass. Torhüter Beuckert musste in der ersten Halbzeit keinen einzigen Schuss parieren, nach der Pause hatten die Ulmer zwei, drei halbwegs passable Möglichkeiten. Neben der Abwehr gefielen auch Kozak, Fiel und Menze. "Ulm hat lange gut mitgehalten, an unserem verdienten Sieg gibt es aber nichts zu rütteln", kommentierte Trainer Wassiliew sichtlich zufrieden.

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