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Bittere Pleite. Trauer bei Bayern-Fans nach der Finalniederlage gegen Chelsea.

© dpa

Vor dem Auftakt gegen Valencia: FC Bayern: "Keiner kann das Spiel gegen Chelsea vergessen"

Die Finalniederlage aus der Vorsaison gegen den FC Chelsea will Bayern München schnell vergessen machen. Doch bittere Pleiten werden für den Rekordmeister langsam zur Tradition.

Die Bayern machten ein gutes Spiel im Finale, nur nützte ihnen das nach dem Schlusspfiff nichts mehr. Der Gegner aus England stand tief, die Bayern rannten an, sie erspielten sich reihenweise Torchancen – und vergaben sie aber auch reihenweise. Der FC Bayern München hätte sich den Titel in der Königsklasse verdient gehabt, doch dann kam die 67. Minute, die Abwehr verlor einmal die Orientierung – und es stand 0:1. Der Titel im Europapokal der Landesmeister 1982 ging nicht an München. Er ging an Aston Villa.

Klaus Augenthaler erinnert sich noch genau an das verlorene Finale in Rotterdam. „Es war wie 2012 gegen Chelsea“, sagt er, „wir waren viel besser und haben trotzdem verloren“. Augenthaler ist Weltmeister geworden 1990 in Italien, aber mit Finalniederlagen kennt er sich trotzdem aus. Auch 1987 verloren seine Bayern im Endspiel des Landesmeisterpokals – allerdings ohne ihn, er war gesperrt – mit 1:2 gegen den FC Porto. Vor dem ersten Spiel in der Champions League gegen den FC Valencia am heutigen Mittwoch (20.45 Uhr/live im ZDF) seit der Niederlage gegen Chelsea weiß er deshalb, wie den Spielern zumute ist. Allerdings fällt die Antwort anders aus, als man im ersten Moment vermuten würde. „Chelsea ist ausgeblendet“, sagt der frühere Libero des FC Bayern, „die Spieler ziehen aus der Niederlage höchstens Stärke für diese Saison“.

Hier noch einmal die Bilder zum Champions-League-Finale zwischen Bayern und Chelsea:

Es ist eine gewagte These, die Augenthaler in den Raum stellt, wenn man die Ereignisse nach dem Finale noch einmal in Erinnerung ruft. Die eigenen Fans pfeifen Arjen Robben aus, der einen Strafstoß vor dem Elfmeterschießen vergeben hatte. Bastian Schweinsteiger erholt sich wochenlang nicht von der Niederlage und schleppt sich durch die Europameisterschaft. Karl-Heinz Rummenigge hat deshalb vor dem Vergleich mit den Spaniern noch einmal kundgetan, dass beim FC Bayern „keiner dieses Spiel gegen Chelsea vergessen“ kann.

Von „Wehmut“ sprach der Vorstandsvorsitzende, um dann pflichtschuldig bajuwarisches Selbstbewusstsein zur Schau zu stellen: „Aber es existiert gleichzeitig der Hunger, diesen Pokal irgendwann zu holen. Unsere Mannschaft ist sehr motiviert.“ Denn genau so kam es ja schon nach dem verlorenen Champions-League-Finale 1999 gegen Manchester United, als Bayern München höchst unglücklich den sicher geglaubten Sieg doch noch aus der Hand gab. Das Trauma sollte nicht allzu lange währen. Bereits zwei Jahre später gewann die Mannschaft das Finale gegen den heutigen Gegner aus Valencia im Elfmeterschießen.

Das Valencia-Spiel steht im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung

Das erste englische Trauma. Der Kopfball von Bayern Münchens Udo Horsmann (2.v.l.) geht weit am Tor von Aston Villa vorbei. Villas Allan Evans (l.) und Horsmanns Teamgefährten Hans Weiner (3.v.l.) und Klaus Augenthaler (2.v.r.) schauen dem Ball gebannt hinterher. Am Ende verliert der FC Bayern das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister 1982 gegen Aston Villa 0:1.
Das erste englische Trauma. Der Kopfball von Bayern Münchens Udo Horsmann (2.v.l.) geht weit am Tor von Aston Villa vorbei. Villas Allan Evans (l.) und Horsmanns Teamgefährten Hans Weiner (3.v.l.) und Klaus Augenthaler (2.v.r.) schauen dem Ball gebannt hinterher. Am Ende verliert der FC Bayern das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister 1982 gegen Aston Villa 0:1.

© picture-alliance / dpa

Dass Chelsea also ausgeblendet ist, dieser Teil von Augenthalers Theorie dürfte Wunschdenken der Bayernfans bleiben. Das Spiel heute Abend gegen Valencia wird noch einmal ganz im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung stehen. Dass die Finalniederlage aber nicht mehr unbedingt hinderlich sein muss, diesen Gedanken unterfüttert Augenthaler gleich mit mehreren Argumenten. „Die Niederlage ist lange genug her, um sie zu verwinden, außerdem sind neue Spieler von großer Qualität da, die frischen Wind bringen“, sagt der derzeit arbeitslose Trainer. Was aber noch viel wichtiger sei: „Gerade Spieler wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger wollen die ewigen Sticheleien nicht auf sich sitzen lassen und werden deshalb erst recht angreifen.“ Was er meint, sind die immer lauter werdenden Stimmen, dass die beiden nicht Führungsspieler genug seien, um Titel zu holen.

Die Aussagen der Spieler lassen darauf schließen, dass die Thesen von der besonderen Motivation in der Champions League stimmen. Nach drei Siegen aus drei Spielen in der Bundesliga wäre es in München ja grundsätzlich nichts Neues, dem Konkurrenten Borussia Dortmund eine kernige Ansage für die Meisterschaft zu machen. Außer kleinen Störfeuern von Präsident Uli Hoeneß haben sich die Spieler allerdings bisher verbal zurückgehalten. Bereits kurz nach dem Sieg gegen Mainz sprachen sie dafür nur noch von der Partie gegen Valencia. „Jeder von uns freut sich auf Mittwochabend“, sagt Schweinsteiger. „Jetzt geht die Saison richtig los“, sagt Lahm.

Die Spannung vor der ersten Partie im europäischen Wettbewerb seit dem verlorenen Finale, sie ist in München also aufgeladener als sonst. Die Chance, es diesmal besser machen zu können, „muss uns pushen und nicht hemmen“, fordert Verteidiger Holger Badstuber, ganz im Sinne von Klaus Augenthaler. Auch die beiden Außendribbler Franck Ribéry und Arjen Robben wollen dabei mitwirken, sie haben ihre Muskelprobleme überwunden und wieder mit der Mannschaft trainiert.

Zuversichtlich stimmt die Bayern für den Auftakt aber auch noch ein ganz anderer Blick in die Vergangenheit. Die Spanier, warnt Philipp Lahm zwar, seien „eine Topmannschaft“ und neben Real Madrid und dem FC Barcelona fast immer unter den drei besten Mannschaften in Spanien. Neuzugang Javi Martinez analysiert, dass Valencia hohes Tempo gehen und viel Druck machen kann. Aber Valencia war eben auch 2001 im Finale der Champions League Gegner des FC Bayern. Und damals gewannen die Münchner im Elfmeterschießen ihren bisher letzten Titel im Europapokal. Und der Weg zu diesem Triumph führte durch ein eben so tiefes Tal.

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