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DEG-Coach Jeff Tomlinson

© dpa

Vor dem Duell gegen die DEG: Emotionaler Nachmittag für Ex-Eisbär Tomlinson

Ex-Eisbären-Spieler Jeff Tomlinson sitzt in Düsseldorf auf der Trainerbank. Unter ihm soll die DEG aggressiver, offensiver und schneller spielen.

Berlin - Zehn Jahre sind in der schnelllebigen Deutschen Eishockey-Liga (DEL) eine lange Zeit. Jeff Tomlinson war so lange in Berlin bei den Eisbären. Zunächst als zuverlässiger Stürmer und dann als Trainer der Zweiten Mannschaft und schließlich als Kotrainer von Don Jackson. Tomlinson war ein Mann für den Hintergrund, in Berlin. In Düsseldorf sieht das nun anders aus, dort steht Tomlinson im Mittelpunkt. Seit dieser Saison ist der Kanadier mit deutscher Staatsangehörigkeit Cheftrainer der Düsseldorfer EG.

Die DEG: Ein Name, der mal für große Qualität im Eishockey gestanden hat, inzwischen aber oft für das herangezogen wird, was im deutschen Eishockey angeblich nicht läuft. Wenn sie in Düsseldorf weinen, dann ist der Widerhall besonders laut. So beklagte sich Geschäftsführer Lance Nethery zu Saisonbeginn über schwindende Zuschauerzahlen in der DEL - und meinte Düsseldorf. Denn während es in der Liga seit Jahren bei den Besucherzahlen nach oben ging, ging es bei der DEG bergab. Selbst Schuld. Wer zu lange alten Erfolgen und Traditionen hinterher heult, darf sich nicht wundern, wenn keine neuen Fans nachwachsen. Jeff Tomlinson hat in dieser Hinsicht "in kurzer Zeit in Düsseldorf schon viel gehört". An jeder Ecke werde gemeckert, würden so angeblich wichtige Dinge diskutiert "ob nun in den Spielpausen Musik gespielt werden darf oder nicht".

Nach dem Umzug aus dem so traditionsreichen wie unzeitgemäßen alten Stadion an der Brehmstraße in den modernen aber ungünstig gelegenen Dome in Rath lief es zwar sportlich schon mal passabel - 2009 stand die DEG im Finale gegen die Eisbären - aber wirtschaftlich mau. Ausgezogen aus der Brehmstraße und nie angekommen in Rath: das ist die DEG 2010. Jeff Tomlinson hat die Bestandsaufnahme längst gemacht. "Hier geht es nicht darum, dass wir mal ein gutes Spiel machen. Dann kommen eine Woche später auch nur 4000 Zuschauer. Hier müssen wir uns langfristig wieder Sympathien erarbeiten. Wir müssen ein begeisterndes, einen konstant gutes und unverwechselbares Produkt schaffen. Das ist die Herausforderung."

Bislang lief es unter Tomlinson mittelprächtig. Unter ihm soll die DEG aggressiver, offensiver und schneller spielen als unter Vorgänger Harold Kreis. "Das dauert bis das alle Spieler auch verinnerlicht haben", sagt Tomlinson. Und es kann auch ganz schön daneben gehen, wie bei der 3:7-Heimniederlage gegen Augsburg, als die DEG vier Gegentore bei eigener Überzahl kassierte. Am Freitag allerdings gelang ein 6:3-Auswärtsieg in Iserlohn.

Jeff Tomlinson ist optimistisch, dass er sein Projekt durchziehen kann. "Wir sind eine junge Mannschaft, spielen mit vier Reihen, erkämpfen uns die Sympathien - auch wenn wir noch dazulernen müssen." Wie der neue Trainer, der mit 40 Jahren erstmals Chef hinter der Bande ist? Er sehe sich nicht als Neuling, sagt Tomlinson. "Meine Arbeit hier unterscheidet sich nicht so sehr von meiner Arbeit in Berlin." Nur das da der Don Jackson in ab und an mal gesagt habe: "Jeff, kannst du mal dies oder das machen." Jetzt habe er mehr Macht und Verantwortung. "Jeden Tag mit den Medien umgehen zu müssen, das ist eine Herausforderung für mich. Da muss ich noch dazulernen", sagt Tomlinosn.

Wenn es um die Schwächen und Stärken seines ehemaligen Arbeitgebers geht, dann kann Tomlinson kaum jemand etwas erzählen. "Ich kenne das Berliner Team besser als fast jeder andere", sagt er vorsichtig. Seinen alten Chef, der Don Jackson, den mag er ja. Ohnehin wird der Sonntagnachmittag in der Berliner Arena beim Spiel seiner Düsseldorfer (Beginn 14.30 Uhr) bei den Eisbären ein emotionaler Nachmittag für Jeff Tomlinson. Gern wäre ja in Berlin geblieben, aber die Chance in Düsseldorf, die musste er ergreifen.

Sonntag hofft er erstmals seit Jahren darauf, dass die Eisbären verlieren. "Einen Spielplan haben wir auch schon, wir sind vorbereitet darauf, zu gewinnen", sagt er. "Aber die Berliner spielen so schnell, dass mancher Plan dann schnell zerstört ist." Wie das so ist im schnellen Eishockey.

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