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Aristoteles, griechischer Abwehrstar dank Monty Python - hier als Statue in Thessaloniki.

© AFP

Vor dem EM-Viertelfinale: Für Griechenland steht Aristoteles in der Abwehr

Ich denke, also spiele ich: Schon vor 30 Jahren wusste Monty Python, dass Philosophie und Fußball zusammengehören. Sehen Sie hier das Video zum legendären Duell Deutschland gegen Griechenland - mit Aristoteles in der Abwehr und Karl Marx als Ersatzstürmer.

„Ich denke, ich habe der Mannschaft helfen können.“ Das sagen erfolgreiche Spieler heute gerne nach einem Match. Seit etwa zwei Jahren, denke ich gefühlt, haben fast alle, die sich in stolzer Bescheidenheit üben, dieses Helfersyndrom. Vor allem aber beginnen deutsche Fußballprofis ihre Sätze regelmäßig mit „Ich denke“. Bevor so viel gedacht wurde, hieß es auf Reporterfragen eine Zeit lang immer als Erstes „Ja, gut, …“. Aber das war in den Jahren um die WM 2006, als Franz Beckenbauer interviewmäßig noch ein Vorbild war.

Allerdings begann schon damals der gedankliche Aufschwung. Plötzlich hatten fast alle – zuerst die Trainer, dann die Spieler – auch eine „Philosophie“. Flache Bälle, keine hohen Pässe, frühes Pressing, das ist nun keine Frage mehr der schnöden Taktik. Das ist Philosophie. Jürgen Klopp besitzt die Dortmunder Philosophie, Jogi Löw prägt die deutsche Philosophie (eine Prise Dortmund, ein Schuss Barcelona, viel Bayern). Nur Hertha hatte wohl keine Philosophie.

Ende letzten Jahres ist in São Paulo übrigens Sócrates gestorben. Nicht durch einen einzigen Schierlingstrunk, sondern auf Grund leider zu vieler Drinks. Trotzdem war der antike Denker das Vorbild des früheren Kapitäns der brasilianischen Nationalmannschaft. Und dass Philosophie und Fußball (alias Kopfball) irgendwie zusammengehören, hat auch Monty Python gewusst. Vor exakt 30 Jahren haben die Pythons im fernen Hollywood das legendäre „Philosopher’s Football Match“ veranstaltet, zwischen Deutschland und Griechenland. Mit Leibnitz im deutschen Tor und Kant, Hegel, Schopenhauer in der Verteidigung, auf der anderen Seite Plato im Tor, Aristoteles in der Abwehr und Sokrates als Spielmacher mit der Nummer 10. Sokrates in seiner weißen Toga schoss Griechenland damals zum Sieg, während den Deutschen (in schwarz-weißen Bratenröcken) auch die Auswechslung ihrer Nummer 9 Wittgenstein gegen den Ersatzstürmer Karl Marx nichts mehr nützte.

Sehen Sie hier das legendäre Monty Python-Video:

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Der Kopf ist rund wie der Ball, damit er in viele Richtungen fliegen und denken kann. Die innigste Dialektik hat dabei Deutschlands aktueller Ersatztorhüter Ron-Robert Zieler schon vor der EM in der „Sportschau“ formuliert: „Ich denke, dass ich mich selbstbewusst fühle.“ Denn, so der nächste Satz, „ich mache mir keine Gedanken.“

Gedanken aber machen sich einige wirkliche Denker. So hat Kapitän Philipp Lahm, als er direkt nach dem Spiel gegen Holland mit der säuerlichen Reporterfrage konfrontiert wurde, warum es am Ende noch mal eng geworden sei, souverän gekontert: „Reden wir doch erst mal über das Positive.“ Über einen starken Sieg. Auch der große Schweinsteiger denkt – und sagt doch nie eigens, dass er es tut. Wahrscheinlich macht ihn auch das zum Hegel und Hebel unserer Mannschaft.

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