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Viel Betrieb auf dem Trainingsplatz. Bis auf den erkrankten Maik Franz sind bei Hertha BSC alle Spieler fit.

© dpa

Vor dem Spiel gegen Bochum: Positive Endzeitstimmung bei Hertha

Noch 50 Tage bis zum Aufstieg? Der Berliner Zweitligist startet mit dem Heimspiel gegen den VfL Bochum in den Schlussspurt. Trainer Jos Luhukay kennt im Moment keine Personalsorgen.

Im Sport lässt sich gelegentlich ein medizinisches Phänomen beobachten, dem Wissenschaft und Forschung bisher weitgehend ratlos gegenüberstehen. Empirische Erhebungen haben ergeben, dass Endspiele jeglicher Art lindernde Wirkung besitzen. So wie rund um Freundschaftsländerspiele vermehrt taktische Oberschenkelverletzungen auftauchen, so ist kurz vor Pokalendspielen das genaue Gegenteil zu beobachten: Fußkranke können plötzlich wieder sprinten, Prellungen, Zerrungen und Stauchungen schmerzen auf einmal nicht mehr. Es ist gut möglich, dass von diesem Phänomen gerade auch Hertha BSC profitiert. Der Berliner Fußball-Zweitligist und sein Trainer Jos Luhukay kennen im Moment jedenfalls keine Personalsorgen. Fast alle Spieler sind für das heutige Heimspiel gegen den VfL Bochum (13 Uhr) einsatzbereit, allein Maik Franz fällt wegen eines grippalen Infekts ein paar Tage aus.

Man hat das Gefühl, dass auch bei Hertha niemand die entscheidenden Tage und Stunden verpassen will, die jetzt anstehen. Positive Endzeitstimmung macht sich breit, zumal die Berliner nach der letzten Länderspielpause dieser Spielzeit mit zwei Heimspielen in die Schlussphase der Saison starten. Nach dem Abstiegskandidaten VfL Bochum gastiert am Montag übernächster Woche der mutmaßliche Mitaufsteiger Eintracht Braunschweig im Olympiastadion.

Exakt 50 Tage sind es noch, bis am 19. Mai mit dem Heimspiel gegen Energie Cottbus für Hertha die Saison zu Ende geht – und damit vermutlich auch der Zwangsaufenthalt in der Zweiten Liga. Es sind zwar noch acht Spieltage zu spielen, aber acht Spieltage werden die Berliner nach menschlichem Ermessen nicht mehr warten müssen, bis ihre Rückkehr in die Bundesliga amtlich ist. Eigentlich alles spricht für Hertha. Von den acht ausstehenden Begegnungen bestreiten die Berliner fünf vor eigenem Publikum. Dazu ist Hertha bisher die stabilste Mannschaft des Klassements gewesen, auch wenn sich Braunschweig am Freitagabend durch einen 2:1-Sieg gegen Dynamo Dresden die Tabellenführung zunächst einmal zurückerobert hat.

Zwölf Punkte beträgt Herthas Vorsprung auf den Relegationsplatz, den derzeit der 1. FC Kaiserslautern besetzt. Im günstigsten Fall – Hertha gewinnt alle Spiele, die Konkurrenz verliert alle – könnten die Berliner den Aufstieg schon in zwei Wochen, am 29. Spieltag beim FC Ingolstadt, perfekt machen. Gewinnt hingegen auch Kaiserslautern sämtliche Begegnungen, müsste Hertha immerhin noch bis zum 31. Spieltag (beim FC St. Pauli) warten, ehe auch theoretisch alles klar wäre. Jos Luhukay weiß, dass solche Rechnungen derzeit zuhauf angestellt werden; aber das ändert nichts daran, dass er sie nicht mag. „Es hilft uns natürlich nicht, dass nur noch über den Aufstieg gesprochen wird“, sagt er. „Dann besteht die Gefahr, dass wir Spiele verlieren.“

Bisher ist seine Mannschaft allerdings nicht dadurch aufgefallen, dass sie das Hier und Jetzt zugunsten irgendwelcher Träumereien vernachlässigt. Dazu ist der interne Konkurrenzdruck auch zu hoch – erst recht, wenn Luhukay wie jetzt fast alle Spieler zur Verfügung stehen. „Das macht es nicht einfach, die 18 Spieler für den Kader auszuwählen“, sagt Herthas Trainer. Diesmal war es so schwierig, dass Luhukay für die Übernachtung im Mannschaftshotel sogar einen Mann mehr nominiert hat und den Kader erst am Spieltag auf die Sollstärke reduzieren wird. Roman Hubnik, Fabian Holland, Marvin Knoll, Hany Mukhtar, Felix Bastians und Shervin Radjabali-Fardi haben es nicht einmal ins vorläufige Aufgebot geschafft.

„Die Konkurrenzsituation ist besser als in der Hinrunde, das macht die Situation schwieriger“, sagt Luhukay. Nach der Winterpause sind einige Spieler zurückgekehrt, die ihrem Selbstverständnis nach einen natürlichen Anspruch auf einen Stammplatz besitzen. Eine tragende Rolle aber hat bisher keiner von ihnen eingenommen, weder Pierre-Michel Lasogga oder Änis Ben-Hatira noch Maik Franz oder Christoph Janker. Luhukay hält das für einen vollkommen normalen Vorgang. Zum einen braucht es nach einer langen Verletzung Zeit, bis die volle Leistungsfähigkeit wieder hergestellt ist; zum anderen hat es laut Luhukay „etwas mit Respekt vor der Leistung der Spieler zu tun“, die ihren Job in der Vorrunde hervorragend erledigt haben. „Wir haben mit den Spielern, die da waren, das Maximale rausgeholt“, sagt Herthas Trainer.

Im Kleinen gilt das auch für die heutige Besetzung im rechten Mittelfeld. Marcel Ndjeng ist nach seiner Verletzung wieder fit; anderseits hat sein Vertreter Sami Allagui ihn durchaus anständig vertreten. Luhukay weiß noch nicht, für wen er sich entscheidet. „Ich schaue, was das Beste für die Mannschaft ist“, sagt er. Was anderes hätte man von ihm auch nicht erwartet.

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