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Alltäglicher Jubel. Dominik Klein und der THW Kiel gewannen neun der letzten zehn nationalen Meistertitel im Handball. Heute spielen die Kieler bei den Füchsen Berlin.

© dpa

Vor dem Spiel gegen die Füchse Berlin: THW Kiel: Aufbruch nach dem Umbruch

Handball-Rekordmeister Kiel hat sich wieder von der Konkurrenz entfernt. Auch bei ihrem Gastspiel in Berlin gelten die Norddeutschen als Favorit.

Im Grunde hat die Anreise nach Berlin schon am Mittwoch begonnen. Immer diese Umwege! Den THW Kiel verschlug es unter der Woche vor dem Punktspiel gegen die Füchse Berlin (16.15 Uhr/Max-Schmeling-Halle, live bei Sport1) nach Brest in Weißrussland. Gute 1000 Kilometer im Charterflieger hin, mal eben ein Spiel in der Champions League gewonnen, dann direkt weiter nach Berlin, 45 Stunden später wieder Bundesliga. „Das sind so Tage, an denen man entweder im Flieger oder im Hotel ist, wenn man nicht gerade spielt“, sagt Dominik Klein, „aber wir kennen das ja.“ Der 30-Jährige kennt es sogar noch besser als all seine Kollegen, weil er dienstältester Spieler beim deutschen Handball-Rekordmeister ist. „Englische Wochen sind bei uns völlig normal“, sagt Klein. Sie gehören zum Selbstverständnis des Klubs, das der Linksaußen so formuliert: „Wir sind der THW Kiel. Wir müssen immer um alle Titel mitspielen. Ein Jahr ohne Titel ist hier schwer zu vermitteln.“ Daran hat sich auch in der Spielzeit 2014/15 nichts geändert.

Umso größer war das Erstaunen über die Ergebnisse zu Saisonbeginn. Zunächst unterlagen die Kieler in Lemgo (21:27) und wenig später sensationell in Balingen (21:22). Machte vier Minuspunkte nach drei Spielen – für derartige Statistiken muss man schon lange in der Vereinschronik kramen. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren stürmte der THW mit 68:0 Punkten durch die Bundesliga und gewann zudem die Champions League und den DHB-Pokal. Niederlagen in Lemgo und Balingen passen dazu so gar nicht. „Andererseits muss man auch ganz ehrlich sein“, sagt Klein, „wir haben einen großen personellen Umbruch vollzogen.“ Neben Klein stehen nur noch vier Spieler von einst im Kader: Aron Palmarsson, Filip Jicha, Christian Sprenger und Andreas Palicka.

Erfolgreich selbst im Übergangsjahr

Genau in dieser Wandelbarkeit liegt die Stärke des Vereins: Nach besagtem Triple, also im Moment des größtmöglichen Triumphes, sortierte Trainer Alfred Gislason seinen Kader einmal fast neu. Ihm kommt natürlich zugute, dass der THW seit Jahren über den höchsten Etat verfügt, in dieser Saison beträgt er zehn Millionen Euro. Mit dem finanziell in Notlage geratenen HSV Handball ist dem Rekordmeister wirtschaftlich wie sportlich zudem der einzig dauerhafte Konkurrent des letzten Jahrzehnts abhandengekommen. Andererseits haben die Kieler ihren Vorsprung auf die Konkurrenz selbst in der Zeit behaupten können, als der HSV noch mit allen Mitteln dagegensteuerte: Sie holten neun der letzten zehn Meistertitel und gewannen sechs der letzten acht Endspiele um den DHB-Pokal.

„Man muss den Leuten hier im Klub ein großes Kompliment machen, weil sie es immer wieder schaffen, extrem gute Teams zusammenzustellen“, sagt Klein. Selbst in der vergangenen Saison, als dem THW ein Übergangsjahr prognostiziert wurde, hat es noch für den Meistertitel und den Einzug ins Champions-League-Finale gereicht.

Kaum Grund zur Hoffnung für die Konkurrenz

Viereinhalb Monate später haben sich die Kieler wieder ein Stückchen entfernt von der Konkurrenz, auch wenn die Ergebnisse vielleicht anderes vermuten lassen. Vor der Saison wurde der Kader massiv aufgerüstet: mit dem deutschen Nationalspieler Steffen Weinhold, dem amtierenden Welthandballer Domagoj Duvnjak aus Kroatien und dem spanischen Nationalspieler Joan Canellas kamen drei Rückraumspieler der Extraklasse, die zuvor für Flensburg (Weinhold) und Hamburg (Duvnjak, Canellas) aktiv waren.

Ein wenig Mut macht der Konkurrenz und dem neutralen Beobachter da höchstens, dass sich die Zugänge erst zurechtfinden müssen. „Wenn man auf so zentralen Positionen drei neue Spieler bekommt, funktioniert das nicht von heute auf morgen“, sagt Klein, „dafür ist das System, das wir spielen, einfach zu komplex.“

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