zum Hauptinhalt
Hertha im freien Fall? Maskottchen Herthinho hat immerhin ein Seil mit, um sich von einem Hotel in die Tiefe zu stürzen.

© dapd

Vor dem Spiel gegen Hoffenheim: Hertha BSC demonstriert Zusammenhalt

Gemeinsamer Abend der Spieler, Lob vom Trainer für die "Jungs": Hertha BSC tut vor dem Spiel gegen Hoffenheim alles, um den Teamgeist zu beschwören. Nur um vom Gegenteil abzulenken oder steckt doch mehr dahinter?

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) meint es gut mit Hertha BSC. Wegen des DFB-Pokalendspiels am Samstag kommender Woche im Olympiastadion wurde das erste Relegationsspiel einen Tag vorverlegt, auf Donnerstag, den 10. Mai. So müssten es die Berliner, falls sie es denn in einen Vergleich mit dem Zweitligadritten schaffen, einen Tag weniger miteinander aushalten.

Denn vor dem letzten Bundesliga-Spiel am Samstag gegen die TSG Hoffenheim deutet sich an, dass manche nicht mehr so gut miteinander können. Da wird schon mal intern übereinander gelästert. Oder jemand aus Gründen abseits des Sportlichen suspendiert. So wie Tunay Torun, der wie Alfredo Morales ins U-23-Exil geschickt wurde.

Dabei ist und war Zusammenhalt eine der wichtigsten Währungen im Abstiegskampf. Siehe Mönchengladbach vor einem Jahr. Oder Freiburg in dieser Rückrunde. Der SC opferte gar sechs aussortierte Spieler für den Betriebsfrieden.

Den meint Hertha auch in der eigenen Belegschaft ausgemacht zu haben, zumindest jetzt, vor der letzten Chance auf den Klassenerhalt. „Die Jungs haben sich sehr gut verhalten in dieser Woche“, lobte Trainer Otto Rehhagel, „sie haben sich mit Frauen und Kindern zu einem gemeinsamen Abend getroffen und Zusammenhalt dokumentiert.“

Alle Spiele, nicht so viele Tore: Herthas Saison im Rückblick.

Wer etwas dokumentiert, der erweckt jedoch immer ein wenig den Eindruck, er müsse vom Gegenteil ablenken. Rehhagel betont, dass nicht alles, was kolportiert werde, aus erster Hand stamme. „Die Jungs halten zusammen und verstehen sich gut.“ Wobei auch der 73-Jährige gewisse Reibungen einräumt. „Dass es bei einer Gruppe von 30 Leuten zu Meinungsverschiedenheiten kommt, ist ganz klar“, sagt er. „Da herrscht nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Wo viele Menschen zusammenarbeiten, da kommt es schon einmal zu Irritationen.“

Kobiaschwili bittet die Fans in einem offenen Brief um Unterstützung

Dass Hertha es trotz ausgefeiltester Abschirmungsmaßnahmen nicht schafft, die Irritationen allesamt zu verbergen, deutet darauf hin, dass es sich um ein paar Meinungsverschiedenheiten mehr handelt.

Um kleine, etwa wenn Kapitän Andre Mijatovic wieder ins Training einsteigt und von einer möglichen Rückkehr zu den möglichen Relegationsspielen spricht. Und Rehhagel ihn öffentlich aus diesen Träumen reißt, weil Mijatovic nicht helfen könne, wegen seines Trainingsrückstandes. Oder um nicht ganz so kleine, wegen derer Torun Bedenkzeit in der Reservemannschaft bekam. „Insgesamt sind die Jungs in Ordnung“, versichert Otto Rehhagel. Man könnte es so verstehen: von Einzelfällen abgesehen. „Das Team bereitet sich konzentriert auf Samstag vor“, betont der Trainer.

Zeit, Briefe zu schreiben, war aber noch. Interimskapitän Lewan Kobiaschwili bat die Fans im Namen der Mannschaft in einem offenen Brief auf der Vereinshomepage um Unterstützung. Der supendierte Torun kann die Mannschaft nicht unterstützen. Die Frage ist, ob sich der Verein damit hilft. Oder schadet.

Torun hat zwei der letzten drei Hertha- Tore erzielt. Und Morales musste mit zur U 23, weil er dem Team laut Rehhagel nicht helfen könne. Gegen Hoffenheim kann der einzige Ersatzrechtsverteidiger dann nicht helfen, falls der erste Mann Christian Lell ausfallen sollte. Der 27-Jährige absolvierte am Donnerstag nur Lauftraining, um zu testen, ob es bis Samstag reicht. Ohnehin gehört Lell zu denjenigen, die wegen ihrer Meinungsfreude im Verein nicht nur Freunde haben.

Meinungen sind im und um den Verein herum nicht immer gefragt. Am ungefragtesten ist derzeit die Meinung von Markus Babbel. „Die Mannschaft muss sich davon befreien. Dass es Störfeuer gibt, ist doch normal in dem Geschäft“, sagte Rehhagel über die Äußerungen des früheren Hertha- und jetzigen TSG-Trainers vor dem Spiel. Der Verein hat Babbels Auflösungsvertrag „zur Überprüfung gegeben, das ist unser Recht und unsere Pflicht“, sagte Manager Michael Preetz. Es droht also eine Geldstrafe wegen vereinsschädigender Äußerungen.

Auch zwischen Fans und Mannschaft war der Zusammenhalt schon größer. 45 000 Tickets sind verkauft, über 50 000 Zuschauer werden erwartet. Ausverkauft wird das Spiel, das über Herthas Bundesligaverbleib entscheidet, nicht sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false