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Sport: Vor dem Stadtduell üben sich die Manager Wittmann und Funk als Poltergeister

"Die Capitals sind nur rund um den Kirchturm bekannt, wir dagegen weltweit", sagt Lorenz Funk, Manager der Eisbären. Und sein Pendant auf Seiten der Capitals hält dagegen.

"Die Capitals sind nur rund um den Kirchturm bekannt, wir dagegen weltweit", sagt Lorenz Funk, Manager der Eisbären. Und sein Pendant auf Seiten der Capitals hält dagegen. "Sportlich sind die Eisbären vielleicht bekannt", sagt Roger Wittmann, "weil sie auf einem Kontinent, eben in der Europaliga, Dritter geworden sind. Aber die Welt hat fünf Kontinente und ich weiß, dass die Eisbären im Sommer fast Konkurs waren. Vielleicht war das weltweit bekannt." Poltern ist heute im Berliner Eishockey erste Bürgerpflicht, zumindest für 24 Stunden interessiert der Blick auf die Tabelle Verantwortliche und Fans nicht. Das Derby ist nämlich angesagt, Capitals und Eisbären sehen sich zum zweiten Mal in dieser Saison (19.30 Uhr, Eissporthalle Jafféstraße).

Die erste Runde ging mit 7:0 deutlich an die Hohenschönhausener. Knapp zwei Monate sind seitdem vergangen, geändert hat sich am Kräfteverhältnis im Berliner Eishockey wenig. Die Eisbären konnten inzwischen zwar einen leisen Aufwärtstrend verzeichnen, sportlich stehen aber die Capitals weiterhin besser da. Auch in der Popularitätsskala hat sich kaum etwas bewegt, noch immer rangieren die Eisbären in der Gunst des Berliner Publikums vor den Charlottenburgern. Dies war am vergangenen Wochenende nicht anders, obwohl in Hohenschönhausen nur Durchschnittsware angeboten wurde: 5000 Zuschauer wollten am Sonnabend das Spiel der Eisbären gegen Kassel sehen. Die Capitals, am Freitag noch beim Tabellenführer Köln erfolgreich, mussten am Sonntag gegen Rosenheim vor halbleeren Rängen spielen. Immerhin, heute werden über 6000 Besucher - also doppelt so viele wie am Sonntag - an die Jafféstraße kommen, zur Hälfte allerdings Dank des Anhangs der Gäste aus dem Berliner Osten.

"Fans hin oder her - unser Stamm von Anhängern, der ist schon etwas besonders", glaubt Wittmann, schließlich hätten die Fans der Capitals den Verein im letzten Jahr trotz sportlicher Misere nicht in Stich gelassen. Und wenn die Halle auch nur zum Derby ausverkauft sei, dann sei das immer noch besser als nie ausverkauft. "Das Geld der Eisbären-Fans nehmen wir auch", sagt Wittmann, "oder steht da etwa ein Name drauf?"

Man habe einen Markennamen etabliert, losgelöst vom sportlichen Erfolg. Denn der sei letztlich nur bis zu einem gewissen Grade kontrollierbar, glaubt Moritz Hillebrand, bei den Eisbären für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Deshalb stehe man beim Publikum besser da als die Capitals. Geliebt in Berlin, mitunter angefeindet im Rest der Republik, dass sei charakteristisch für den Klub aus Hohenschönhausen. "Wenn wir auswärts spielen", sagt Hillebrand, "da gibt es jedes Mal die Ohren voll. Einen Hassgesang auf die Capitals kenne ich dagegen nicht." Der Namenssalat der letzten Jahre, er hat in der Öffentlichkeit offensichtlich Verwirrung gestiftet. "Da weiß nur noch der Fan was läuft", meint Funk, "sonst hat keiner eine Ahnung mehr, wer da spielt: Capitals, Preussen oder Caps. Stell dir vor, ich will einen Fernseher von einer bestimmten Marke kaufen, und die Marke hat drei verschiedene Namen".

Dass sich die Capitals seit dieser Saison den Beinamen "die Preussen" gegeben haben, kann Funk überhaupt nicht nachvollziehen: "Wir nennen uns ja auch nicht die Dynamos." Nein, da stelle man sich im Sportforum doch weitaus geschickter an, meint der Eisbären-Manager. "Wir sind zwar keine gelernten Marketing-Profis, aber wir verkaufen unseren Sport seit einigen Jahren nicht schlecht."

Die Antwort folgt auf dem Fuße. "Ich betreibe hier doch keine Vergangenheitsbewältigung", sagt Roger Wittmann. "Ich habe keine Lust, mich dauernd über den Vereinsnamen zu unterhalten. Um einen Vergleich zwischen beiden Klubs heranzuziehen, braucht man doch nur auf die Tabelle zu schauen. Wir haben fünf Spiele weniger bestritten und trotzdem zwei Punkte mehr auf dem Konto." Tatsächlich, der Vorletzte der zurückliegenden Spielzeit hat sich in die Spitze hochgespielt. Die Eisbären, im Vorjahr noch Halbfinalteilnehmer, mühen sich hingegen im Mittelfeld der Liga. Und auf dem Eis interessiert es nun mal wenig, ob man nur "um den Kirchturm herum" oder "weltweit" bekannt ist.

Die Favoritenrolle geht heute an den von Funk schon mal als "Charlottenburger Kiezklub" titulierten Verein, der Kantersieg der Eisbären vom 24. Oktober ist ein Muster ohne Wert. Dies möchte der Manager der Capitals dann auch mit einem leicht ins martialisch gehenden Aussage untermauert sehen. "Es geht im Leben immer darum, dass man seine Dinge zurückbezahlt", sagt Roger Wittmann, "und am Dienstag ist es so weit, dann ist Zahltag."

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