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Sport: Vor dem Urteil kommt die Geduldsprobe - fünf Stunden lang kämpft der italienische Rennstall in Paris um dieletzte WM-Chance

Fünf Stunden lang haben Ferrari und Eddie Irvine gestern in Paris um ihre letzte WM-Chance gekämpft. Hinter verschlossenen Türen beriet das fünfköpfige Berufungsgericht des Internationalen Automobilsportverbandes (Fia) unter dem Vorsitz des Portugiesen Jose Macedo e Cuña über den Einspruch des italienischen Rennstalls gegen die nachträgliche Disqualifikation von Michael Schumacher und Eddie Irvine beim Großen Preis von Malaysia.

Fünf Stunden lang haben Ferrari und Eddie Irvine gestern in Paris um ihre letzte WM-Chance gekämpft. Hinter verschlossenen Türen beriet das fünfköpfige Berufungsgericht des Internationalen Automobilsportverbandes (Fia) unter dem Vorsitz des Portugiesen Jose Macedo e Cuña über den Einspruch des italienischen Rennstalls gegen die nachträgliche Disqualifikation von Michael Schumacher und Eddie Irvine beim Großen Preis von Malaysia. Die Verantwortlichen des Ferrari-Teams plädierten für eine Aufhebung oder Abmilderung der Entscheidung und verließen erst gegen 14.20 Uhr das Sitzungsgebäude. Als einziger äußerte sich Irvine: "Man wird sehen. Warten wir auf morgen."

Der Nordire, der im Kampf um den Weltmeistertitel auf die Gnade der Richter angewiesen ist, kämpfte in der französischen Hauptstadt persönlich um seine Chance. Ferraris Top-Fahrer Michael Schumacher war zu Hause in seinem Schweizer Domizil geblieben. Das Warten auf das Urteil hielt alle unter Höchstspannung. Erst heute um 11 Uhr will Fia-Präsident Max Mosley höchst persönlich auf einer Pressekonferenz in Paris das Urteil bekannt geben. Wird die Disqualifikation bestätigt, ist der finnische Titelverteidiger Mika Häkkinen im McLaren-Mercedes schon vor dem Saison-Abschluss am Sonntag kommender Woche in Suzuka Weltmeister.

Die Richter entscheiden über den Einspruch von Ferrari gegen den Wertungsausschluss von Irvine und Michael Schumacher, denen beim Großen Preis von Malaysia die Plätze eins und zwei wegen regelwidriger Windabweiser aberkannt worden waren. Revidieren sie die Entscheidung, wird es beim letzten Rennen in Suzuka zum großen Showdown kommen. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Schumacher wird dort unabhängig vom Urteil starten, erklärte sein Pressesprecher Heiner Buchinger.

Die Richter hörten sowohl die von der Disqualifikation betroffenen Teams wie die Fia-Verantwortlichen an. Bei der Jury handelt es sich neben dem Portugiesen um die Anwälte Gerhard Nurscher (Österreich), Philippe Roberti de Winghe (Belgien), Vassilis Koussis (Griechenland) sowie Jan Van Rosmalen (Holland). Sie stammen alle aus Staaten, die in dem Verfahren nicht involviert sind. Ferrari ging es um den Beweis, dass die beanstandeten Windabweiser an den Autos keinen Einfluss auf die Rennleistung gebracht hätten. Anwalt Henry Peter baute seine Verteidigung auch darauf auf, dass es zu wenig Toleranz im Reglement gegeben und Ferrari nicht absichtlich gehandelt habe. Rosario Alessi, der Präsident des italienischen Motorsport-Verbandes (Aci), war angereist, um den Ferrari-Einspruch vorzutragen. Die Scuderia war durch Teamchef Jean Todt, den Technischen Direktor Ross Brawn und durch Irvine vertreten.

McLaren-Mercedes, das Team des durch die Disqualifikation zum vorläufigen Weltmeister gewordenen Mika Häkkinen, brachte die Einhaltung der Regeln als Gegenargument vor. Unterstützt wurde es vom Stewart-Rennstall, der auch von dem Ausschluss profitierte. Das Urteil der Richter soll nach Prüfung aller Beweismittel am Sonnabend in Paris offiziell verkündet werden. Eine Berufung dagegen ist nicht mehr möglich. Bestätigt das Berufungsgericht den Wertungsausschluss, ist Häkkinen schon vor dem Großen Preis von Japan Weltmeister.

Für möglich halten Experten einen Kompromiss ähnlich wie beim "Benzin-Fall" von 1995 bei Schumacher und David Coulthard, die ohne ihr Wissen mit nicht zugelassenem Treibstoff gefahren waren. Damals behielten die Fahrer die Punkte, den Teams wurden sie aberkannt.

Ralf E. Krüger

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