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 Mario Reichel, 51, trainiert den Fußball-Oberligisten Union Fürstenwalde. Er lebt in Rudow und hat früher für die Amateure von Hertha BSC gespielt.

© promo

Vor dem Zweitliga-Spitzenspiel: "Ich wünsche mir, dass Hertha aufsteigt - am liebsten gemeinsam mit Braunschweig"

Der Trainer Mario Reichel hat früher mal für Hertha BSC gespielt. Am Samstag ist er in der Zwickmühle: Sein Sohn Ken tritt mit Braunschweig im Zweitliga-Spitzenspiel gegen seinen alten Klub an.

Herr Reichel, bestreitet man als Oberligist am Tag vor dem Spiel eigentlich ein Abschlusstraining?

Natürlich, das machen wir auch.

Sie spielen am Sonntag mit Fürstenwalde gegen Wismar. Das heißt: Abschlusstraining wäre am Samstag.

Das hängt davon ab, wann wir einen Platz bekommen. Am Samstag sind die Plätze von unseren Jugendmannschaften belegt, wahrscheinlich werden wir schon am Freitagabend trainieren. Sonst muss mein Co- Trainer das Abschlusstraining übernehmen.

Sie haben eine gute Entschuldigung. Am Samstag spielt Ihr Sohn Ken mit Eintracht Braunschweig gegen Hertha BSC. Das dürfen Sie nicht verpassen, oder?

Das stimmt, da werde ich mit meiner Frau im Stadion sein. Das Spiel ist schon durch die Tabellenkonstellation ein besonderes: Erster gegen Zweiter. Und wenn der eigene Sohn dann auch noch gegen den Hauptstadtklub spielt, gegen den Klub aus seiner Heimatstadt…

Wie erleben Sie ein solches Spiel?

Den eigenen Sohn spielen zu sehen, das ist schon etwas anderes, als wenn ich als Trainer am Rand stehe. Da schlägt der Puls ein bisschen schneller.

Sind Sie dann der typische Fußballervater, der von außen reinbrüllt, was der Sohn machen soll?

Nein, das mache ich grundsätzlich nicht. Ich schaue mir Fußballspiele ganz ruhig und gefasst an. Aber ich freue mich natürlich, wenn mein Sohn gewinnt.

Ihr Sohn ist Berliner. War er mal Hertha-Fan?

Soweit ich weiß, war er das nie. Sein Lieblingsverein war immer Bayern München. Im Prinzip kennt Ken Hertha aus der Jugend ja nur als Konkurrent. Bei mir ist das ein bisschen anders. Ich habe selbst für Hertha gespielt.

Wann war das?

Das ist schon lange her. Ich war 19, also muss das um 1980 gewesen sein. Ich habe zum erweiterten Kader gehört, und das eine oder andere Mal mit den Profis trainieren dürfen – aber nicht so, dass ich heute sagen könnte: Ich habe dazu gehört. Gespielt habe ich nur für die zweite Mannschaft. Amateure hieß das damals noch, und die Durchlässigkeit war auch noch nicht so groß, wie sie heute ist.

Mario Reichel über seinen Kontakt zu Hertha und die Stärken der Eintracht

Haben Sie noch Kontakt zu Hertha?

Bis vor einem Jahr habe ich noch für Herthas Senioren gespielt, ab und zu schaue ich mir auch mal ein Spiel im Olympiastadion an, weil man ja auch mal Bundesligafußball sehen will. Deshalb wünsche ich mir, dass Hertha aufsteigt – am liebsten natürlich mit Braunschweig zusammen.

Sind Sie von der Eintracht überrascht?

Ich wusste, dass die Mannschaft eine ordentliche Rolle spielen kann und mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird; dass sie so souverän die Liga anführt, das hätte ich natürlich nicht erwartet. Aber das zeigt eben, dass sich Kontinuität auszahlt. Mein Sohn spielt jetzt im sechsten Jahr bei Eintracht, und ich weiß, dass noch fünf, sechs Spieler zur Stammelf gehören, die genauso lange da sind. Das ist eine eingespielte Truppe. Das macht viel aus.

Im Vergleich zum Vorjahr scheint die Mannschaft sogar noch einen Sprung gemacht zu haben.

Die Mannschaft ist ja immer noch jung und lernt immer noch dazu. Die Spiele, die in der vergangenen Saison unentschieden ausgegangen sind, die gewinnt sie jetzt halt: weil die Jungs vor dem Tor noch abgeklärter sind und hinten noch besser stehen.

Halten Sie es für möglich, dass Braunschweig aufsteigt?

Grundsätzlich halte ich im Fußball alles für möglich – zumal wenn man so einen Lauf hat wie die Eintracht. Topfavorit ist für mich immer noch Hertha, danach kommt Kaiserslautern. Aber die Braunschweiger können ja auch am Samstag gewinnen, dann hätten sie acht Punkte Vorsprung auf Hertha. Das würde bestimmt noch einmal einen Schub geben.

Sind Sie eigentlich abergläubisch?

Ich glaube, es gibt keinen Fußballer, der nicht abergläubisch ist.

Eintracht Braunschweig ist in dieser Saison noch ungeschlagen. Das waren Sie bis zum Wochenende auch. Dann hat Fürstenwalde zum ersten Mal verloren. Ein schlechtes Omen für Samstag?

Das sehe ich anders. Bisher war es so: Bayern gewonnen, wir gewonnen, Braunschweig gewonnen. Am Wochenende hat Bayern gewonnen, Braunschweig gewonnen, nur wir haben verloren. Das kann also nichts miteinander zu tun haben.

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