zum Hauptinhalt
Biathlon am Boden: Britische Olympia-Teilnehmerin Amanda Lightfoot.

© imago

Vor den Spielen in Sotschi: Britisches Biathlon-Team kämpft ums Überleben

Großbritanniens Biathleten kämpfen ums Überleben. Mit der aktuellen Finanzierung könnte der Biathlon-Verband nach Sotschi nicht weiterarbeiten - die Athleten selbst müssten zurück zum Militärdienst.

Berlin - Ein schönes Beispiel britischen Understatements wäre es, zu sagen, dass Wintersport in Großbritannien unbeliebt sei. „Wir werden oft übersehen“, sagt der Generalsekretär des britischen Biathlon-Verbands (BBU), Mark Goodson. Auf jeden Fall ist schon die Finanzierung des Wintersports in Großbritannien gering. Biathlon bekommt dabei besonders wenig. Jetzt steckt die Sportart im Überlebenskampf. Im November teilte der Verband mit, dass er nach Olympia in Sotschi seine Tätigkeit einstellen müsse, wenn sich sein finanzielle Situation nicht radikal ändert. Für die Biathleten selbst, die größtenteils aus der Armee stammen, bedeutet das nach vielen Jahren im Sport die Rückkehr zum Militärdienst.

„Wenn morgen der 30. April wäre, könnten wir nicht weitermachen“, sagt Goodson, „eigentlich steigen unsere Schulden seit Jahren, aber wir wollten unbedingt Sotschi erreichen.“ Seit der Gründung 1995 hat die BBU lediglich vier Mal keinen finanziellen Verlust gemacht.

Wie bei allen Wintersportarten gibt es für Biathlon fast keine Unterstützung vom Staat und den großen Sportverbänden wie dem Nationalen Olympischen Komitee. Traditionell hing der Verband vom Militär ab, aber auch diese Hilfe ist reduziert worden. Goodson musste sogar sein eigenes Geld ausgeben. „Das ist ein schiefgegangenes Hobby“, scherzt er.

Verbittert klingt er dabei wirklich nicht. Obwohl Biathlon wohl immer Schwierigkeiten haben wird – die BBU wurde gegründet, um Biathlon 1995 vor der Insolvenz zu retten –, ist die Leidenschaft der Athleten und der Funktionäre spürbar. „Ich bin ein Fanatiker“, sagt Goodson.

Die zwei Athleten, die Großbritannien in Sotschi vertreten werden, Lee Jackson und Amanda Lightfoot, sind Berufssoldaten. Lightfoot durfte die letzten sechs Jahre für Biathlon freinehmen. „Das braucht man auch für den Sport, ich bin dafür sehr dankbar“, sagt sie. Auch eine Infrastruktur für Biathlon gibt es in Großbritannien nicht. Die britische Meisterschaft wird in Deutschland ausgetragen, seit 1998 findet der Wettbewerb in Ruhpolding statt. Dort trainiert auch die Olympia-Mannschaft im Sommer. Seit 2009 hat sie einen deutschen Trainer, Walter Pichler, Staffel-Bronzemedaillengewinner von 1984. Die Zusammenarbeit mit Ruhpolding könnte aber der Vergangenheit angehören, wenn die BBU keinen neuen Sponsor findet. Die meisten Athleten müssten zurück zum Militär. „Ich mache mir darüber keine Gedanken,“ sagt Lightfoot, „Ich denke nur an Sotschi.“ Goodson ist zuversichtlich: „Lee und Amanda sind in der Form ihres Lebens“, sagt er, „es ist ein sehr schönes Timing.“

Der Verband habe gerade einen lukrativen Sponsor im Visier, sagt Goodson. Die Finanzierung wäre allerdings nur für die nächsten vier Jahre. Auch im besten Fall geht es mit dem Überlebenskampf im britischen Biathlon weiter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false