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Nicht der härteste Job in der Fußball-Welt: Bundestrainer Joachim Löw.

© dpa

Vor Deutschland gegen Finnland: Joachim Löw hat es sich zu gemütlich eingerichtet

Der Job des Bundestrainers ist der beste in der Fußball-Welt. Aber Joachim Löw fehlen Mut und Visionen in seinem Amt. Ein Kommentar.

Von Joachim Löw weiß man, dass er sich nach Turnieren gern mal Pausen gönnt, oder sollen wir sagen – nimmt. Bitteschön. Aber wovon und wofür eigentlich? Der wichtigsten deutschen Mannschaft vorzustehen, ist nicht nur schön. Die Öffentlichkeit verlangt sehr viel. Aber nur alle zwei Jahre, wenn eine EM oder WM ansteht. Nicht so bei den Länderspielen zwischendrin, die wohl dosiert daherkommen. Der Job des Bundestrainers ist und bleibt der beste Fußball-Job der Welt. Er ist hochverehrt und hochbezahlt. Hoch belastet ist er ganz selten nur.

Die Europameisterschaft von Frankreich liegt beinahe zwei Jahresurlaube eines normalen Arbeitnehmers zurück. Zu einer gründlichen Analyse, wie Löw sagt, sei er noch nicht gekommen. Seine beiden Erkenntnisse dieses EM-Turniers sind alt. Fehlende Effizienz im vordersten Drittel und ein zu langsames Umschaltspiel begleiten sein Team seit dem Gewinn des Weltmeistertitels 2014. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der WM-Titel sich nicht unbedingt förderlich ausgewirkt hat auf den Arbeitseifers des Bundestrainers. Es wirkt vielmehr, als habe Löw sich eingerichtet als Trainer höchster Weihen; es sich vielleicht sogar etwas bequem gemacht.

Dem Trainer fehlt eine Vision

Löw hat sich rar gemacht. Die Medien können das verkraften, nicht aber die Sache und das Amt. Schon der Kaderzusammenstellung für die EM fehlte es an einer Vision und an Mut. Nach Turnieren, das hat der Bundestrainer oft erzählt, brauche er immer ein Weilchen, um alles zu verarbeiten, die Akkus aufzuladen und sich zu überlegen, ob er weitermachen möchte.

Das Weilchen dauerte schon mal bis Weihnachten. In der Nacht von Marseille, dem Aus gegen Frankreich, wollte Löw sich zu seiner Zukunft nicht äußern. Ein paar Nächte später, also nicht so lange wie nach anderen Turnieren, ließ er die deutsche Öffentlichkeit wissen, dass er weitermache und sehr gerne seinen Vertrag bis zur WM 2018 erfülle.

Eine solche Wohlfühloase gibt es sonst nirgends

Was sollte der 56-Jährige sonst machen? Ganz aufhören oder ein anderes Nationalteam übernehmen? Den Fulltime-Job eines Vereinstrainers mit seinen täglichen Mühen und Herausforderungen trauen ihm nur wenige zu. Eine solche Wohlfühloase, wie sie ihm der Deutsche Fußball-Bund bietet, würde er nirgendwo vorfinden. Ganz abgesehen von dieser hochveranlagten Mannschaft, die eigentlich alles bietet und können sollte.

Natürlich gibt niemand einen solchen Traumjob einfach so auf. Auch wenn es bei einem Turnier auch mal strapaziöser wird. Aber das ist es für alle anderen im Team und dem dahinter auch. Allerdings müssen die nach drei, vielleicht vier Wochen Urlaub frische Leistung bringen. Bei Löw hat es zuletzt nicht mal zu einem Gespräch mit Stefan Kuntz gereicht, dem neuen Trainer der zweitwichtigsten deutschen Fußballmannschaft, der U 21. Das muss man sich auch erst einmal gönnen können.

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