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Zurück im Spiel. Valentino Lazaro (rechts) debütierte in Östersund.

© dpa

Vor Duell mit Bayern München: Warum sich Hertha BSC mit dem Toreschießen schwer tut

Hertha BSC trifft zu selten das Tor. Vor dem Spiel gegen den FC Bayern hoffen die Berliner auf Valentino Lazaro.

Valentino Lazaro erlebte am Donnerstag in Östersund noch einmal im Kleinen, was er seit dem Sommer bei Hertha BSC auch im Großen mitgemacht hat. Er war dabei, aber irgendwie auch nicht. Seit Mitte Juli steht der Offensivspieler aus Österreich beim Berliner Fußball- Bundesligisten unter Vertrag, aber wegen einer Außenbandverletzung hat er erst jetzt, im Herbst, sein Debüt bei den Profis von Hertha gegeben. Am Donnerstag, im zweiten Gruppenspiel der Europa League, stand Lazaro überraschend sogar in der Startelf. „Es war ein geiles Gefühl, dass der Trainer mich von Beginn an rangelassen hat“, sagte er. Nicht ganz so geil war Herthas 0:1-Niederlage gegen Östersund, den Underdog aus dem Norden.

Lazaro musste auch am Donnerstag erst mal zuschauen, was seine Kollegen so machten. Er selbst war anfangs kaum eingebunden in Herthas Spiel. Fast sieben Minuten dauerte es, ehe er erstmals den Ball berühren durfte – als es für die Gäste aus Berlin die erste Ecke gab.

Dass der Neue gleich mit deren Ausführung betraut wurde, spricht für ein gewisses Vertrauen in seine Fähigkeiten. „Ich war zufrieden mit ihm. Alles ist gelaufen“, sagte Trainer Pal Dardai. „Ich hoffe, dass er hier eine große Zukunft hat.“ Als sich im Sommer für die Berliner die Möglichkeit auftat, Lazaro vom Österreichischen Meister Salzburg zu verpflichten, hat Dardais Co-Trainer Rainer Widmayer Erkundigungen bei seinem Bekannten Marcel Koller eingeholt. Der ist Österreichs Nationaltrainer und hat Lazaro bisher acht Mal eingesetzt. Koller sprach eine eindeutige Kaufempfehlung aus: „Der ist gut, den könnt ihr nehmen.“

Lazaro fehlt noch die Bindung zum Spiel

Lazaro bringt vieles mit, was Hertha braucht. Er ist geschickt am Ball, trickreich, schnell und nicht ganz ungefährlich vor dem Tor. Das alles war auch in Östersund zu sehen, wenn auch noch in geringer Dosis. „Ich bin erst mal froh, dass die Leidenszeit vorbei ist“, sagte Lazaro, der zumindest festgestellt hat, „dass die Luft für immer mehr Minuten kommt“.

Natürlich fehlte dem 21-Jährigen, der im linken offensiven Mittelfeld anfing und später vornehmlich rechts spielte, noch die Bindung. Trotzdem hatte er gegen Östersund nach einer guten Viertelstunde die große Chance, Hertha in Führung zu bringen. Nach einer Flanke von Alexander Esswein kam Lazaro drei Meter vor dem Tor zum Kopfball, doch er brachte nicht genug Wucht in seinen Abschluss, so dass Torwart Aly Keita den Ball gerade noch von der Linie kratzen konnte.

Mit dieser vergebenen Großchance stand Lazaro in seinem Pflichtspieldebüt fast sinnbildlich für Hertha BSC im Herbst 2017. „Es fehlen die Tore“, sagte Dardai nach der Niederlage in Östersund. Zum vierten Mal in dieser Saison blieb seine Mannschaft ohne Treffer, nach dem 0:1 in Mainz sogar das zweite Mal hintereinander. Überhaupt kommt Hertha in neun Pflichtspielen in dieser Saison erst auf acht Tore. In Östersund vergaben neben Lazaro auch Vedad Ibisevic und Alexander Esswein glänzende Gelegenheiten. „Die letzte Konsequenz hat gefehlt“, klagte Trainer Dardai.

Die Berliner kreieren zu wenige Chancen

Die Berliner tun sich nicht nur schwer, Tore zu erzielen, sie tun sich auch schwer Chancen zu kreieren. „Sie haben die Torchancen nicht geschafft“, sagte Dardai nach dem Auftritt in Östersund. In den sechs Bundesligaspielen dieser Saison gab Hertha erst 44 Torschüsse ab – so wenige wie kein anderer Bundesligist.

Chancen en masse haben sich die Berliner unter Dardai auch in den vergangenen Spielzeiten nie erarbeitet, aber sie hatten mit Vedad Ibisevic und Salomon Kalou zwei erfahrene und überaus effiziente Stürmer, die auch aus wenig viel machen konnten. In dieser Saison kommen sie auf gerade mal ein Tor durch Kalou, und zumindest Ibisevic wird diese Bilanz erst einmal nicht verbessern können. Herthas Kapitän fehlt wegen seiner Rotsperre am Sonntag gegen die Bayern. „Wir müssen einfach ruhig bleiben“, sagt Pal Dardai. So ähnlich sieht es auch Valentino Lazaro, der dazu rät, sich nicht verrückt machen zu lassen. „Irgendwann geht der Knopf auf“, sagt er, „dann läuft es von alleine.“

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