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FC Bayern Muenchen - Borussia Moenchengladbach

© ddp

Vor Juventus-Spiel: FC Bayern: Zuversicht, die knirscht

Für den FC Bayern München und seinen Trainer Louis van Gaal steht in der Champions League gegen Juventus Turin viel auf dem Spiel.

In Zahlen sieht die Krise des FC Bayern München so aus: Acht Spiele hintereinander nicht verloren, die vergangenen drei Pflichtspiele gewonnen, das ergibt Tabellenplatz vier, weil außer Schalke alle für die Bayern spielen. Sieht also ganz gut aus, die Krise. Man möchte aber nicht hinschauen. Und tut man es doch, zum Beispiel am vergangenen Freitag gegen Borussia Mönchengladbach, dann fragt man sich schon, was Bastian Schweinsteiger zu der Aussage verleitet: „Wir können mit breiter Brust auftreten!“ Das Spiel gegen die Gladbacher kann nicht die Basis sein für das verbale Selbstbewusstsein, das war grausam, das war ohne Courage und wurde sehr, sehr glücklich gewonnen.

Es war am Sonntag auf dem Vereinsgelände an der Säbener Straße nicht zu beobachten, ob der spärliche Erfolg tatsächlich das Gemüt Schweinsteigers und seiner Kollegen gehoben hat. Trainer Louis van Gaal hatte die Öffentlichkeit ausgeschlossen vom Training. Das macht er öfter und es muss nicht zwingend heißen, dass sie ihre Furcht verbergen wollen. Aber ein wenig bange wird ihnen schon sein bei ihrer derzeitigen Verfassung und dem anstehenden finalen Spiel in der Champions League gegen Juventus Turin. Das müssen sie am Dienstag in Turin gewinnen, wollen sie weiter in der obersten Liga spielen. „Es ist das wichtigste Spiel der Hinrunde“, sagt Mario Gomez, „es geht für den Verein um sehr viel. Wir wollen dem gerecht werden, wofür der FC Bayern steht – und das ist sicherlich nicht das Aus in der Vorrunde.“ Und wofür steht der FC Bayern in diesem Jahr?

Wohl immer noch nicht für europäische Ansprüche, nicht für strotzende Kraft und nicht für Spielfreude. Es knirscht weiterhin gewaltig, trotz der leicht beschönigenden Bilanz aus den letzten Spielen. Der Paul Breitner war am Sonntag im Bayerischen Rundfunk zu Gast und hat dort unfreiwillig oder freiwillig das derzeitige Dilemma angedeutet. Die Frage, wer denn Deutscher Meister werde, hat er noch bajuwarisch satt beantwortet. „Natürlich der FC Bayern, das ist so sicher, das steht fest“, sagte er, war sich jedoch bei der Nachfrage, ob dies denn auch mit dem Trainer van Gaal eintreten werde, so gar nicht mehr sicher: „Das steht in den Sternen.“

Eben, denn Louis van Gaal ist weiterhin das Problem des FC Bayern. Der Präsident Uli Hoeneß hat, als er noch der Manager Hoeneß war, dem Trainer wohl zugesagt, dass er an seiner schroffen und arroganten Art nichts ändern müsse, wenn er damit Erfolg habe. Aber so richtig wohl scheint Hoeneß sich mit diesem Freibrief nicht zu fühlen. Der Ton auf jeden Fall bleibt scharf, trotz der jüngsten Siege, und die Verachtung der van Gaal’schen Spielanlage wird öffentlich vorgetragen. Und inzwischen auch als Diktat. Man wünsche sich, so der Präsident Hoeneß in der vergangenen Woche, doch bitte schön ein 4-4-2-System. Woraufhin van Gaal ein wenig die Muskeln spielen ließ und ebenfalls öffentlich mitteilte, es wäre grundsätzlich falsch, sich auf ein System festzulegen. Es dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass der ehemalige Manager noch ein wenig im neuen Amt fremdelt, dass Hoeneß dem Trainer die Widerworte bislang unkommentiert durchgehen ließ. Immerhin hat van Gaal wohl noch gespürt, dass er die Angelegenheit besser nicht auf die Spitze treibt, gegen Mönchengladbach ließ er neben Stürmer Gomez den Stürmer Olic auflaufen. Das aber macht noch keinen sicheren Arbeitsplatz, der Verbleib des Trainers steht von Spiel zu Spiel auf Wiedervorlage.

Im besonderen Maße am Dienstagabend. Die Bayern müssen weiter auf Franck Ribéry verzichten, der trainiert zwar nach langer Verletzung wieder, ist aber noch so unfit, dass er gar nicht erst mit nach Italien reist. Wie auch nicht Luca Toni, und wenn doch, dann höchstens, um sich nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen. Dafür ist Arjen Robben wieder da, belebte gegen Mönchengladbach nach seiner Einwechslung auch prompt das Münchner Geschehen und erhebt Ansprüche: „Das muss zwar der Trainer entscheiden, aber ich würde gerne von Anfang an spielen. Ich fühle mich gut und bin fit“, sagte er. Und wer da einen gewissen Unterton in Richtung van Gaal heraushört, hört gewiss nicht falsch.

Es ist nicht schwer, sich auszumalen, was in München los sein wird, wenn am Dienstag so gegen 22.30 Uhr das Vorrunden-Aus des FC Bayern feststehen würde. Für diesen Fall kann man gesichert davon ausgehen, dass der Präsident Hoeneß seine sanfte Phase der Eingewöhnungszeit schlagartig für beendet erklärt.

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