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Wer bin ich? Michael Schumacher erkannte sich zuletzt selbst nicht wieder – fünf Mal in Folge blieb er ohne Punkte. Foto: dpa

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Sport: Vorfreude aufs Pferd

Sebastian Vettel kämpft in Austin um die WM, Michael Schumacher um ein würdiges Karriereende.

Berlin - Ein USA-Fan war Michael Schumacher schon immer. Nicht unbedingt nur, wenn es darum ging, dort Rennen zu fahren, obwohl er das in der Vergangenheit dort extrem erfolgreich tat. Er liebt die USA auch als Erholungs- und Freizeitland. Jetzt hat er sich im Norden von Texas eine große Ranch mit 200 Hektar Fläche zugelegt, auf der seine Frau Corinna, eine begeisterte Western-Reiterin, Pferde züchten kann. Vor dem ersten Formel-1-Rennen auf der neuen Strecke von Austin an diesem Wochenende verbrachten die beiden dort schon einmal ein paar Tage.

Gut möglich, dass es Schumacher gar nicht so leicht fiel, sich für das vorletzte Rennen seiner Karriere noch einmal vom schönen Land- und Familienleben loszueisen. Die Motivation zu finden, wenn man die Rennen bis zum endgültigen Rücktritt herunterzählt, ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man sie mit einem Auto bestreitet, mit dem es inzwischen ein echter Erfolg ist, überhaupt noch irgendwie in die Punkte zu kommen. Dass sich unter diesen Umständen auch und gerade bei einem siebenmaligen Weltmeister schon jetzt die Prioritäten ein wenig verschieben, wäre kein Wunder. 2006, bei seinem ersten Rücktritt, da war das anders, das gibt Schumacher selbst zu. „Da bin ich bis zum Schluss um den WM-Titel mitgefahren und hatte ein siegfähiges Auto.“ Wäre das diesmal auch so, dann würde er sich auf seine letzten Rennen freuen, meinte er vor kurzem schon einmal, „aber so…“

In seiner letzten Saison liegt Schumacher auf WM-Platz 15. Fünf Mal in Folge blieb er ohne Punkte, so lange wie noch nie in seiner Karriere. Um die WM kämpfen andere. Schumachers deutscher Nachfolger Sebastian Vettel kann am Sonntag seinen dritten WM-Titel in Serie gewinnen, wenn er 15 Punkte mehr holt als sein spanischer Rivale Fernando Alonso.

Der vom Deutschen Hermann Tilke entworfene Kurs in Austin ist die 34. Strecke, auf der Michael Schumacher zu einem Grand Prix antritt. Auf 23 davon hat er gewonnen. Neue Kurse galten früher immer als besonders guter Boden für ihn, weil er sie oft schneller als seine Konkurrenten in den Griff bekam – so wie jetzt Vettel.

Doch dass es am Ende noch einen 24. Kurs geben könnte, auf dem der Name Michael Schumacher in den Siegerlisten ganz oben steht, ist mehr als unwahrscheinlich. Und das liegt ganz bestimmt nicht in erster Linie daran, dass sich der 43-Jährige vielleicht ein bisschen schwer tut, unter den gegebenen Umständen das allerletzte Zehntel oder Hundertstel mit letztem Risiko aus seinem Auto herauszuquetschen. Sondern vor allem daran, dass die Silberpfeile im Laufe der Saison statt Schritten nach vorne eher Schritte nach hinten gemacht haben. Daimler-Chef Dieter Zetsche stellte zu dem Thema gerade kurz und prägnant fest: „Der Motor ist gut, das Chassis ist schlecht.“ Womit er ziemlich nahe an der Wahrheit liegen dürfte.

In Indianapolis, der letzten Austragungsstätte eines US-amerikanischen Grand Prix, stand Michael Schumacher in sieben Rennen von 2000 bis 2006 fünfmal als Sieger und zweimal als Zweiter auf dem Podium. Eine unglaubliche Erfolgsbilanz, die natürlich schöne Erinnerungen weckt, die eher triste Rennrealität der Gegenwart aber klarerweise nicht verdecken kann.

Da waren die Tage zuvor auf der Ranch sicher unterhaltsamer und ein schöner Vorgeschmack auf die Zeit, die Schumacher dort bald mit seiner Familie verbringen will. Wobei ans Auswandern trotz der angedachten Steuererhöhung in der Schweiz nicht gedacht sei. Aber man will eben künftig doch öfter auf der Ranch sein – und damit auch den Interessen seiner Frau, die immer wieder zurückstecken musste, eher gerecht werden. Zudem sei die Umgebung ideal für die Zucht, weil „die Szene hier ihr Zentrum hat“. In zwei Rennen könnte auch Michael Schumachers Leben hier ein neues Zentrum finden. Karin Sturm

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