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Verstimmt. Italiens Verbandspräsident Giancarlo Abete steht wie schon 2007 vor Problemen im Fußball. Foto: dpa

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Sport: Vorher wissen, was gespielt wird

Italiens Vereins-Chefs sollen sich gegenseitig Ligaspiele verkauft haben

Berlin - Der Wettbetrugsskandal im italienischen Fußball weitet sich immer mehr aus. Am Freitag kam heraus, dass nicht nur die Wettbetrüger und einzelne Spieler in das millionenschwere Geschäft verwickelt sind – sondern wohl auch die Vereine selbst.

Giorgio Buffone, Sportdirektor des Drittligisten Ravenna, bestätigte der Staatsanwaltschaft in Cremona, dass es Ergebnisabsprachen zwischen den Klubs gegeben habe. „Der Präsident aus Alessandria hat mir gesagt, dass sie gewinnen wollen und mir 50 000 Euro geboten“, sagte Buffone. Doch das Geld war ihm zu wenig, er schlug das Angebot aus. Danach habe Buffone versucht – „aus Neugierde“ – ein Spiel von Verona, Konkurrent in der Serie C, zu kaufen. Der Verein sei aber auch nicht auf den Deal eingegangen.

Unterdessen gibt es nach Angaben der „Gazetta dello Sport“ vom Freitag weiteres belastendes Material gegen den prominentesten Verdächtigen im Wettskandal, Guiseppe Signori. Der ehemalige italienische Nationalspieler soll in der Wettszene den Spitznamen „Chinese“ gehabt haben – weil er die Wetten auf die manipulierten Spiele in Asien platziert haben soll. Signori bestreitet weiterhin alle Vorwürfe. Ebenso wie Cristiano Doni, Kapitän von Erstliga-Aufsteiger Atalanta Bergamo, der durch die Anschuldigungen seinen Ruf beschädigt sieht.

Uefa-Präsident Michel Platini forderte am Donnerstag spezielle Gesetze für die Wettbranche. „Es geht um Kriminalität und um Geldwäsche. Die Wetten haben einen direkten Einfluss auf den Fußball“, sagte er im schweizerischen Nyon. „Wir brauchen stärkere Kontrollen und müssen das Spiel sauber halten.“ Platini appellierte auch an die Moral der Fußballer: „Es sind die Spieler, die das Spiel lieben und es verteidigen müssen.“ Aber auch der italienische Verband muss reagieren. Präsident Giancarlo Abete kündigte eine lückenlose Aufklärung an.

Insgesamt stehen 60 Spiele der ersten drei Ligen unter Manipulationsverdacht. In der Serie A soll vermutlich in der vergangenen Saison nur das Spiel Inter Mailand gegen US Lecce betroffen sein. Aber auch hier gibt es laut Staatsanwaltschaft noch keine genauen Anhaltspunkte.

Vor zwei Wochen nahm die Staatsanwaltschaft Cremona 16 Verdächtige fest, darunter Guiseppe Signori. Auch die Mafia soll ihre Finger im millionenschweren Wettspiel haben. Tsp

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