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Sport: Vorolympische Panik: Dopingsünder kurzfristig aus dem Verkehr gezogen

"Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten." Zum ersten Male hat die australische Hockey-Nationalspielerin Rechelle Hawkes am Freitag bei der Eröffnung der Spiele 2000 einen Olympischen Eid gesprochen, der eine Doping-Klausel enthielt.

"Im Namen aller Athleten verspreche ich, dass wir die gültigen Regeln respektieren und befolgen und uns dabei einem Sport ohne Doping und ohne Drogen verpflichten." Zum ersten Male hat die australische Hockey-Nationalspielerin Rechelle Hawkes am Freitag bei der Eröffnung der Spiele 2000 einen Olympischen Eid gesprochen, der eine Doping-Klausel enthielt. Dies ist bestimmt nicht der Grund, warum bei den Sydney-Spielen weniger Sportbetrüger auftreten als bei den vorangegangenen Olympiaden. Der Grund liegt in der neuen Anti-Doping-Anstrengung des Weltsports. Geradezu panikartig haben noch bis kurz vor der Eröffnung Internationale Verbände und Nationale Olympische Komitees (NOK) Sportler aus dem olympischen Verkehr gezogen. Zusammen sind es über vierzig.

Die Dunkelziffer rührt aus der Streichung Chinas von 27 Athleten aus dem eigenen Sydney-Aufgebot. Nicht klar ist, ob alle bei internen Tests des Dopings überführt wurden. Dann ging es in den letzten zehn Tagen Schlag auf Schlag. Bis zum Eröffnungstag wurden 19 Fälle namentlich bekannt. Und noch ist das Ende nicht absehbar. "Einige haben Sydney bereits verlassen. Einige sind auf der Anreise gestoppt worden oder gar nicht erst gekommen", sagte Barry McCaffrey am Freitag nach einer Sitzung der Führung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). "Weitere Fälle werden in den nächsten zwei Tagen bekannt werden."

McCaffrey ist der Drogenberater des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton. Noch bis in die jüngste Zeit hatte er die von IOC- Präsident Juan Antonio Samaranch initiierte Organisation wegen "fehlender Unabhängigkeit" heftig gescholten. Nun, da er selbst der Führung angehört, lobt er WADA und gratuliert deren Chef, dem kanadischen IOC-Mitglied Richard Pound. WADA habe im Kampf gegen Doping einen "unumkehrbaren Prozess" eingeleitet. "Wir arbeiten dafür, den Athleten drogenfreie Olympische Spiele zu ermöglichen", sagt McCaffery. Dem chinesischen Sportminister hat er seinen Glückwunsch dafür geschickt, dass China die 27 Sportler gesperrt hat. Und zu den Sydney-Spielen sagt McCaffrey: "Es werden die Spiele sein, bei denen am meisten auf Doping getestet wird."

Tatsächlich hat WADA in ihrer nun 18-monatigen Tätigkeit schon beträchtliche Wirkungen erzielt. Und das nicht nur wegen der bisher 2040 unangemeldeten Trainingstests weltweit und besonders im Vorfeld der Spiele. WADA ist kein Sanktionsorgan. Es stellt lediglich die Dopingvergehen fest und meldet sie an die Internationalen Verbände. Die haben nun keine Möglichkeit mehr, Fälle zu vertuschen oder Athleten aus nichtigen Gründen straffrei zu lassen.

Als Beispiel gilt der Taiwan-Gewichtheber Chen Jui-ien. Er wurde, wie sich jetzt herausstellte, im vergangenen Jahr zwei Mal positiv getestet. Nun ist er, offenbar unter WADA-Regie, im Juli zum dritten Male innerhalb eines Jahres erwischt worden. Dem Internationalen Gewichtheber-Verband (IWF) bleibt gar keine andere Möglichkeit, als ihn zu sperren.

Noch aber gibt es zu viele Schlupflöcher, das Wachstumshormon HGH ist noch nicht verlässlich aufzuspüren, und clevere Sportler timen ihre verbotenen Einnahmen so, dass die Spuren nicht zurück zu verfolgen sind. Die zwischen dem 2. September und der Eröffnung vorgenommenen Proben waren alle negativ, vermeldete am Freitag IOC-Generaldirektor Francois Carrard. IOC-Exekutivmitglied Jacques Rogge meint: "Wir werden die Spiele mit den wenigsten Doping-Tätern erleben."

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