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Sport: Vorsicht, Aufstieg

Immer noch schicken sie jemanden vor. Jemanden, der abwiegelt, der den Versuch unternimmt, die grenzenlose Euphorie in halbwegs vernünftige Bahnen zu lenken.

Von Karsten Doneck, dpa

Immer noch schicken sie jemanden vor. Jemanden, der abwiegelt, der den Versuch unternimmt, die grenzenlose Euphorie in halbwegs vernünftige Bahnen zu lenken. Diesmal musste Lars Töffling für diese Aufgabe herhalten. Töffling ist der neue Pressesprecher beim 1. FC Union und durfte im Programmheft, gleich auf Seite 3, verkünden: "Und niemals vergessen: Union ist Aufsteiger."

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Derlei gedruckte Worte, hervorgehoben zudem noch durch rote Buchstaben, sollen beschwichtigend wirken für den Fall, dass Union am Ende der Durchmarsch von der Regionalliga bis in die Bundesliga nicht gelingt. Was die Fans davon halten, zeigt sich indes am deutlichsten auf der Titelseite des Programmheftes zum Spiel gegen Arminia Bielefeld. Dort findet der Leser ein Foto, auf dem Union-Anhänger zu sehen sind. Und zwei Transparente sind auf der Abbildung deutlich sichtbar. "Vorsicht, Aufstieg!" steht auf dem einen, "Der Wahnsinn geht weiter" auf dem anderen.

Union und der Wahnsinn - "Jetzt entsteht eine sehr große Anspannung bei uns", sagte Trainer Georgi Wassilew nach dem 2:1-Sieg über die Bielefelder. "Die Zeit, wo wir ganz befreit aufspielen konnten, ist wohl vorbei." Selbst Heiner Bertram, als Präsident meist die Sachlichkeit in Person, vergaß alle Zurückhaltung, als er nach der Partie vor 14 224 Zuschauern in der Alten Försterei glückselig ausrief: "Das war erstligareif."

Doch mit der Erstligareife ist das beim 1. FC Union so eine Sache. "Wir haben zehn Spieler, die in der Ersten Liga spielen können", hat Bertram mal im Dezember gesagt. Nun wird aber eben auch in Klasse eins des deutschen Fußballs mit elf Mann gespielt - und eine starke Ersatzbank kann dort von Schaden nicht sein. Union muss also sein balltretendes Personal im Fall des Falles gehörig aufstocken, Millionen-Investitionen wären notwendig. Aber der Verein scheint für derlei Kraftakte gerüstet. Mit Klaus Berge wurde dafür ein Manager eingestellt, der sich nicht nur im Geschäft auskennt, sondern der - so wird aus Union-Kreisen kolportiert - auch noch mit Wassilew auf einer Wellenlänge schwimmt. Gute Voraussetzungen also, zumal Wassilew öffentlich gelobt hat, seine Ansprüche zurückzuschrauben. "Union hat nicht so viel Geld", sagt der Bulgare. "Deshalb muss man bei der Suche nach Verstärkungen noch genauer hinschauen als andere das tun. Fehleinkäufe können wir uns nicht leisten."

Allerdings: In der Stadionfrage kommt der 1. FC Union durch keinen Erstliga-TÜV. Die Alte Försterei in ihrem jetzigen Zustand ist nicht nur baufällig, sondern fast schon ein Fall für die Abrissbirne. Für Heiner Bertram kein Problem. "Wir können überall spielen", sagt er - mit einer gewichtigen Einschränkung: "Aber nur für eine Übergangszeit." Als Ausweichstätten stehen das Olympiastadion und der Jahnsportpark zur Verfügung. Aber Bertram hat auch immer wieder betont: "Heimat des 1. FC Union ist und bleibt die Alte Försterei." Das Konzept, dort ein rundum überdachtes, reines Fußballstadion für 25 349 Zuschauer hinzustellen, existieren bereits. Kostenpunkt: 21 Millionen Euro. Nun bleibt die Frage. Wer zahlt? Oder: Zahlt überhaupt jemand?

Noch ist der 1. FC Union nicht Bundesligist. Und ob er es wird, darüber kann man streiten. Selbst unter den Union-Profis gehen die Meinungen da auseinander. So verkündete Torjäger Sreto Ristic nach dem Sieg über Bielefeld: "Wir können in der Zweiten Liga jeden schlagen." Kapitän Steffen Menze hörte das, und hielt dem entgegen: "Uns kann aber in der Zweiten Liga auch jeder schlagen."

Unions Restprogramm

24.3. Duisburg (Auswärts) 28.3. Greuther Fürth (Heim) 5.4. Karlsruhe (H) 14.4. Aachen (A) 19.4. Unterhaching (H) 28.4. Bochum (A) 5.5. Mainz (H)

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