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Sport: Vorstoß ins Nichts

Lautern verliert 1:3 gegen Schalke – Rückkehrer Ciriaco Sforza spielt zu offensiv und muss sich Kritik gefallen lassen

Von Oliver Trust

Kaiserslautern. Die Pfiffe kamen von überall her. Aus der Westkurve drang wenig Freundliches aufs Spielfeld hinunter. „Wir haben die Schnauze voll“, riefen die frustrierten Fans des 1. FC Kaiserslautern. 1:3 (1:0) gegen Schalke. Verloren im Fritz-Walter-Stadion. Und das gegen einen FC Schalke 04, der nach der Gelb-Roten Karte für Sven Vermant ab der 35. Minute mit nur zehn Mann spielen musste. Als Trainer Andreas Brehme von einem „guten Spiel“ seiner Mannschaft sprach, lachten ihn die meisten Zuhörer aus.

Auch Brehme lächelte gequält. Er wusste , dass es in der Pfalz jetzt noch schwerer für ihn und den angeschlagenen Vorstand um Jürgen Friedrich und Robert Wieschemann wird. Auch den Einstand von Ciriaco Sforza hätten sie sich hier alle anders vorgestellt. Müde und enttäuscht trottete der Schweizer, der als Denker und Lenker verpflichtet wurde, vom Platz. Direkt an den Fans vorbei, die ihn schon am Anfang des verdorbenen Nachmittages mit Pfiffen empfangen hatten. Den Blick gesenkt, die Ohren auf Durchzug, die beste Art des Selbstschutzes, wenn die Erwartungen in sich zusammenfallen.

Sein Spiel war nicht überragend. „Wir hatten einige Abstimmungsprobleme hinten, das müssen wir ansprechen“, sagte Brehme. Sforza, der nach 1993 bis 1995 und 1997 bis 2000 zum dritten Mal in Kaiserslautern spielt, hatte als Abfangjäger keine entscheidenden Fehler gemacht. Und trotzdem. Impulse gingen kaum von ihm aus. Die Patzer seiner Abwehrkollegen Harry Koch, Herve Lembi und Hany Ramzy konnte der 32 Jahre alte Rückkehrer nicht verhindern. „Die erste Hälfte war hervorragend. Er hat nur den Fehler gemacht, dass er zu früh nach vorne gegangen ist in der zweiten Hälfte“, sagte Brehme über Sforza. Die Schalker nutzten die nun immer häufigere Abwesenheit des „ruhigen Pols“ (Brehme über Sforza) zu Kontertoren. „Ich hätte gerne weiter vorne gespielt“, gestand Sforza. „Um mehr Impulse setzen zu können. Aber die Situation ist nun einmal anders."

„In der Abwehr war Ciriaco wichtiger“, sagte Koch zur Order an Sforza, die Defensive zu organisieren statt im Mittelfeld für Ideen zu sorgen. Und es schien, als wurde Sforza hinten wirklich gebraucht. Etwa als Torwart Georg Koch den schnellen Victor Agali im Strafraum nur noch plump über den Haufen rennen konnte. Sforza und die Kollegen hatten da noch von einem 2:0-Vorsprung geträumt (Brehme: „Das hatten wir uns fest vorgenommen"). Doch in jener 48. Minute verwandelte Jörg Böhme den fälligen Elfmeter zum Ausgleich.

Die Pfälzer stürmten. Ohne Plan und mit einem zögerlichen Sforza, der den Ball vor dem Strafraum des Gegners lieber abspielte, als selbst zu schießen. Sforzas Zögerlichkeit wurde bestraft. Andreas Möller flankte – übrigens in seiner einzigen guten Situation – und Agali kam gegen Harry und Georg Koch sowie Lembi sechs Meter vor dem Lauterer Tor zum Kopfball. Die Aktion des Nigerianers wirkte, als habe er dem Ball nicht mehr auweichen können. Von seinem Gesicht sprang der Ball ins Tor. Kurz vor Schluss kam dann auch noch Ebbe Sand zu seinem ersten Saisontor.

Sforza war deutlich anzumerken, dass er lange kein Bundesligaspiel mehr bestritten hat. Am 23. März war er das letzte Mal für seinen damaligen Klub Bayern München aktiv. Seitdem blieben ihm nur Training, Freundschaftsspiele und die Gewissheit, in München nicht mehr gebraucht zu werden. „Es war schwer für ihn. Aber er hat Verantwortung übernommen“, sagte Georg Koch und berichtete von Sforzas flammenden Ansprachen vor der Partie und in der Halbzeitpause. Sforza dirigierte und gab Anweisungen. „Mit den Worten, die ich vor dem Spiel und in der Halbzeit gesagt habe, wollte ich ein Zeichen setzen", sagte Sforza.

Verstanden hat ihn nur Thomas Riedl. In der 34. Minute schoss er aus 25 Metern aufs Tor. Der Ball sauste an Frank Rost vorbei zum 1:0 ins lange Eck. „Da haben wir es versäumt nachzulegen. Wer Torchancen auslässt, muss sich nicht wundern“, sagte Brehme. „Jetzt ist bei uns eine große Enttäuschung da“, sagte Sforza und ging gleich wieder in die Offensive: „Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, alles nur negativ zu sehen.“

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