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Sport: Vorteil Deutschland

Japan und Südkorea sind, unabhängig von der geographischen Distanz, für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder ein wenig näher gerückt. Im ersten Play-off-Spiel um die Teilnahme an der WM im kommenden Jahr in Fernost erreichte sie gestern in Kiew ein 1:1 (1:1) gegen die Ukraine.

Japan und Südkorea sind, unabhängig von der geographischen Distanz, für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder ein wenig näher gerückt. Im ersten Play-off-Spiel um die Teilnahme an der WM im kommenden Jahr in Fernost erreichte sie gestern in Kiew ein 1:1 (1:1) gegen die Ukraine. Im Rückspiel am Mittwoch in Dortmund reicht also ein 0:0 - jenes Ergebnis, das den Deutschen im letzten Gruppenspiel der Vorrunde gegen Finnland den Ausflug nach Osteuropa beschert hatte.

Das Nationalstadion zu Kiew hatte sich hübsch gemacht, blaue Fallschirmseide im Oberring, gelbe im Unterring. Der Qualität der Trikotagen entsprach der des Spiels. Nein, es war kein schöner Kick, aber am Anfang immerhin ein aufregender, auf beiden Seiten mit bemerkenswertem Risiko geführt. Wobei Risiko ein wohlwollender Begriff ist für das, was sich Dietmar Hamann da schon nach neunzig gespielten Sekunden leistete. Der Mann aus Liverpool ließ einen völlig harmlos wirkenden Pass von Luschny über den Fuß rutschen, und weil auch der Münchner Verteidiger Thomas Linke gerade ein kleines Schläfchen hielt und der Leverkusener Abwehrchef Jens Nowotny nicht im Bilde war, durfte der Ukrainer Rebrow frei und ungehindert auf das deutsche Tor laufen, eingeschränkt nur durch den spitzen Winkel zum deutschen Tor. Rebrow zielte auf die lange Ecke, und die Deutschen hatten Glück, dass er nur den Pfosten traf.

In der turbulenten Anfangsphase war das nicht die einzige Szene, in der die Deutschen denkbar schlecht aussahen. "In den ersten zehn Minuten ist bei uns doch einiges durcheinander gelaufen", konstatierte Teamchef Rudi Völlers Assistent Michael Skibbe später. Das ukrainische Tor aber fiel in einer Phase, als die Deutschen das allgemeine Durcheinander gerade überwunden hatten. Es war die erste auffällige Szene des ukrainischen Superstars Andrej Schewtschenko. Sein Freistoß aus 20 Meter Torentfernung prallte an das Schienbein des Berliners Marko Rehmer und von dort zu Gennadij Subow. Der kleine Mittelfeldspieler von Schachtjor Donezk lief noch zwei, drei Schritte und drosch den Ball am deutschen Torhüter Oliver Kahn vorbei ins lange Eck. Das war nach 17 Minuten, und die 85 000 Zuschauer machten so viel Lärm wie kein zweites Mal an diesem kalten Abend.

Dabei war es schon ein wenig tragisch, dass ausgerechnet Rehmer als unfreiwilliger Assistent für die ukrainische Führung herhalten musste. Der Berliner zeigte gestern das beste seiner 29 Länderspiele, wirkte im Abwehrverhalten sicherer als bei seinem Verein Hertha BSC und war zudem im Spiel nach vorn eine der auffälligsten Figuren. Ihm am nächsten kam der Leverkusener Bernd Schneider, der nach zweijähriger Pause zum ersten Mal wieder in der Nationalmannschaft spielte und auf der rechten Seite so viele Ballkontakte hatte wie kein anderer seiner Kollegen. Seine Flanken, Freistöße und Eckbälle sorgten für stete Unruhe in der ukrainischen Abwehr. So nach 26 Minuten, als Linke und Rehmer binnen 30 Sekunden per Kopf jeweils die Latte trafen. Rehmer hatte schon die Arme zum Jubel in die Luft gerissen, denn es sah so aus, als habe Subow den Ball an die eigene Latte geköpft, als er die Torlinie schon überschritten hatte.

Torgefahr ging allein von den eher defensiv orientierten Deutschen aus. Die beiden Stürmer Alexander Zickler und Gerald Asamoah, bei ihren Klubs in München und Gelsenkirchen keinesfalls unumstritten, blieben unauffällig. Michael Skibbe verwies darauf, dass "wir die beiden schnellsten Stürmer aufgestellt haben". Das mag sein, aber Schnelligkeit allein schießt keine Tore. Zickler hatte gerade eine gute Szene - es war immerhin eine entscheidende. Nach einer halben Stunde hatte abermals Schneider von rechts geflankt, Zickler verlängerte per Kopf auf Ballack, der das erste Mal überhaupt in Erscheiunung trat und den Ball mit der Fußspitze zum Ausgleich ins Tor stieß. Und auf einmal war es ganz leise im Nationalstadion.

Zum Elan der Anfangsminute fanden die Ukrainer fortan nicht mehr zurück, und das lag wohl eher an ihren Defiziten als an durchdachtem Spiel auf deutscher Seite. Auf beiden Seiten dominierte die Einfallslosigkeit, aber die war den deutschen Gästen eher nachzusehen als den so hoch motivierten Ukrainern. Zwei, drei gute Szenen hatten die Ukrainer noch, darunter ein Freistoß des ansonsten blassen Schewtschenko. Zu wenig, um eine allenfalls brave deutsche Mannschaft in Verlegenheit zu bringen.

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