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Sport: Vorteil Maier

Am Wochenende beginnt der Kampf um den Ski-Weltcup

München (dpa/Tsp). Ab sofort sucht Österreich seinen Superstar nicht mehr auf dem Fernsehschirm. Mit Beginn des SkiWeltcups am Wochenende in Sölden fiebert das Nachbarland dem Zweikampf zwischen Hermann Maier und Stephan Eberharter entgegen. Das Duell um die große Kristallkugel soll nach Jahren der erbitterten Konkurrenz entscheiden, wer die Nummer eins im österreichischen Team ist. Nur die nationalen Stars selbst sind vor dem ersten Riesenslalom am Sonntag (09.45/12.30 Uhr/live ARD) bemüht, die Brisanz zu reduzieren. „Ich kann so einen Schmarrn nicht mehr hören“, sagte Eberharter.

Auch Hermann Maier will sich in seiner ersten kompletten Saison nach Motorradunfall und kompliziertem Beinbruch im August 2001 lieber auf sich selbst als auf eine Auseinandersetzung mit dem Teamkollegen konzentrieren. „Ich habe andere Sorgen, möchte das Jahr halbwegs schmerzfrei durchfahren können“, sagt der Doppel-Olympiasieger von 1998. Trotzdem hätte er Eberharter wahrscheinlich kaum nachgetrauert, hätte dieser wie angedacht im Sommer sein Karriereende erklärt.

Vom Krankenbett hatte Maier in den vergangenen beiden Wintern verfolgen müssen, wie sein Tiroler Landsmann seinen Platz als Nummer eins des Ski-Weltcups einnahm und sich 2002 den Traum vom Olympiasieg im Riesenslalom erfüllte. Eberharters Zeit als ewiger Zweiter hatte erst mit Maiers Verletzung geendet. Bei elf Weltcup-Rennen war er zuvor hinter dem siegreichen Flachauer ins Ziel gekommen.

Der Reiz des Duells liegt gerade in den grundverschiedenen Charakteren. Hier der extrovertierte, gelegentlich exaltierte und vor allem perfekt vermarktete Maier, der bei keiner Gala fehlt. Und dort der eher in sich gekehrte, das stete Blitzlichtgewitter skeptisch betrachtende Eberharter aus Stumm im Zillertal. Selbst bei den größten Erfolgen des 34-Jährigen erregten Maiers Krankenberichte stets größeres öffentliches Interesse.

In der Saison-Vorbereitung gingen beide getrennte Wege. Während Maier mit der Übungsgruppe um Abfahrts-Weltmeister Michael Walchhofer in Übersee trainierte, absolvierte Eberharter sein Pensum in der Heimat. Ohne dass der Kontrahent öffentlich diskreditiert wird, ist doch ständig die beiderseitige emotionale Distanz deutlich. Vereint sind die Modell-Athleten nur in ihrem sportlichen Ehrgeiz und Siegeswillen. „Ich habe einfach großen Spaß am Skisport“, begründete Eberharter seine Entscheidung, doch noch eine Saison zu fahren. Viele hätten ihm einen Rücktritt auch als „Kneifen“ vor dem Duell mit Maier ausgelegt.

Die Ausnahmestellung des Duos ist unbestritten. Seit 1998 gingen fünf der sechs Gesamtweltcup-Siege an Maier (1998, 2000, 2001) oder Eberharter (2002, 2003). Maier gewann 42 Weltcup-Rennen, Eberharter 25, dafür führt „Steff“ bei WM-Titeln (3:2) und Olympia-Medaillen (4:2). Es passt zur Dramaturgie, dass das erste Rennen des Winters am österreichischen Nationalfeiertag stattfindet. Allerdings könnte den Österreichern ein Schock drohen. Bode Miller, Doppel-Weltmeister aus den USA, gilt für viele als eigentlicher Favorit auf den Auftaktsieg.

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