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Empörung gegen Unschuldsmine. Der Brasilianer Luiz Adriano wird nach seinem umstrittenen Tor von Nordsjaelland-Spielern angegangen.

© dapd

Update

Vorwürfe gegen Schachtjor Donezk: Fair-Play-Eklat in der Champions League

Donezk-Stürmer Luiz Adriano tritt bei seinem Ausgleichstreffer gegen den FC Nordsjaelland jegliche Fair-Play-Konventionen mit den Füßen und zeigt sich auch am Tag darauf kaum einsichtig. Inzwischen hat sich sogar die Uefa in den Fall eingeschaltet.

In der Fußballwelt herrscht Empörung über den ukrainischen Spitzenklub Schachtjor Donezk. Der Auslöser: eine umstrittene Szene im Champions-League-Spiel am Dienstagabend beim amtierenden dänischen Meister FC Nordsjaelland. Beim Stand von 1:0 für die Dänen gab es eine Unterbrechung, weil ein Spieler der Skandinavier verletzt auf dem Boden lag, im Anschluss daran gab es Schiedsrichterball. Wie es in solchen Fällen üblich ist, schoss ein Donezk-Spieler den Ball weit in die gegnerische Hälfte, damit die Dänen, die vor der Unterbrechung in Ballbesitz gewesen waren, das Spiel hätten fortsetzen können. Das ist gängiges Fair Play im Profi-Fußball - doch der Donezk-Stürmer Luiz Adriano spielte nicht mit. Er ersprintete sich den Ball, lief an seinen verdutzten Gegenspielern vorbei, umkurvte anschließend auch noch den Torwart und schob den Ball zum Ausgleich über die Linie.

Dem Schiedsrichter sind in einem solchen Fall die Hände gebunden, er muss das Tor anerkennen, da es auf regulärem Wege gefallen ist. Nur widerspricht eine solche Aktion jeglichen Fairplay-Regeln und Ehrenkodex-Vereinbarungen im Fußball. Unterbricht der Schiedsrichter das Spiel wegen der Verletzung eines Spielers, ist es Usus, dass der Ball anschließend wieder an die Mannschaft zurückgespielt wird, die zum Zeitpunkt der Unterbrechung in Ballbesitz war.

Doch beim Spiel zwischen Nordsjaelland und Donezk kam es sogar noch ärger. Nach wütendem Protest der Heimmannschaft schienen die Gäste aus der Ukraine den Fehler ihres Stürmers einzusehen und zur Wiedergutmachung den Nordsjaelland-Angreifer Nicolai Stokholm unbehelligt vom Anstoßpunkt in Richtung Tor durchlaufen zu lassen - doch wieder machte einer nicht mit. Taras Stapenko spitzelte dem Dänen den Ball vom Fuß und setzte das Spiel fort, als sei nichts geschehen. Das umstrittene Tor der Gäste blieb also bestehen, Spielstand 1:1. Am Ende gewann Donezk mit 5:2.

TV-Experte Lothar Matthäus sprach anschließend beim Fernsehsender Sky von einer „Unsportlichkeit, die ihresgleichen sucht“, und auch dem Donezk-Trainer Mircea Lucescu war der doppelt unfaire Auftritt seiner Elf sichtlich unangenehm. „Ich entschuldige mich für das Tor, das so viele Diskussionen ausgelöst hat“, sagte der Rumäne. Adriano habe ihm gesagt, er hätte den Ball an seinem Fuß gesehen, das habe seinen Stürmer-Instinkt geweckt und er habe geschossen, berichtete Lucescu von einem Gespräch mit seinem Stürmer. „Wir wollten dem Gegner sofort die Gelegenheit für ein Tor im Gegenzug geben. Aber das hat einer unserer Spieler verhindert“, meinte der Coach weiter.

Nordsjællands Sportchef Jan Laursen schäumte: „Ich bin schockiert. Da quasseln sie uns alle die Ohren voll mit Fairplay und Respekt. Und dann sowas.“ Luiz Adriano selbst schien auch einen Tag nach dem Spiel unbeeindruckt von der Aufregung zu sein. „Ich freue mich sehr. Wir haben gewonnen“, sagte Adriano vor dem Abflug der dänischen Zeitung „Ekstra Bladet“. Er betonte, er sei glücklich über alle Tore, „auch über das erste“. Die Freude könnte ihm allerdings bald vergehen. Denn die Uefa hat ein Disziplinarverfahren gegen Adriano wegen des Verstoßes gegen "grundlegende Verhaltensregeln" eröffnet. Schon am kommenden Dienstag soll ein Urteil gefällt werden.

Auf der Facebook-Seite des Brasilianers hagelt es derweil wütende Kommentare von empörten Fußballfans. Der Tenor dort, abgesehen von zahlreichen wüsten Beschimpfungen: "Adriano, du bist eine Schande für den Fußball". Ein Nutzer schreibt: "Glückwunsch, Du bist jetzt offiziell der meistgehasste Fußballspieler auf diesem Planeten. Ich hoffe das war Dein Tor Wert." Und auch eine eigene Facebook-Seite zu dem Vorfall gibt es bereits. Sie trägt den Titel: "Luiz Adriano - Biggest Cheater in Football History" ("Luiz Adriano - Der größte Betrüger der Fußballgeschichte").

(mit dpa)

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