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Sport: Warnsignale aus Köln

Für Buchmacher gehört der Verdacht auf manipulierte Fußballspiele zur Tagesordnung

Berlin – Wolfgang Feldner macht sich nichts vor, dazu ist er zu lange im Geschäft. „Die aktuelle Diskussion berührt uns schon. Leider bleibt ja immer irgendwas hängen.“ Jetzt hängt also auch Oddset, das staatliche Sportwetten-Unternehmen, in der Diskussion um manipulierte Fußballspiele. Und das trifft Feldner, schließlich ist er Oddset-Marketingleiter bei der Staatlichen Lotterieverwaltung München. Ein privater Sportwetten-Anbieter aus Österreich hatte dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) unterstellt, der sperre sich gegen eine Untersuchung, ob das Zweitliga-Spiel Aue gegen Oberhausen (2:0) wirklich manipuliert war. Ein Grund könnte sein: Oddset muss zur Finanzierung der WM 2006 30 Millionen Euro beisteuern, eine Diskussion über gekaufte Spiele könnte Kunden abschrecken. „Schwachsinn“ ist das für Feldner. „Da melden sich Schmarotzerfirmen aus durchsichtigen Gründen, weil Oddset ein Konkurrent ist“, sagt der Marketing-Experte.

Der Imageschaden ist trotzdem da, räumt Feldner ein. Aber er kann ihn nicht beziffern. „Wir können nur auf das Vertrauen der Kunden in unsere jahrzehntelange, seriöse Arbeit bauen.“ Die Deutsche Fußball-Liga hat inzwischen ein Gutachten über Fußballwetten in Auftrag gegeben, und auch DFB-Präsident Theo Zwanziger verkündete, sein Verband prüfe zusätzliche Kontrollmechanismen. Feldner kann darüber nur müde lächeln. „Wir haben ein engmaschiges Kontrollsystem. Da muss man nichts verbessern.“ Der Höchsteinsatz bei Oddset beträgt 500 Euro, wenn die Gefahr besteht, dass eine Quote zu risikoreich für Oddset wird, wird ein Spiel aus dem Programm genommen. „Aber bei Aue gegen Oberhausen haben wir keine Besonderheiten festgestellt.“ In süd- und osteuropäischen Ligen, vorzugsweise den Zweiten Ligen, und gegen Saisonende ist man bei Oddset besonders hellhörig, sagt Feldner. Da werden Spiele besonders schnell aus dem Programm genommen. „Wir haben da unsere Erfahrungswerte.“ Die hat Oddset vor allem 2001 gesammelt, als es ein paar sehr seltsame Ergebnisse gab.

Aber im Bereich der privaten Wettanbieter, in dem Zocker Millionen setzen, Firmenzentralen teilweise an obskuren Orten sitzen und alle Geschäfte übers Internet laufen, da sind verdächtige Resultate und ungewöhnliche Wetten Alltag. „Dass ein Spiel aus dem Programm genommen wird, weil es Manipulationsverdacht gibt, ist an der Tagesordnung“, sagt Buchmacher Bernd Hobiger vom Berliner Wettbüro „Goldesel“. Bei Aue gegen Oberhausen hatte er „ebenfalls Anzeichen für eine Manipulation“ festgestellt. Buchmacher beobachten permanent die Internetadressen von Konkurrenten. Wenn innerhalb kurzer Zeit mehrere Anbieter ein Spiel aus dem Programm nehmen, weil plötzlich enorm große Summen auf das Spiel gesetzt werden, reagiert Hobiger sofort. Aue gegen Oberhausen hatte plötzlich zehnmal so viel Umsatz wie üblich. Ein Alarmzeichen. Bevor der Buchmacher das Spiel sperrte, hatte er die Quote von 1:1,9 auf 1:1,25 reduziert. „So blieb der Verlust erträglich.“ 40 000 Euro hat er trotzdem verloren. „Bei dem Uefa-Cup-Spiel Panathinaikos Athen gegen Tiflis lief das ähnlich“, sagt Hobiger. Tiflis hatte zur Halbzeit 1:0 geführt, durch zwei Tore in der Nachspielzeit 2:5 verloren. Exakt auf diesen Spielverlauf waren extrem hohe Beträge gesetzt worden. Der Europäische Fußball-Verband ermittelt. Der letzte Bundesliga-Profi, der als Betrüger auffiel, war Nürnbergs Vlado Kasalo, der absichtlich zwei Eigentore verursachte.

Als einmal zwei Dutzend Griechen anriefen und jeweils 1000 Euro auf ein 0:0 in einem griechischen Meistersschaftsspiel setzen wollten, herrschte bei „Goldesel“ Alarmstufe eins. „Bei uns ruft nur alle sechs Monate ein Grieche an, plötzlich so viele, das fiel auf“, sagt Hobiger. Wenn sie bei der ursprünglichen Quote gewonnen hätten, wäre der Verlust enorm gewesen. Also reduzierte Hobinger die Quote so stark, dass ein Wetteinsatz uninteressant wurde. Schließlich stiegen die Griechen aus. Auch bestimmte Zocker mit Sitz Köln gelten als verdächtig. Sie fielen auf, weil sie häufig auf Spiele setzten, „bei denen Manipulationsverdacht bestand“ (Hobiger).

„Hochspannung herrscht, wenn Asiaten wetten. Das sind die gefährlichsten. Die wissen am besten Bescheid“, erzählt der Buchmacher. In Asien gibt es keine Höchstgrenze, da setzen Zocker Millionen Dollar und greifen riesige Gewinne ab. In Asien wurden auch ungewöhnlich hohe Summen auf Aue gegen Oberhausen gesetzt. Hobiger weiß natürlich nicht, was nun genau gelaufen war. Aber „es gibt Gerüchte, dass Albaner bei dem Oberhausen-Spiel mitgemischt haben“.

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