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Sport: Warten auf die Daumenschrauben

DFL-Vorstand hat offiziell keinen Einfluss auf die Lizenzvergabe

Berlin. Horst Köppel war einmal Trainer von Borussia Dortmund. Er betreute vor Jahren die Fußball-Profis des BVB und war nicht sonderlich erfolgreich. Jetzt ist er immer noch Trainer bei Dortmund, aber nur im Nachwuchsbereich, außerdem will er nun zu Borussia Mönchengladbach. Der Verein hat nichts dagegen. Wieder einer weg von der Gehaltsliste. Köppels Nachfolger dürfte mit Sicherheit weniger verdienen. Die Einsparung ist gering, aber beim BVB müssen sie derzeit auch mit Kleinkram rechnen. Der Verein macht in der laufenden Saison nach Schätzungen von Analysten fast 60 Millionen Euro Verlust, die Lizenz ist in Gefahr. Bis zum kommenden Mittwoch erfährt die Klubführung, welche Auflagen die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für die Vergabe der Lizenz macht. Dass es Auflagen gibt, davon gehen viele Beobachter aus. Aber sitzt nicht BVB-Manager Meier im Vorstand der DFL? Wird da nicht schon im Vorfeld der Lizenzvergabe, im kleinen Kreis quasi, Schadensbegrenzung betrieben? Zudem ist nahezu der ganze DFL-Vorstand mit Vertretern von Profiklubs besetzt. Alle Entscheidungen neutral?

„Ja“, sagt Werner Hackmann. Er war einmal Präsident des Hamburger SV, jetzt ist er DFL-Chef. „Die Entscheidung über eine Lizenz trifft die Geschäftsführung der DFL, und die ist absolut unabhängig.“ Die Geschäftsführung besteht zurzeit aus zwei Kaufleuten und einem Journalisten – und die kontaktieren notfalls einen Wirtschaftsprüfer. Die eigentliche Arbeit erledigt aber die ebenfalls unabhängige DFL-Lizenzabteilung. Sie prüft alle entscheidenden Kriterien: Ist ein Verein wirtschaftlich gesund? Erfüllt er die Sicherheitsanforderungen? Ob eine Lizenz ohne oder mit Auflagen erteilt wird, bestimmt die Geschäftsführung. Gegen deren Auflagen kann ein Verein Beschwerde einlegen. Dann erst kommt der Vorstand ins Spiel. Der stimmt ab, ob die Auflagen korrekt sind. Wenn ja, muss der Klub nachbessern. Passiert das nicht, gibt es keine Lizenz.

Normalerweise. In der Praxis sieht es manchmal anders aus. Dem damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt wurde wegen einer umstrittenen Bürgschaft von der DFL erst die Lizenz verweigert. Der Klub zog bis vors Schiedsgericht und erhielt dann doch die Lizenz. Die Spielvereinigung Unterhaching stieg dadurch in die Regionalliga ab.

Juristisch war alles korrekt. Die Frage ist, ob es hinter den Kulissen bei Abstimmungen nicht doch Absprachen gibt. Ganz nach dem Motto: Gib mir deine Stimme, nächste Saison benötigst du vielleicht meine. In der „Süddeutschen Zeitung“ wird ein „DFL-Insider“ zum Thema Dortmund zitiert: „Niebaum hat es bisher immer geschafft, die Skeptiker in der DFL mit Druckmitteln und mit Anwaltsrhetorik umzustimmen.“ Der Wirtschaftsjurist Gerd Niebaum ist BVB-Präsident. Außerdem erhalte Dortmund schon deshalb die Lizenz, weil die Stadt WM-Austragungsort sei, glauben laut SZ alle Experten. Spätestens auf dem Gnadenweg erhalte der BVB die notwendigen Papiere.

„Falsch. Die WM und die Lizenz sind zwei verschiedene Dinge“, sagt ein DFL-Vorstandsmitglied. „Es gibt für die Lizenz ganz klare Kriterien. Hier herrscht größtmögliche Neutralität.“ Und mit der Vermutung, Dortmund würde gnadenhalber zum Lizenzbesitzer, kann er nichts anfangen: „Einen Zuschlag auf dem Gnadenweg gibt es in den Statuten der Lizenzierung überhaupt nicht.“

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