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Alles glänzt, so schön neu: Pep Guardiola soll Bayern zu Titeln führen, mit seiner offiziellen Vorstellung will der Klub aber noch warten.

© AFP

Warten auf Guardiola: Bei Bayern ist alles rosarot

Der FC Bayern genießt die Euphorie um die Verpflichtung von Pep Guardiola und will Jupp Heynckes mit Titeln verabschieden. Guardiola will vorerst nicht nach München kommen.

Philipp Lahm hat seine eigene Geschichte mit Pep Guardiola. Als der Spanier noch Trainer des FC Barcelona war, wollte er den Kapitän der Bayern unbedingt zu den Katalanen holen. Lahm entschied sich damals für seine Heimat, für den FC Bayern. Wenn also der Spieler nicht zu dem Trainer kommen wollte, dann kommt eben nun der Trainer zum Spieler. Entsprechend groß ist nun die Freude beim Außenverteidiger über den Coup seines Klubs. „Das ist eine Königslösung. Hut ab, was unsere Chefs geleistet haben“, sagte Lahm. Die Euphorie und der Stolz bei den Bayern bordeten allgemein über am Donnerstag, Risiken der Trainerverpflichtung wollte deshalb noch niemand erörtern. Vielmehr waren die Bayern darauf bedacht, dem scheidenden Trainer Jupp Heynckes Respekt zu zollen.

„Pep Guardiola ist der Trainer der letzten vier Jahre gewesen“, sagte Lahm und grinste, Manuel Neuer zeigte sich ebenso gut gelaunt bei der mittäglichen Pressekonferenz. Sie wirkten auch ein bisschen aufgeregt, dabei wird es wohl noch etwas dauern, bis die Spieler persönlichen Kontakt zu ihrem baldigen Chef bekommen. Guardiola will vorerst nicht zu einer Präsentation nach München kommen, um die Arbeit von Jupp Heynckes nicht zu stören. „Wir brauchen jetzt hier keine große Show mit ihm“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Momentan sei nur klar, dass der Katalane zwei Assistenten mitbringen wolle. Details werde man erst in den kommenden Wochen besprechen.

Vielmehr ging es Rummenigge darum, den Blick auf die derzeitige Arbeit nicht zu verlieren. Die Spieler sollten ihren Chef gefälligst würdig verabschieden, weshalb Lahm pflichtschuldig ankündigte, Heynckes mit „mindestens einem Titel“ gehen lassen zu wollen. Ein bisschen schwingt da die Sorge mit, dass es mancher Profi nun etwas schleifen lassen könnte unter Heynckes. Angesichts von zwei titellosen Jahren ist das allerdings unwahrscheinlich. Vorsorglich beschied Sportvorstand Matthias Sammer trotzdem, dass man gedenke, die Rückrunde „weiterhin Weltklasse“ zu arbeiten. Jupp Heynckes soll nach der Saison als Berater beim FC Bayern eingebaut werden, er hat sich für dieses Angebot ein wenig Bedenkzeit erbeten. Rummenigge trat extra vor die Journalisten, um verlauten zu lassen, dass der Trainer von einer „wunderbaren Wahl“ seines Nachfolgers gesprochen habe.

Es sollte also alles rosarot sein an diesem Tag, im Verein herrsche „ein wohliges Gefühl“, versicherte Rummenigge. Für Zweifel blieb deshalb wenig Raum. Dabei wird sich erst noch herausstellen müssen, wie der ruhige Analytiker Pep Guardiola, Verfechter flacher Hierarchien, mit dem hitzigen Sportvorstand Matthias Sammer auskommt, der gerne mal nach Führungsspielern ruft. Und natürlich ist die Frage, wie viel Zeit der Spanier erhält, um seine Vorstellungen umzusetzen – und wie gut er sie in einer fremden Sprache kommunizieren kann.

Eine erste Antwort hat Rummenigge darauf schon gegeben: „Guardiola lernt Deutsch“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Dass es auch bei Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal ein ähnlich großes Medienecho gab und die Erwartungen riesig gewesen waren, interessierte nicht. Van Gaal hatte ein weit größeres Ego als Guardiola, Klinsmann hatte noch nie eine Vereinsmannschaft trainiert. Von solchen Unkenrufen wollten sie sich in München also nicht den Tag vermiesen lassen. „Pep Guardiola ist einer der erfolgreichsten Trainer der Welt“, sagte Rummenigge. Das soll vorerst reichen, um Zweifel wegzuwischen.Seite 3

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