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Sport: Warum Trainer Schäfer am 1:1 beim 1.FC Köln Gefallen findet

Bösartigkeit steckte gewiss nicht dahinter. Es war eher eine Ungeschicklichkeit.

Von Karsten Doneck, dpa

Bösartigkeit steckte gewiss nicht dahinter. Es war eher eine Ungeschicklichkeit. Aber Francisco Copado "vergaß" nun mal im allgemeinen Zweikampf-Eifer, sein Bein rechtzeitig zurückzuziehen. Janosch Dziwior erkannte die Gunst der Sekunde, sank etwas theatralisch zu Boden und brachte schon leicht ermüdeten Kölner Publikums noch einmal kräftig in Rage. Schiedsrichter Stephan Kammerer aus Karlsruhe eilte sogleich zum Tatort, nur drei, vier Meter Luftlinie entfernt von Tennis Borussias Ersatzbank, und fällte sein gerechtes Urteil: Der zuvor schon verwarnte Copado flog in der 66. Minute mit der Gelb-Roten Karte vom Platz.

Eine kleine Szene nur, aber mit großer Wirkung. Tennis Borussia, bis dahin im Zweitliga-Spitzenspiel beim 1. FC Köln die deutlich dominierende Mannschaft, geriet ohne Spielmacher und in Unterzahl mächtig ins Schwimmen. Und musste noch den zuvor kaum für möglich gehaltenen Ausgleich zum 1:1-Endstand hinnehmen. TeBe-Torwart Andreas Hilfiker stellte hinterher treffend fest: "Wenn man die letzte Viertelstunde isoliert betrachtet, dann müssen wir froh sein, dass wir überhaupt noch ein Unentschieden erreicht haben. Bei unserer Überlegenheit vorher ist der eine Punkt allerdings entschieden zu wenig."

Auch Winfried Schäfer ärgerte sich nach dem Abpfiff über Versäumtes. Und weil sein Arbeitgeber nun mal im Vereinsnamen Tennis Borussia mehr auf Filz- als auf Lederballspiele verweist, zog der TeBe-Trainer zur Beurteilung der Partie einen etwas schiefen Vergleich aus dem Tennissport heran. "Wenn man Spielball hat, muss man auch mal den Matchball machen", sagte er. Vielleicht hatte er da Satz- und Spielball verwechselt. Diesen Satzball hatte nämlich Copado, als er nur acht Minuten nach Walkers 1:0-Führung (15.) einsam aufs Kölner Tor zustrebte - und dann knapp vorbeischoss. Schäfer, gutgelaunt, gewann auch dieser Szene noch etwas Positives ab. "Wie der Paco da den Ball mitgenommen hat...", schwärmte er.

Ewald Lienen, der Kölner Trainer, und Winfried Schäfer sind seit ihrer gemeinsamen Zeit als Fußballprofis bei Borussia Mönchengladbach dick befreundet. Und so war es kein Wunder, dass die Beiden auf der Pressekonferenz nach dem Abpfiff öffentlich noch ein paar Nettigkeiten austauschten. Besonders Lienen fühlte sich bemüßigt, seinem alten Weggefährten zu schmeicheln. "Der Winni", so sagte Lienen, "der hat im Vorfeld des Spiels so viel Lob ausgeschüttet über uns, ich weiß nicht, ob der mich damit einlullen wollte." Gleichwohl gab er die Komplimente zurück. TeBe sei eine gestandene, ganz erfahrene Mannschaft und auf einem guten Weg, ließ Lienen verlauten. Und er gab auch zu: "Unser Gegner konnte vor allem in der ersten Halbzeit tun, was er wollte. Die haben ohne große Gegenwehr von uns eindeutig dominiert." Und wäre da nicht Copados Platzverweis gewesen..."

Aber Winfried Schäfer fand selbst am für seine Elf wenig erbaulichen Schlussakt der Partie noch Gefallen. "Da war wunderbare Hektik im Spiel", stellte er fest. "So muss es sein beim Fussball." Er selbst hatte die Tribünenbesucher durch hämisches Applaudieren in zwei Szenen, in denen er seine Spieler durch den Schiedsrichter benachteiligt glaubte, heftig gegen sich aufgebracht. Angesprochen auf derlei unnötige Provokationen erklärte Schäfer: "Das sind doch Kölner. Da kann man so etwas ab und zu schon mal machen. Und damit keine Missverständnisse aufkommen: Köln hat ein wunderbares Publikum." Nur einige Kölner Anhänger werden wohl fortan den Slogan in ihrem Fußball-Herzen tragen: Winni - find ich gar nicht mehr gut.

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