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Sport: Was der Golfball nicht weiß

Bernhard Langer ist schon 46 Jahre alt, träumt aber nach wie vor von einem Sieg bei den British Open

Berlin - Adlerauge wurde Bernhard Langer genannt, als er sich einst im Augsburger Golfclub als Caddie ein paar Mark verdiente. Seine Stärke lag darin, jeden noch so versteckt liegenden Ball zu finden. Es war die Zeit im heimischen Anhausen, bevor Langer selbst die Hölzer und Eisen zu schwingen begann. Vor Augen hatte er dabei jedes Mal die Kopie einer Fotoserie in acht Bildern, die den Schwung eines perfekten Schlages darstellte, demonstriert vom Amerikaner Jack Nicklaus. „Ich habe versucht, die Sequenz, die in der Caddiewagen-Halle ausgehängt war, auswendig zu lernen. Eine Trainerstunde hatte ich in all den Jahren nie“, beschreibt Langer den Beginn seiner großen Karriere als Golfer.

Aber selbst als er längst ein Star unter den weltbesten Profis war, verneigte sich Langer weiter vor seinem Vorbild. Bis heute. „Ich sehe mich nicht auf gleicher Höhe mit Jack Nicklaus. Er hat 18 Major-Turniere gewonnen, ich zwei“, sagt Langer. Vor allem eine Aufgabe hat der Deutsche noch nicht gelöst, die ihn seit 24 Jahren beschäftigt: die British Open zu gewinnen. Zweimal, 1985 und 1993, war er Erster beim US Masters, aber „dieses Turnier, das älteste der vier Major-Turniere, hat für mich immer eine ganz besondere Rolle gespielt. Jeder Golfer träumt davon, dieses Turnier einmal zu gewinnen.“ Nicklaus holte sich dreimal die Siegprämie.

Während Niklaus von heute an in St. Andrews als 65-Jähriger sein letztes internationales Turnier spielt und sich „keine Siegeschancen mehr ausrechnet“, läuft Bernhard Langer bei der 134. British Open erneut seinem Traum vom Sieg hinterher. Mit dem Australier Adam Scott und dem US-Amerikaner Scott Verplank darf Langer auf die ersten zwei Runden gehen, nachdem er als Nachrücker gerade noch ins Feld der 156 Golfprofis gerutscht ist.

Zum 27. Mal seit 1976 spielt der 46 Jahre alte Langer nun bei den British Open. Noch nie hat ein Golfer in diesem Alter ein Major-Turnier gewonnen. Dennoch sieht sich Langer nicht als Auslaufmodell: „Ich weiß, dass ich bald 50 werde, der Golfball weiß das nicht.“ Dabei hat sich die Entwicklung im Golfsport dynamisch entwickelt. Auch in St.Andrews wurden wieder fünf Spielbahnen verlängert, was den extrem weit abschlagenden jüngeren Golfern wie den Amerikanern Tiger Woods und Phil Mickelson oder Ernie Els aus Südafrika entgegenkommt. Einer wie Langer, der da nicht mehr mithalten kann, muss diesen Nachteil mit Routine und Präzision ausgleichen. „Ich bin längst nicht mehr so kräftig und flexibel wie damals“, sagt er. Die Zeiten, da Langer die Weltrangliste und die europäische Geldrangliste angeführt hat, sind lange vorbei.

1981, im Jahr seines internationalen Durchbruchs, hätte er fast die British Open gewonnen. Im Royal St. George’s wurde er hinter Bill Rogers aus den USA Zweiter. Zwei weitere Male wurde er dort noch Dritter, in St. Andrews war Langer nicht so erfolgreich. „Als 23-Jähriger war ich damals einfach nicht erfahren genug. Mir fehlte auch das Selbstbewusstsein für einen solch großen Sieg“, schrieb Langer im vergangenen Jahr in einer Kolumne.

Der Old Course in St. Andrews hat sich vom Äußeren her in den Jahren kaum verändert, er hat etwas von einer Mondlandschaft. Vor und nach dem Masters dürfen, immer sonntags, Familien mit Kind und Hund die 18 Bahnen als Wander- und Spielidylle nutzen. Der Zustand des Old Course ist dementsprechend. Das aber spricht für Bernhard Langer, der „niemandem mehr etwas beweisen muss“. Es sei denn, er baut sich den Druck selber auf - wegen seines Lebenstraums, der ja noch unerfüllt ist.

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