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Sport: Was die Stuttgarter Kickers erbaut, nennen die Freiburger eine Witznummer

Ein solch breites Feld, den Status des Helden zu erreichen, gibt es sicher nur im Fußballsport. Kein Wunder, dass dies Spiel mit dem einen Ball auf zwei Tore weltweit so beliebt ist.

Ein solch breites Feld, den Status des Helden zu erreichen, gibt es sicher nur im Fußballsport. Kein Wunder, dass dies Spiel mit dem einen Ball auf zwei Tore weltweit so beliebt ist. Und, dass die Sache von jetzt ab erst recht als Volkssport bezeichnet werden darf, das haben uns die Stuttgarter Kickers am Mittwochabend nun endgültig bewiesen. Im eiskalten Waldaustadion unter dem Stuttgarter Fernsehturm drohten bei minus zwölf Grad sämtliche Lautsprecher zu bersten, als der Stadionsprecher den 9300 Zuschauern die Identität der wahren Sieger brüllend näherbrachte. Es war nicht jener Tomislav Maric, der mit dem 1:0 in der 39. Minute über den SC Freiburg, seinem fünften Pokaltreffer, schon wieder einen Bundesligaklub aus dem DFB-Pokal schoss, es waren die tapferen Männer vom Schneeräumdienst.

In ganz Schwaben fällt diese Tätigkeit im weitesten Sinne unter den Begriff der Kehrwoche. In und um Stuttgart ist die noch wichtiger als Weihnachten oder der eigene Hochzeitstag. Kein Wunder also, dass die 75 Anhänger der "Blauen" die 15 Zentimeter Schnee in knapp sechs Stunden weggeschoben hatten. So gut eben, dass man einigermaßen darauf spielen konnte. Und davon sind die Kickers auch nach dem Einzug ins Halbfinale überzeugt. "Es ist doch klar, dass wir unseren Heimvorteil nutzen wollten", sagte Kickers-Manager Andreas Kleinhansl und grinste. Unten auf dem Rasen standen Freiburgs Torwart Richard Golz und sein Trainer Volker Finke und fluchten im Akkord. "Denjenigen, der entschieden hat, dass man hier spielen kann, den sollte man erschießen", sagte Golz. "Das ist doch eine Witznummer. Nie und nimmer hätte der hier anpfeifen dürfen. Vier Kilometer weiter ist eine Rasenheizung", meckerte Finke.

Mitten im Kabinengang stand allein gelassen Schiedsrichter Bernd Heynemann und wusste in dem Moment, dass die Weihnachtsgeschenke aus Freiburg in diesem Jahr nicht besonders groß ausfallen werden. "Es bestand aus meiner Sicht kein Verletzungsrisiko. Es waren keine Eisflächen auf dem Platz", verteidigte sich der Pfeifenmann aus Magdeburg. "Wer mit den Bedingungen besser klarkommt, der durfte mit dem Sieg rechnen", sagt er. Die Freiburger fanden das gar nicht lustig.

Im Waldhotel bei der Weihnachtsfeier flüsterte Kickers-Präsident Axel Dünnwald-Metzler jedem Spieler etwas von einer dicken Prämie ins Ohr. 20 000 Mark sollen es sein. Mit der Einnahme von 1,5 Millionen Mark, die das Halbfinalspiel bei Werder Bremen im Februar einbringt, haben endlich auch die Kickers wieder Geld in der Kasse.

Wie gesagt, es gab viele Helden unterschiedlicher Güteklasse an diesem Abend. Die Männer vom Schneeräumdienst allerdings werden nicht aus dem Geldtopf belohnt, sie mussten sich mit Glühwein, einem Essen und einer Freikarte fürs nächste Heimspiel in der Zweiten Liga begnügen.

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