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Sport: Was verdienen Radprofis eigentlich?

Auf der letzten Etappe der Tour de France stieß Lance Armstrong erst mal mit den Fans an. Warum auch nicht, der Amerikaner stand längst als Sieger fest.

Auf der letzten Etappe der Tour de France stieß Lance Armstrong erst mal mit den Fans an. Warum auch nicht, der Amerikaner stand längst als Sieger fest. Doch das Glas Champagner am Sonntag auf den Champs-Élysées wurde teuer, weil der Abstecher zu den Zuschauern verboten ist. Die Tour-Organisatoren verhängten 450 Euro Strafe. Den fünffachen Tour-Sieger wird das nicht um den Schlaf bringen. Armstrong ist der Großverdiener bei den Radprofis.

Armstrongs Honorar beim Team US Postal beträgt neun Millionen Euro pro Saison, dazu kommen 15 Millionen Euro an Werbeeinnahmen. Von seinem Buch „Tour des Lebens“ verkaufte der Texaner zwei Millionen Exemplare. Armstrongs Brutto-Jahresverdienst wird auf 40 Millionen Euro geschätzt.

Dagegen ist der beste deutsche Radprofi schon fast ein Sozialfall. Beim Team Coast sollte Jan Ullrich für drei Jahre 8,2 Millionen Euro bekommen. Die Mannschaft gab allerdings wegen Zahlungsschwierigkeiten auf. Bei Bianchi, dem neuen Team, soll Ullrichs Salär niedriger sein. Und nach der Doping-Sperre sank Ullrichs Marktwert. Sportartikelhersteller „Adidas“ löste 2002 einen mit 1,2 Millionen Euro dotierten Vierjahresvertrag mit ihm auf.

Jetzt, nach dem zweiten Platz bei der Tour, sind Ullrichs Verdienstmöglichkeiten wieder gestiegen. Sein Manager Wolfgang Strohband bekam in den vergangenen Tagen „viele Anfragen großer Unternehmen“. Selbst „Adidas“ habe sich wieder gemeldet.

Während Armstrong den Fahrern seines Teams im Vorjahr mal 250 000 Euro Prämie aus der Privatschatulle spendierte, lebt es sich am Hinterrad der Favoriten oft nicht luxuriös. Zwar kommen Prämien bei der Tour in die Mannschaftskasse und werden im Team aufgeteilt, doch zuweilen gibt es wenig zu teilen: Das Team Gerolsteiner verdiente bei der Tour nur 13 000 Euro an Preisgeld, 470 000 Euro weniger als US Postal. Es soll Fahrer gegeben haben, die nicht einmal 10 000 Euro für die 3350 Kilometer lange Schinderei bekommen haben.

Der ehemalige Radprofi Dietrich Thurau findet trotzdem, dass die Profis „ihrer Leistung angepasst“ entlohnt werden. „Zu meiner Zeit in den Siebzigern war das noch anders, da haben wenige gut vom Radfahren gelebt.“ Doch auch Armstrong kommt an den Jahresverdienst von Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher (mehr als 50 Millionen Euro) nicht heran. Und für die 50 000 Euro Jahresgage, die ein Neuling bei einem kleinen Tour-Team verdient, spielt kein Bundesliga-Fußballprofi. „Beim Radsport gibt es kaum Zuschauereinnahmen“, sagt Thurau. „Die Tour ist für Fans umsonst, was verhindert, dass die Fahrer mehr Geld verdienen.“ Für ein Gläschen Champagner auf den Champs-Élysées reicht es aber immer noch.

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