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Sport: Was wird sein, wenn ...?

KISCHINEW .Es ist schon ganz schön weit gekommen mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Da reiste der amtierende Europameister gestern zu seiner erst zweiten Begegnung in der Qualifikation für die Europameisterschaft im Jahr 2000 nach Moldawien - und es wird schon von einem "Schicksalsspiel" gesprochen, wenn die Mannschaft von Teamchef Erich Ribbeck heute abend (Beginn 19.

KISCHINEW .Es ist schon ganz schön weit gekommen mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Da reiste der amtierende Europameister gestern zu seiner erst zweiten Begegnung in der Qualifikation für die Europameisterschaft im Jahr 2000 nach Moldawien - und es wird schon von einem "Schicksalsspiel" gesprochen, wenn die Mannschaft von Teamchef Erich Ribbeck heute abend (Beginn 19.30 Uhr/ARD live) aufläuft.In den düstersten Farben wird bereits gemalt, was sein wird, wenn ...

Denn nach dem "Kaltstart" in die Qualifikation, dem 0:1 gegen die Türkei am Sonnabend, geht die Angst um, daß es einen Patzer gegen eine Mannschaft geben könnte, die vor noch nicht allzu langer Zeit eher als "Fußball-Zwerg" im Vergleich zu den Deutschen galt."Jeder Sieg macht die Arbeit leichter", sagt Teamchef Erich Ribbeck.Wohl wahr.

In Kischinew darf nichts passieren außer eben einem deutschen Sieg, denn sonst sind die Chancen, sich direkt als Gruppenerster für die Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden zu qualifizieren, schon fast auf ein Minimum gesunken.Als Gruppenzweiter müßte man in eine schwierige Relegation.Und so war die Anspannung bei allen Beteiligten zu spüren, als der Troß aus Spielern, Betreuern, Funktionären, Journalisten und Edelfans gestern aus Istanbul nach Kischinew flog."Wir dürfen jetzt nicht in Panik verfallen", hat Mannschaftskapitän Oliver Bierhoff gefordert.Alles Nervensache."Am Ende wird abgerechnet, und da wollen wir die Nase vorn haben", sagt Erich Ribbeck - und es klingt schon ein bißchen nach Durchhalteparole.

Daß in absehbarer Zukunft von den Deutschen kein "Traumfußball" mehr zu sehen sein wird, weil die Kreativ-Abteilung so gut wie geschlossen ist, daran muß man sich schnellstens gewöhnen.Doch Ribbeck setzt, was bleibt ihm momentan auch anderes übrig, auf die junge Mannschaft.Es gibt einige, die erst ein paar Länderspiele absolviert haben, von denen Ribbeck noch "eine ordentliche Leistungssteigerung" erwartet.Auch müßten sie an Selbstvertrauen zulegen.Ribbeck spricht gerne von der Verantwortung der sogenannten "Führungsspieler", meint damit Leute wie Kahn, Kirsten oder Babbel.Doch sind das wirklich Leitwölfe, wie es Klinsmann oder Matthäus in der Vergangenheit waren? Eine feste Hierarchie gibt es im Team noch nicht.Sicher sind die vom Teamchef genannten qua Anzahl ihrer Länderspieler etwas herausgehoben, doch es drängt absolut niemanden, der Häuptling unter den Indianern zu sein.

Auch bei Bierhoff hat man den Eindruck, daß ihm das Kapitänsamt eher Last als Lust ist.Er habe kein Problem, die Binde an Lothar Matthäus abzutreten, hatte er erklärt, als noch mit dem Rekordnationalspieler für den Türkei/Moldawien-Trip zu rechnen war.

"Die Spieler bekommen die Chance, das noch besser zu machen, was sie gegen die Türkei schon recht gut gemacht haben", sagt der Teamchef.Und da er mit der Abwehr (Kahn, Nowotny, Babbel, Rehmer), abgesehen von dem kuriosen Gegentreffer, zufrieden war und Kirsten und Bierhoff auch "gesetzt" sind, werden sich Änderungen nur im Mittelfeld ergeben.Daß Nerlinger spielen darf, war schon bekannt, Jeremies muß draußen bleiben.Ebenso wie Heinrich, der Tarnat weichen muß.

Eine klare Vorgabe gibt es von Ribbeck: Es muß offensiver gespielt, mehr Druck ausgeübt werden.Da erhofft er sich gerade von Nerlinger ein besseres Kombinationsspiel.Und auch die Abwehrspieler sollen sich bei Bedarf mehr nach vorne einschalten.

Daß die Moldawier ein unangenehmer Gegner sein werden, darauf deutet schon die knappe 2:3-Niederlage der Mannschaft von Trainer Iwan Daniliants in Finnland hin.DFB-Trainer Uli Stielike war dabei.Und hat gesehen, daß Moldawien mit drei Stürmern agierte.Was gegen Deutschland allerdings nicht zu erwarten sein wird.Ribbeck setzt auf die physische Stärke seiner Mannschaft: "Durch die Bundesliga sind die Spieler sehr konditionsstark." Man müsse auch Geduld haben, bis der Gegner nachläßt."Natürlich wäre es schöner, schon nach zehn Minuten mit 2:0 zu führen." Auch für den deutschen Fußballfan dürfte eine wichtige Eigenschaft in Zukunft sein, Geduld zu haben.Doch wer ist mit dieser Gabe schon gesegnet?

SEBASTIAN ARLT

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