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Sport: Was zu beweisen war

Frankreichs Schwimmstar Laure Manaudou bestätigt beim Weltcup in Berlin ihre Klasse

Berlin - Ein paar Mal lächelte Laure Manaudou auch. Aber meistens blickte sie bloß überrascht. „Den Europarekord habe ich nicht für möglich gehalten“, sagte sie, „nicht zu diesem Zeitpunkt.“ Nicht hier, beim Schwimm-Weltcup in Berlin. 1:53,48 Minuten über 200 Meter Freistil, fast aus vollem Training. Aber dann stellte die Französin mit Nachdruck fest: „Doch mit diesem Rekord habe ich es auch allen bewiesen.“

Bewiesen? Was beweisen? Sie ist doch immer noch die populärste Sportlerin Frankreichs, sie tauchte doch im Sommer immer noch auf allen Titelblättern auf, das hat sich doch nicht geändert, das war doch schon so, als sie im März bei der WM zwei Gold- und zwei Silbermedaillen gewann. Nur hat sie seither zwei große Fehler gemacht. Sagten jedenfalls Medien und Fans. Ich habe keine gemacht, antwortete Manaudou. Sie konnte es nur nicht beweisen. Der Europarekord soll jetzt der Beweis sein.

Laure Manaudou, Olympiasiegerin über 400 Meter Freistil, verließ im Mai abrupt ihren langjährigen Coach Philippe Lucas und wechselte nach Italien, zum Klub Turin LaPresse. Sie floh vor Lucas’ rabiaten Methoden und zu ihrem italienischen Freund, dem Weltklasse-Lagenschwimmer Luca Marin. Für Frankreichs Fans war das ein Schock. Die 20-Jährige ist ein Superstar, es ging auch um die nationale Ehre. Das kann sportlich nicht gut gehen, prophezeiten viele.

Es ging auch nicht gut, aber aus anderen Gründen. Manaudou unterschrieb einen Vierjahresvertrag mit dem Ausrüster Arena, obwohl für solche Unterschriften nur ihr Vater, zugleich ihr Manager, zuständig war. Später hieß es, Turins Klubboss, enger Freund des Arena-Präsidenten, habe sie dazu gedrängt. Manaudous Vater war geschockt und sauer auf den Klubchef, die Athletin völlig durcheinander. In dieser Verfassung weigerte sie sich, sich beim Weltklasse-Wettbewerb Paris Open mit französischen Nationalmannschaftskolleginnen im gleichen Becken warm zu schwimmen. Persönlich eine Kurzschlusshandlung, öffentlich ein Eklat.

Turin LaPresse warf sie einen Tag später aus disziplinarischen Gründen aus dem Klub, ihr aufgebrachter Vater verlangte ihre sofortige Rückkehr nach Frankreich. Die 20-Jährige gehorchte. Sie startet jetzt wieder, theoretisch, für ihren alten Klub Canet-en-Roussillon, aber sie trainiert in Amberieu-en-Bugey. Schließlich läuft bei ihrem alten Klub noch ihr Ex-Trainer durch die Halle.

Manaudou beherrschte auch im Sommer wieder die Schlagzeilen, aber in die französische Verehrung mischen sich Zweifel, Fragen, Unverständnis. Eine dieser Fragen lautet, warum sie denn jetzt bei ihrem Bruder trainiere. Es ist der zweite Fehler aus Sicht vieler Fans. Nicolas Manaudou ist 22, ein regional erfolgreicher Schwimmer. So einer passt doch nicht zu großen Laure Manaudou. „Doch, er passt“, erwidert der Star. Sie verteidigte auch ihren Wechsel nach Italien, „es war meine Entscheidung, ich würde es wieder so machen“. Das sagt sie auch heute noch. „Das muss man einfach akzeptieren.“

Zuletzt versuchte sie zu beweisen, dass ihr Bruder die richtige Wahl ist. Sie versuchte es, indem sie öffentlich abtauchte. Ich arbeite hart mit meinem Bruder, das sollte die Botschaft ein. Gerade einmal zu zwei PR-Terminen erschien sie in den letzten Wochen. Aber damit sprach sie nur Gefühle an, sie brauchte Fakten, überzeugende Resultate. Belege für ihre unveränderte Weltklasse. Der Europarekord ist so ein Beleg. Dass er früher kam als erwartet, ist umso besser aus ihrer Sicht.

Sie hat ja schließlich noch mehr zu bieten. „Ích habe zwei große Träume“, sagt sie. Der erste ist Olympiagold in Peking über 400 Meter Freistil. Der zweite ist, dass Florent sie nach Peking begleitet – als Fan. Nicht als Schwimmer, er ist ein 17-jähriges Talent auf der Rückenstrecke, aber noch nicht gut genug für Olympia. Laure Manaudou ist das egal: Florent ist ihr kleiner Bruder.

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