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Marko Stamm und die Wasserfreunde Spandau waren sich im dritten Finalspiel wohl ein bisschen zu sicher.

© imago/Matthias Koch

Wasserball: Wasserfreunde Spandau müssen die Meisterparty verschieben

Die Wasserfreunde Spandau verlieren zu Hause 12:14 gegen Hannover und können noch nicht den 36. Meistertitel feiern.

Es war ziemlich leise in der Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg, deswegen war Karsten Seehafer so gut zu verstehen. Der schwergewichtige Trainer von Waspo Hannover stolzierte einmal um das Becken herum, und als er am Kampfrichtertisch angelangt war, brüllte er durch die Halle: „So, so, wir haben also keine Kondition, was?!“ Seehafer lachte und schlug einmal mit der Hand auf den Tisch. Was war das für ein Comeback, das seine Mannschaft da hingelegt hatte bei diesem 14:12 (1:3, 4:4, 4:3, 5:2)-Sieg im Wasser des deutschen Serienmeisters Wasserfreunde Spandau 04.

Dabei schien doch die Wasserballsaison am Sonntag für Hannover schon beendet zu sein. 10:7 führten die Spandauer im dritten Play-off-Finalspiel um die deutsche Meisterschaft, und da sie schon die ersten beiden Spiele gewonnen hatten, machte sich auf den Tribünen und wohl auch schon im Becken alles bereit für die Feierlichkeiten zum 36. Titel.

„Kann schon sein, dass wir uns ein bisschen zu sicher waren“, sagte Spandaus Kapitän Marko Stamm. Es kam anders. Waspo mobilisierte noch einmal alle Kräfte, obwohl da doch kaum noch welche sein konnten. Sechs Hannoveraner waren wegen der jeweils dritten Hinausstellung schon suspendiert. Seehafer hatte in der heißen Phase niemanden mehr zum Auswechseln auf der Bank. Aber er hatte Darko Brguljan. Der montenegrinische Nationalspieler ist mit seinem Hannoveraner Landsmann Aleksandar Radovic der überragende Spieler der Deutschen Wasserball-Liga.

Waspos Brguljan warf fünf Tore

Aber am Vortag, bei der unglücklichen Niederlage nach Fünfmeterwerfen im zweiten Finalspiel, stand vor allem sein Name für den zu diesem Zeitpunkt schon ein wenig ausgeträumten Meistertraum. Brguljan hatte in der regulären Spielzeit einen Fünfmeter verworfen und dann noch einen im finalen Entscheidungswerfen.

Der Sonntag sah einen anderen Brguljan. Einen, der fünf Tore warf, darunter das vorentscheidende 13:12 in der Schlussminute – es war die erste Führung der Hannoveraner im gesamten Spiel. Die Spandauer versuchten noch einmal zurückzukommen, aber sie hatten die Kraft des Moments verspielt. Wieder war es Brguljan, der das Spiel an sich riss. „Give me the Ball, give me the ball!“ herrschte er einen Mitspieler an, nachdem der Spandauer Gegenangriff gescheitert war. Sein Teamkollege tat, wie ihm befohlen, und Brguljan machte sich auf seine einsame Reise über das gesamte Spielfeld, immun gegen alle gegnerischen Versuche, ihn vom Ball zu trennen.

Sein Pass fand den Kollegen Ilja Immermann, der in großen Spielen für gewöhnlich nur zum Auffüllen der Mannschaftsliste auf dem Spielformular taugt. Weil kein anderer mehr da war, durfte er diesmal ran und den Schlusspunkt setzen. Immermanns Lob über Spandaus Torhüter Laszlo Baksa beendete ein von vielen Fouls zerfahrenes, aber hochspannendes Spiel.

Am Mittwoch in Hannover steht das nächste Finalspiel an

Es geht also weiter in der Finalserie zwischen den beiden in liebster Feindschaft zugetanen Klubs. Am Mittwoch im Spiel Nummer vier im Volksbad von Hannover. „Und da ist es für keine Mannschaft einfach zu gewinnen“, verkündete Trainer Seehafer. Er gehörte 1993 zu der Mannschaft, die damals Spandau im Finale besiegte, in eben jenem Volksbad.

Abwarten, entgegnete Spandaus Kapitän Marko Stamm: „Diesmal hat uns zum Schluss die Kraft gefehlt, ein wenig auch die Kondition.“ Und eigentlich äußere er sich ja nicht gern zu den Schiedsrichtern, „aber sie haben ihre strikte Linie, alle Fouls zu pfeifen, zum Schluss leider nicht mehr durchgehalten.“ Vor der Reise nach Hannover aber sei ihm keineswegs bange, denn: „In dieser Saison haben wir zweimal zu Hause gegen Waspo verloren, aber beide Spiele in Hannover gewonnen.“

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