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Silber

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Wasserspringen: Zwei Fehler für eine Medaille

Im normalen Leben sind zwei Fehler schlimmer als ein einziger, aber nicht unbedingt im Wasserspringen. Das haben Patrick Hausding und Sascha Klein bei den Olympischen Spielen in Peking eindrucksvoll vorgeführt.

Die beiden deutschen Springer verpatzten ihren vierten Sprung, überdrehten beim gestreckten dreieinhalbfachen Salto und ließen das Wasser beim Eintauchen gehörig spritzen. Das Publikum raunte, Patrick Hausding fluchte, die Punktrichter gaben schlechte Noten. Nicht alle jedoch, denn neben der Ausführung gibt es eine weitere Wertung, wie der Vorsitzende der Wasserspringer im Deutschen Schwimmverband, Werner Alt, erklärt: „Gott sei Dank war der Fehler bei beiden gleich, so waren die Punkte der Synchronwertung sehr hoch.“

Nicht nur, weil sie auch ihre Fehler synchron begehen, sind Patrick Hausding und Sascha Klein gestern mit einer olympischen Silbermedaille im Synchronspringen vom Turm ausgezeichnet worden. Das Duo hatte dem verpatzten vierten Sprung zwei exzellente Schlusssprünge folgen lassen. „Der letzte ist perfekt gelungen“, sagt Alt. Ein zweieinhalbfacher Salto rückwärts mit zweieinhalb Schrauben brachte ihnen mit 96,90 die höchste Punktzahl des Wettbewerbs. „Schwieriger geht’s zurzeit vom Turm nicht, das ist schon ein Risiko, so einen Sprung zu zeigen“, sagt der Chef der deutschen Wasserspringer. Das russische Duo Gleb Galperin und Dmitri Dobroskok fiel nach einem schlechten Abschlusssprung von Platz zwei noch hinter die Deutschen zurück. „Dass wir plötzlich Silber hatten, war Wahnsinn“, sagte Sascha Klein. Es siegten souverän die Chinesen Lin Yue und Huo Liang.

Für das deutsche Olympiateam war es die erste Silbermedaille in Peking. Mit der Bronzemedaille von Ditte Kotzian und Heike Fischer haben die Wasserspringer bisher die einzigen beiden deutschen Medaillen gewonnen. „Wir hatten uns vorgenommen, Medaillen zu holen, dass es an den ersten zwei Tagen gleich zwei sind, ist Wahnsinn“, sagt Klein. Er hofft, dass die Erfolge seine Sportart populärer machen. „In Deutschland wird man ja schief angeguckt, wenn man sagt, dass man Wasserspringen macht“, sagt Patrick Hausding. Ganz anders in China, hier sind Wasserspringer Volkshelden. 17 000 Zuschauer bejubelten gestern Chinas Erfolg im Finale.

Doch die Geschichte von Hausding und Klein wird in den nächsten Tagen wohl auch in Deutschland noch häufiger erzählt werden. Kurioserweise kennen sich die beiden Springer gar nicht so gut, „wir sehen uns nicht so oft“, sagt der 19 Jahre alte Hausding, „etwa alle drei oder vier Wochen“. Er wohnt in Berlin, Sascha Klein in Aachen, erst bei Lehrgängen in ganz Deutschland übten sie eine Woche lang gemeinsam. Unterstützt werden sie wie alle Wasserspringer von dem Psychologen Oliver Stoll.

Drei weitere Medaillenchancen haben die deutschen Wasserspringer noch. „Der Schub durch die Medaillen ist riesengroß“, sagt Werner Alt. Das Selbstbewusstsein wächst, zumal Sascha Klein seit seinem Weltcupsieg vom Turm im Februar in Peking zum Favoritenkreis zählt. „Ich will einfach nur schöne Sprünge zeigen“, sagt der Sportsoldat vor dem Einzelspringen am 23. August. Dann werden zwei Fehler allerdings auch wieder zwei Mal bestraft werden.

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