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Reale Tränen. Raul verkündet seinen Abschied aus Madrid.

© dpa

Wechsel zu Schalke: Raul fehlt die Sonne

Ist es die sportliche Perspektive? Ist es das Geld? Ist es das Wetter? Warum sich Rauls Wechsel zu Schalke 04 hinzieht.

Berlin - Gestern um dreizehn Uhr brach die Homepage von Schalke 04 zusammen. Der Andrang war einfach zu groß gewesen. Viele Fans hatten voller Vorfreude auf die Internetseite des Fußball-Bundesligisten geklickt, um möglichst als Erste die Bestätigung eines spektakulären Wechsels zu erhalten. Die Hoffnung unter den Schalker Anhängern war groß, dass Raul Gonzalo Blanco, besser bekannt als Raul, seinen Wechsel von Real Madrid nach Gelsenkirchen bekannt gibt.

Doch Señor Raul ließ seine möglichen neuen Fans warten und verabschiedete sich lieber in aller Ausführlichkeit von den alten Anhängern. Tausende Zuschauer und Journalisten (darunter auch viele deutsche Medienvertreter) kamen ins Madrider Santiago-Bernabeu-Stadion, um bei Rauls Verlautbarung zu sein. Es gab viele Tränen, schwülstige Treueschwüre („Real wird immer ein Teil von mir sein“) und baldige Comeback-Versprechungen („Es ist nur ein Aufwiedersehen, ich werde irgendwann zurückkehren“) – der ganz normale Madrider Wahnsinn eben, wenn es um Fußball geht.

So sehr Raul seine Zeit bei Real und seine Gefühle für den Verein wortreich reflektierte, so sparsam äußerte er sich über seine sportliche Zukunft und enttäuschte damit die vielen wartenden Fans in Deutschland. Mehrere Zeitungen in Spanien und Deutschland hatten zuvor berichtet, dass Raul parallel zu seinem Abschied auch sein Engagement in Gelsenkirchen bekannt geben würde. Doch der 33-Jährige wollte nichts Konkretes mitteilen. Raul bestätigte zwar das Schalker Interesse, sagte aber auch, dass es andere Angebote gebe. Klar sei nur, „dass meine Zukunft entweder in Deutschland oder in England liegt“. Danach kündigte Raul an, sich erst in den kommenden Tagen auf seinen neuen Verein festlegen zu wollen. Das Ganze überraschte schon irgendwie, schließlich hatte auch Schalkes Trainer Felix Magath verkündet, dass ihn ein Wechsel Rauls zu einem anderen Klub überraschen würde.

Nun scheint Raul jedoch nicht mehr ganz so überzeugt von Magath und Schalke zu sein – oder besser gesagt: seine Familie ist es nicht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Rauls Frau Mamen nur ungern die Madrider Sonnenstrahlen gegen das deutsche Grau eintauschen würde. Als die Tochter des ehemaligen Real-Präsidenten Lorenzo Sanz von den Temperaturen im vergangenen Winter erfuhr, soll sie umgehend ihr Veto gegen den Familienumzug nach Deutschland eingelegt haben. Raul selbst hatte sich dagegen schon länger für Schalke entschieden.

Für den Familienmenschen Raul, der zusammen mit seiner Frau fünf Kinder hat, haben die Befindlichkeiten seiner Angehörigen jedenfalls oberste Priorität. Deshalb wird es im Hause Rauls wohl noch einige Unterredungen geben, ehe der neue gemeinsame Wohnort bekannt gegeben werden kann. Señora Mamen sei in dieser Hinsicht gesagt: So kalt wie im vergangenen Winter wird es in Deutschland nur selten.

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