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Kontrahenten. Armstrong und Ullrich bei der Tour de France 2005.

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Update

Wegen Dopingvorwürfen: Armstrong vor Verlust der sieben Tour-Siege - Ullrich: "Ich schaue nicht auf diese Titel"

Wegen Dopingvorwürfen steht der US-Radprofi Lance Armstrong vor dem Verlust all seiner sieben Tour-de-France-Titel sowie einer lebenslangen Sperre. Rückt nun etwa Jan Ullrich auf?

Lance Armstrong will sich nicht mehr mit den gegen ihn erhobenen Doping-Vorwürfen beschäftigen und nimmt dafür auch die mögliche Aberkennung seiner sieben Tour-Titel in Kauf. „Es kommt ein Punkt im Leben jedes Menschen, an dem er sagen muss 'Es reicht.' Für mich ist dieser Punkt jetzt gekommen“, teilte der erfolgreichste Radprofi der Tour-Geschichte in einem schriftlichen Statement mit. Der 40-Jährige schrieb von einer „Hexenjagd“ durch Travis Tygart, den Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA.

Die USADA will Armstrong alle bei der Tour-de-France gewonnenen Titel aberkennen und ihn lebenslang sperren lassen. Das gesamte Verfahren habe einen „zu hohen Zoll“ von ihm und seiner Familie gefordert, begründete Armstrong seinen Entschluss. Wenn er eine Chance gesehen hätte, in einer fairen Umgebung die Vorwürfe widerlegen zu können, hätte er „die Chance wahrgenommen“. „Aber ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen Prozess mitzumachen.“ Ein Dopinggeständnis legte Armstrong damit aber nicht ab.

Bildergalerie: Die sieben Siege des Lance Armstrong

Der deutsche Radrennfahrer Jan Ullrich schielt derweil nicht auf Armstrongs Tour-Titel. "Ich schaue nicht auf diese Titel, ich verfolge das Verfahren auch nicht intensiv", sagte Ullrich dem Tagessspiegel. "Ich bin stolz auf meine zweiten Plätze", sagte Ullrich, der am Freitagmorgen von der Nachricht überrascht worden war, dass Armstrong seine sieben Titel verlieren könnte. Auf die Frage, ob er die drei Titel annehmen würde, die ihm zuerkannt werden könnten, sagte Ullrich: "Wenn der Fall tatsächlich eintritt, werde ich mich dazu äußern. Bis dahin ist das Spekulation."

Doping-Jäger: Armstrong war Teil einer regelrechten "Doping-Verschwörung"

„Das ist ein trauriger Tag für alle von uns, die den Sport und unsere Athleten-Helden lieben“, teilte Tygart in einem Schreiben der USADA mit. Der Fall sein „ein Herzen brechendes Beispiel“ wie die Kultur des „Siegens um jeden Preis“ einen sauberen und fairen Sport verhindere, so Tygart.

Video: Armstrong vor Verlust seiner sieben Tour-Titel

Armstrong hatte erst Anfang der Woche eine weitere Niederlage im Ringen mit der USADA hinnehmen müssen. Ein Richter in Armstrongs Heimatstadt Austin wies die Klage des Ex-Radprofis am Montag ab, der die USADA bei ihren Ermittlungen gegen sich blockieren wollte. Durch diesen Beschluss war Armstrong die Möglichkeit genommen worden, eine Schiedsgerichts-Verhandlung zu verhindern, bei der er offiziell als Doper gebrandmarkt werden könnte. „Heute schließe ich diese Seite. Ich werde dieses Thema nicht mehr ansprechen, unabhängig von den Umständen“, schrieb Armstrong.

Bildergalerie: Dopingsünder im Sattel

Die Doping-Jäger werfen Armstrong jahrelanges Doping und Handel mit illegalen Substanzen vor. Der siebenmalige Gewinner der Tour de France soll Teil einer regelrechten „Doping-Verschwörung“ gewesen sein. Der Texaner wird seit Jahren mit Doping-Vorwürfen konfrontiert. Zuletzt hatten mehrere ehemalige Teamkollegen gegen ihren früheren Chef ausgesagt.

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Von 1999 bis 2005 hatte Armstrong siebenmal in Serie die Tour de France gewonnen. Der deutsche Jan Ullrich war in den Jahren 2000, 2001 und 2003 hinter dem Amerikaner auf Platz zwei des wichtigsten Radrennens der Welt gefahren. Ob ihm die Titel jener Jahre offiziell zugesprochen werden, ist eine der spannenden Fragen, die sich nun ergeben. Ullrich hatte bereits im Juli erkennen lassen, dass er im Fall der Aberkennung der Titel seines ehemaligen Konkurrenten Armstrong kein Interesse an nachträglichen Toursiegen hat. Im Februar 2012 wurde Ullrich selbst vom Internationalen Sportgerichtshof für schuldig befunden. Dadurch verlor er aber nur seinen dritten Platz in der Tour de France 2005 sowie Erfolge bei kleineren Rundfahrten nach 2005.

Armstrong teilte mit, dass er sich künftig nur noch um die Arbeit seiner Stiftung, dem Kampf gegen Krebserkrankungen und um seine Familie kümmern wolle. „Nach vorne blickend werde ich mich um die Erziehung meiner fünf wunderbaren (und energetischen) Kinder und dem Kampf gegen Krebs widmen und versuchen, der fitteste 40-Jährige auf dem Planeten zu sein“, schrieb er. (dpa/ide)

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