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Sport: Weine nicht, wenn der Regen fällt

Bayer Leverkusen verspielt in letzter Minute den Sieg gegen den Abstiegskonkurrenten Mönchengladbach

Mönchengladbach. Oliver Neuville sah traurig aus. Seine schmalen Schultern hingen noch tiefer, als sie es ohnehin schon tun, sein Kopf neigte sich merklich nach unten, und die Augen des Nationalspielers schauten nicht in die Gesichter ringsherum, sondern sie fixierten einen Punkt auf dem grauen Betonfußboden. „Das war wirklich ein unglückliches Tor, so kurz vor Schluss“, klagte der Stürmer von Bayer Leverkusen leise. Er hatte eine bravouröse Partie absolviert auf dem Bökelberg, war viel gelaufen auf dem tiefen, vom Regen getränkten Rasen. Und nun schien alles umsonst gewesen zu sein, obwohl Bayer Leverkusen mit dem 2:2-Unentschieden einen Punkt im Abstiegsduell bei Borussia Mönchengladbach entführt hatte. Sein Team hat noch vier Spiele vor sich, aber Neuville sah in diesem Moment aus, als sei der Abstieg bereits mit diesem Tag besiegelt.

Es war eine einzige Szene, die nicht nur den Gemütszustand Neuvilles verändert hatte, sondern den eines ganzen Stadions. Der brasilianische Weltmeister Lucio verlor vor dem Leverkusener Strafraum ein Kopfballduell gegen den eingewechselten Arie van Lent, und auf einmal hatte der ebenfalls gerade erst eingewechselte Däne Morton Skoubo in der 89. Minute den Ball vor sich – und hob ihn cool über Bayers herausstürmenden Torhüter Jörg Butt hinweg und besorgte damit den 2:2-Ausgleich. Es war das erste Bundesligator für Skoubo in seinem 17. Einsatz, und es war ein Tor, mit dem keiner mehr gerechnet hatte. Auch Borussias Trainer Ewald Lienen räumte hinterher ein, „dass Leverkusen über weite Strecken die spieltechnisch bessere Mannschaft“ gewesen war.

Nach dem unverhofft schnellen 1:0 für die Gladbacher durch Igor Demo in der sechsten Minute „haben wir irgendwie die Spannung verloren, weil wir uns das Tor nicht erarbeitet hatten“, sagte Ewald Lienen. Mönchengladbach setzte nach dem Führungstreffer unerklärlicherweise nicht nach, obwohl Leverkusen sich nach diesem Rückstand derart schockgefroren präsentierte, dass eine Wende in diesem Spiel kaum möglich erschien.

Doch plötzlich leitete Neuville in der 17. Minute mit einem Pass auf Berbatow eine Kombination ein, die Bierofka schließlich mit seinem sechsten Saisontreffer zum Ausgleich abschloss. Und fortan dominierte Leverkusen das Spiel, wenn es auch nicht zu vielen Chancen kam, während Gladbach auf einmal hilflos agierte. Angeführt von einem wild entschlossenen Lucio, der nicht selten im gegnerischen Strafraum aufkreuzte, ging der Gast dann direkt nach der Pause in Führung: Asanin hatte ein Abseits aufgehoben, und Neuville schlenzte nach Flanke von Bierofka den Ball über Stiel zu Berbatow, der aus spitzem Winkel eingrätschte. „Danach haben die Leverkusener auf Halten gespielt“, sagte Lienen.

Bis in die hektische Schlussphase hinein konnte sich seine Mannschaft trotz erkennbar großer Anstrengung kaum Chancen erspielen. „Aber dadurch, dass wir dann noch leidenschaftlicher in die Zweikämpfe gegangen sind, haben wir uns das Remis verdient“, sagte Lienen. Dieses Unentschieden erhält den Gladbachern drei Punkte Vorsprung auf Bayer respektive den ersten Abstiegsplatz.

Derweil versuchte die versammelte Führungsriege der Leverkusener, die positiven Aspekte hervorzuheben. „Die Mannschaft hat großartig gespielt“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der nun optimistisch für die letzten vier Spieltage ist. Auch Manager Reiner Calmund hob das Positive hervor: „Wenn wir immer so gekämpft hätten, würden wir nicht da stehen, wo wir jetzt sind.“

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