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Sport: WEISE nach Peking

Mach dich in einem Melonenfeld nicht an deinen Schuhen und unter einem Pflaumenbaum nicht an deinem Hut zu schaffen! Liu Xiang Obwohl diese chinesische Weisheit vor mehr als 2000 Jahren aufgeschrieben worden ist, kann sie allen olympischen Athleten als Warnung dienen.

Mach dich in einem Melonenfeld nicht an deinen Schuhen und

unter einem Pflaumenbaum nicht an deinem Hut zu schaffen!

Liu Xiang

Obwohl diese chinesische Weisheit vor mehr als 2000 Jahren aufgeschrieben worden ist, kann sie allen olympischen Athleten als Warnung dienen. Liu Xiang – der Dichter, nicht der Hürdenläufer – hatte eigentlich mit seinen „Überlieferungen von ausgewählten Frauen“ ein moralisches Erziehungswerk für Frauen entworfen. Doch dieser Auszug aus der Geschichte über Yu Ji, die Frau des Königs Zhao von Chu, kann allen Sportlern helfen, weiblichen wie männlichen.

„Mach dich in einem Melonenfeld nicht an deinen Schuhen und unter einem Pflaumenbaum nicht an deinem Hut zu schaffen.“ Was rätselhaft klingt, bekommt durch eine Ergänzung Sinn: „...man könnte dich sonst des Diebstahls verdächtigen“. Ist es nicht so? Selbst wenn der Betreffende im Melonenfeld unter Beobachtung des Bauern nur seine Schuhe zubindet, bleibt der Makel, er könnte unlautere Absichten gehabt haben. Also: Gebe keinen Anlass für Verdächtigungen.

Das Melonenfeld der Athleten heißt Doping. Es ist die unerlaubte Abkürzung zum Ziel. Anstatt die Medaille (Melone) auf dem Markt durch eine eigene Leistung zu erwerben (in China muss man den Melonenpreis mühsam herunterhandeln), könnten die Athleten sich auch auf dem Feld des Dopings bedienen. Es gibt viele, die sich dort nicht nur die Schuhe zugemacht haben: Kostas Kenteris und Ekaterina Thanou zum Beispiel, die sich vor den Spielen in Athen mit einem fingierten Motorradunfall einer Dopingprobe entzogen haben und gesperrt wurden. Andere haben sich vielleicht nur leichtsinnigerweise gebückt, etwa der Eishockeyspieler Florian Busch. Er verweigerte eine Dopingprobe, weil er mit seiner Freundin Abendessen gehen wollte und gab erst anschließend eine negative Probe ab. Prompt fand er sich im Mittelpunkt eines sportpolitischen und juristischen Dopingfalls wieder. Womit bewiesen wäre, dass die Worte des Liu Xiang – des Dichters, nicht des Hürdenläufers – für Athleten als Warnung dienen können. Das Beste wäre freilich, sie kämen erst gar nicht in die Nähe des Melonenfelds. Benedikt Voigt

An dieser Stelle trainieren wir für die Olympischen Spiele in der Disziplin Sprücheklopfen. Die Weisheit stammt aus dem Buch „Chinesische Aphorismen“, erschienen im Sinolingua-Verlag.

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