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Sport: Weit und weiter

Möllenbeck holt Bronze und denkt nicht ans Aufhören – Riedel scheidet aus und hat immer noch Spaß

Nicht jeder dritte Platz ist gleich viel wert. Jedenfalls nicht für den Diskuswerfer Michael Möllenbeck. Zweimal gewann er Bronze bei einer Leichtathletik-WM: 2001 in Edmonton und gestern Abend in Helsinki. „Die zweite Medaille sollte ich etwas höher hängen, sie ist mir mehr wert“, sagte er. Möllenbeck ist schließlich schon 35 Jahre alt und hatte in dieser Saison mit Hüftbeschwerden zu kämpfen. Dennoch hat er es noch einmal aufs Siegerpodest geschafft.

Das Besondere an diesem Wettkampf im Olympiastadion von Helsinki war für ihn dies: „Ich war gut drauf, und die anderen waren nicht so gut drauf.“ Mit den anderen meinte er nicht etwa den Weltmeister Wirgilijus Alekna aus Litauen und den Zweitplatzierten Gerd Kanter aus Estland. Möllenbeck meinte seine direkten Konkurrenten um den dritten Platz, die es ihm leichter machten als angenommen. 65,94 Meter reichten Möllenbeck zu Bronze, er hatte mehr als einen Meter Vorsprung vor dem Viertplatzierten Aleksander Tammert aus Estland. Vor allem könnte Möllenbeck Lars Riedel gemeint haben, denn der schied als Neunter nach drei Würfen vorzeitig aus. Er war nur auf 63,05 Meter gekommen. So lief es genau anders herum als erwartet. Am Vortag in der Qualifikation war Riedel der Bessere und hatte den Diskus auf 66,22 Meter geschleudert.

Die Medaille kommt für Möllenbeck zur rechten Zeit. Der Athlet vom TV Wattenscheid ist im Moment Diskusprofi, nachdem er beim Textilunternehmen Klaus Steilmann betriebsbedingt gekündigt worden war. Für den dritten Platz erhält Möllenbeck nun eine Prämie des Internationalen Leichtathletik-Verbandes von 20 000 Dollar. Außerdem wird der Erfolg dem Bürokaufmann vielleicht helfen bei Bewerbungsgesprächen. Ein möglicher Arbeitgeber wird sich Möllenbeck allerdings weiter mit dem Sport teilen müssen. Ohne seinen Erfolg hätte Möllenbeck wohl schon im nächsten Jahr mit dem Diskuswerfen aufgehört. So aber sagte er: „In den nächsten zwei Jahren kann man noch mit mir rechnen.“

Dann ist auch weiter mit innerdeutschen Vergleichen zu rechnen, denn auch der Sachse Riedel denkt mit seinen 38 Jahren noch nicht ans Aufhören. „Es ist ein schönes Leben und das, was man am besten kann, sollte man so lange wie möglich machen“, sagte Riedel. Er wirkte gar nicht unzufrieden, obwohl er mit seiner Leistung vom Vortag eine Medaille gewonnen hätte. „Es hat mir Spaß gemacht, es war schönes Wetter. Wenn ich nicht nach Helsinki gefahren wäre, dann wäre ich richtig enttäuscht.“ Offenbar mildert sich sein sportlicher Ehrgeiz gerade etwas. Lars Riedel hat seinen Trainer Karl-Heinz Steinmetz sogar mit den Worten beruhigt: „Schau doch mal, was wir beide schon geschafft haben.“

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