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Sport: Weit weg von Australien

Das deutsche Fed-Cup-Team steht vor dem Abstieg.

Kurz vor der Partie hatten sie sich gemeinsam eingeschworen. Eng umschlungen stand das deutsche Team im Kreis auf dem roten Sand in der Stuttgarter Arena zusammen. Für das Fed-Cup-Team geht es an diesem Wochenende um nicht weniger, als den Abstieg aus der Weltgruppe zu vermeiden. Und wie schwierig diese Aufgabe gegen Australien wird, bekamen die deutschen Frauen schon zum Auftakt deutlich zu spüren: Sie liegen 0:2 zurück. Den dritten und entscheidenden Punkt könnte Australiens Spitzenspielerin Samantha Stosur am Sonntag im ersten Match des Tages gegen Julia Görges bereits sichern.

Nach dem Matchball bildeten sie wieder einen Kreis, dieses Mal aber war es mehr als tröstende Umarmung für Angelique Kerber gedacht. Tief betrübt saß sie auf der Spielerbank, das Handtuch vors Gesicht gedrückt. Ihre Mitspielerinnen redeten ihr gut zu, doch die erste Enttäuschung war einfach zu groß. Teamchefin Barbara Rittner beugte sich vor Kerber und deutete ihr mit Daumen und Zeigefinger einen minimalen Abstand an. Mehr hatte ihr nicht gegen die Weltranglistenfünfte Stosur gefehlt, wollte Rittner ihr klarmachen. Doch zum Sieg und dem wichtigen ersten Punkt für die Deutschen hatte es eben nicht gereicht, Kerber verlor mit 6:7 und 4:6.

Die Kielerin hatte sich so viel vorgenommen, gehofft, den Schwung ihrer so erfolgreichen letzten Wochen in diese Partie mitnehmen zu können. Mit dem Selbstbewusstsein des Kopenhagen-Titels und dem 14. Weltranglistenplatz im Rücken war sie als Spielerin der Stunde nach Stuttgart angereist. Doch auch Kerber musste die leidvolle Erfahrung machen, wie sie Sabine Lisicki im Februar bei der Niederlage gegen Tschechien erlebte. Damals war Lisicki, die eigentlich gerne vorneweg marschiert, unter dem besonderen Druck eingeknickt. „Im Fed Cup fühlt man eine ganz andere Nervosität als sonst“, sagte Kerber, „so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Zu Beginn der Partie sei sie „mega-nervös“ gewesen und in den ersten drei Spielen überall mit den Gedanken, nur nicht auf dem Platz.

Kerber spielte die Bälle meist so kurz, dass sie schon im T-Feld aufsprangen und leichte Beute für Stosur waren. Die Australierin verfügt über einen auf der Damentour einzigartigen Kick-Aufschlag, den sie von Kindesbeinen an perfektioniert hat, und der auch Kerber vor allem beim zweiten Aufschlag vor große Probleme stellte. Doch Stosur, die seit ihrem Sieg bei den US Open im vergangenen Herbst ein wenig mit ihrer Form hadert, vermochte aus dem zittrigen Beginn der Kielerin nicht kühler Kapital zu schlagen und brachte sie mit eingestreuten Fehlern in den ersten Satz zurück. Im Tiebreak zeigte Stosur aber ihre ganze Klasse. „Sie hat alles riskiert und alles getroffen“, musste Kerber anerkennen.

Die Deutsche kämpfte, und auch die 3000 Zuschauer bemühten sich, ihr zu helfen, doch aus der Anspannung konnte sich Kerber nie lösen. „Ich habe mir den Druck auch selbst gemacht, die Situation war ganz neu für mich. Die letzte Nacht war sicher nicht meine beste“, sagte Kerber. Fünf Satzbälle konnte Kerber im ersten Durchgang abwehren, beim Matchball besiegelte jedoch gleich der erste nach 1:41 Stunden das Ende.

Da auch Julia Görges nach einer schwachen Vorstellung der Weltranglistenfünfzigsten Jarmila Gajdosova mit 4:6 und 4:6 unterlag, ist der Abstieg bedrohlich nahe. Es wäre der vierte Abstieg seit 2005 für die Deutschen.

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