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Sport: Weiter im Galopp

In Hoppegarten finden am Sonntag neun Rennen statt

Mit der jüngeren Vergangenheit möchte sich Artur Boelke derzeit nicht beschäftigen. So fällt seine Antwort auf die Frage, wo denn im Waagegebäude in Hoppegarten ein Foto des Hengstes Artan hänge, sehr kurz aus: „Nirgendwo.“ Boelke hat anderes zu tun. Die erste Saisonveranstaltung mit neun Rennen am Sonntag ab 13.45 Uhr erfordert seine ganze Kraft. Die glorrreiche Vergangenheit hilft nicht, selbst wenn es sich um das erfolgreichste Pferd handelt, das jemals in einem Hoppegartener Stall stand. Schon eher von Interesse ist für ihn, dass Artan, der in den Neunzigerjahren für 18 000 Mark in Irland gekauft wurde und knapp eine Million Mark an Preisgeld einlief, seit 2000 offiziell mit 39 Nachkommen geführt wird. Pferde, die auch für die Zukunft in Hoppegarten stehen könnten. Nach der Pleite des Union-Clubs im Herbst 2005 ist das gesamte Areal derzeit zum Kauf ausgeschrieben.

Nun gilt es, mit Pferderennen die Zeit bis zum Verkauf niveauvoll zu überbrücken. Am Sonntag wird auch eine der Töchter von Artan, die dunkelbraune, 3-jährige Nur Bani, am Start stehen. „Ich wollte unbedingt, dass sie hier am ersten Renntag läuft“, sagt Besitzerin Susanne Kage. Nicht vorrangig wegen des berühmten Vaters der Stute, sondern wegen der erhofften Signalwirkung: „Treue zu Hoppegarten mit seinen etwa 150 Pferden und Glaube an die Zukunft.“

Susanne Kage gehört zu den Gründungsmitgliedern des neugegründeten Rennvereins, der 2006 acht Veranstaltungen organisiert. Dass zur ersten am Sonntag 106 Galopper gemeldet wurden, darunter aus den namhaften Ställen von Peter Schiergen und Andreas Wöhler, zeigt, wie hoch das Geläuf am Berliner Stadtrand nach wie vor bewertet wird.

„Ich werde am Sonntag ebenfalls in Hoppegarten sein“, sagt Roland Dzubasz, der auch Nur Bani trainiert. Pferde von ihm laufen zwar gleichzeitig in Prag und beim Frühjahrs-Meeting in Iffezheim, „aber hier gibt es mehr zu tun“. Für den 37 Jahre alten Trainer bietet Hoppegarten die Chance, die Kasse mal mit vielen Pferden ohne lange Reisen aufzubessern. Im vergangenen Jahr erreichten seine Starter trotz aller Widrigkeiten 24 Siege. Damit war er nach Erfolgen in der deutschen Rangliste18. „Die auswärtigen Siege waren für die Besitzer zwar gut, aber weite Reisen sind für uns immer wieder ein Kraftakt.“ Wie sich die wirtschaftliche Situation verändert hat, beantwortet Dzubasz mit einem Vergleich: „1996 und 1997 hatte ich 20 Pferde und vier Vollzeitbeschäftigte, heute stehen doppelt so viele im Stall, aber von den vier Angestellten hat keiner einen Vollzeitjob.“ Über einen Stalljockey braucht er nicht nachzudenken. Aber das trifft generell auf kleine und mittlere Ställe zu. Für den Ritt von Nur Bani im zweiten Rennen am Sonntag hat Dzubasz den Slowaken Rastislav Juracek verpflichtet, der schon für Martin Rölke im Sattel saß. Jenem Hoppegartener Trainer, bei dem Artan groß herauskam.

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