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Sport: Welle ohne Wasser Bremerhavener Studenten bringen Berlin

an diesem Wochenende das Tarp-Surfen bei

Berlin - Die Welle bricht direkt über dem Surfer, doch er wird dabei nicht nass. Er richtet seinen Blick nach vorne in den Tunnel, unter und über ihm zieht das Blau des Meerwassers hinweg – doch nach einigen Metern ist alles schon vorbei: Wer sich gerade noch für einen Surfer hielt, ist dann nur noch ein Skateboardfahrer auf schnödem Asphalt.

Tarp-Surfing, also Planensurfen, nennt sich diese seltsame Funsportart aus Kalifornien, USA. Sie kann an jedem Ort praktiziert werden – und das will das erste offizielle Tarp-Surfing-Team aus Deutschland an diesem Wochenende bei der Life- stylemesse „Formaganda Berlin 2011“ in der Arena in Treptow (11-21 Uhr) vorführen. Tarp-Surfing ist allerdings eher Skateboardfahren in einer blauen Plastikplane. Die Planensurfer fahren nämlich mit Cruiserboards, das sind kleine und schnelle Skateboards mit weichen Achsen und großen Rädern, die ein besseres Surfgefühl hervorrufen sollen. Und natürlich hilft auch das Blau der Plastikplane der Illusion des Surfens auf die Sprünge.

Wie kommt man aber auf die Idee, mit einem Skateboard durch eine Plastikplane zu fahren? Einige Studenten aus Bremerhaven sahen vor zwei Jahren ein Video aus den USA und kamen auf die Idee, das Ganze nachzumachen. Unter ihnen ist der Berliner Niklas Piatkowski, einer der Hauptinitiatoren: „Wir haben uns einfach eine Plane bestellt und haben angefangen zu surfen. Wir haben natürlich recherchiert, ob wir die Ersten in Deutschland sind. Und dann ging’s los.“

Die größte Herausforderung für die Tarp-Surfer bestand darin, die perfekte Welle zu schaffen, von der jeder Surfer träumt, sie aber nur selten erlebt. Dieser Aufgabe hat sich der 22-jährige Kristoffer Görg angenommen. Er wurde von seinem Team zum „Wavemaster“ ernannt, dem Herrn der Welle. Als solcher nimmt er die Plane vom Boden auf, läuft los und zieht sie diagonal über den Surfer. „Ich brauche perfektes Timing in Abstimmung mit dem Fahrer“, sagt Görg, „inzwischen könnte ich die Welle auch im Schlaf machen.“ Einen kurzen Moment ähnelt es einem Wellentunnel.

Das Interesse für die neue Trendsportart erregte nicht nur bei den Einwohnern von Bremerhaven Aufsehen. Zahlreiche Radio- und Fernsehsender wollten nach der Veröffentlichung des ersten Videos der Studenten im Internet ein Interview mit dem ersten offiziellen Tarp-Surf-Team aus Deutschland machen. Weil Tarp-Surfen so kurios ist, wurden die Studenten schon zu Sport-Conventions und Veranstaltungen eingeladen, um ihr neues Hobby vorzuführen.

Das Bremerhavener Team nennt sich „OneThreeThree“, der Name steht für die Hausnummer 133, in der 45 Studenten in Bremerhaven wohnen. Mit der Kritik, der eigentliche Surf-Sport würde ins lächerliche gezogen werden, gehen die Studenten gelassen um. „Es geht uns nicht unbedingt darum, die Sportart zu etablieren“, sagt Niklas Piatkowski, „wir wollen einfach Zeit mit unseren Freunden verbringen, wir haben einfach Bock darauf.“

Noch mehr Spaß hatte Kristoffer Görg allerdings unlängst in Australien – beim richtigen Surfen. Er sagt: „Das ist natürlich tausendmal geiler.“

Niels Surburg

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