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Sport: WELT-DOPINGKONFERENZ IN LAUSANNE: Deutliche Worte von Otto Schily an das IOC

LAUSANNE (sid/Tsp).Bundesinnenminister Otto Schily hat das vom olympischen Bestechungsskandals schwer angeschlagene Internationale Olympische Komitee (IOC) am Dienstag auf der Welt-Dopingkonferenz in Lausanne mit deutlichen Worten kritisiert sowie eine "institutionelle Erneuerung" und die Offenlegung des Finanzgebarens angemahnt.

LAUSANNE (sid/Tsp).Bundesinnenminister Otto Schily hat das vom olympischen Bestechungsskandals schwer angeschlagene Internationale Olympische Komitee (IOC) am Dienstag auf der Welt-Dopingkonferenz in Lausanne mit deutlichen Worten kritisiert sowie eine "institutionelle Erneuerung" und die Offenlegung des Finanzgebarens angemahnt.Schily forderte indirekt sogar den Rücktritt von IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch und erneuerte die angekündigte harte Linie der Bundesregierung und der Europäischen Union im Kampf gegen Doping.

Ausdrücklich forderte Schily vor den Vertretern des IOC, der Nationalen Olympischen Komitees (NOK) und der Fachverbände sowie Regierungsmitgliedern aus aller Welt ein System international geltender gleichwertiger Strafen mit einer zweijährigen Sperre als Mindeststrafe für Doping-Ersttäter und die Bildung einer "unabhängigen und transparenten Anti-Doping-Agentur".Doping-Sünder sollten "verschuldensunabhängig in der Regel für zwei Jahre gesperrt" werden, "in besonders schweren Fällen für drei Jahre".

Für die Beratungen der 200 NOKs und der 35 Fachverbände am heutigen Mittwoch ist die Konfrontation mit dem Fußball-Weltverband FIFA programmiert.FIFA-Präsident Joseph Blatter kündigte bei seinem Eintreffen am Nachmittag in Lausanne den entschiedenen Widerstand gegen die Einführung einer Mindeststrafe an: "Wir sind der Meinung, und diese werde ich auch hier vertreten, daß in dem Strafmaß eine Flexibilität sein muß."

Unterstützung fand Schily bei der italienischen Sportministerin Giovanna Melandri, die eine "Harmonisierung der Strafen auf mindestens zwei Jahre in allen Ländern und in allen Sportarten" forderte.Die französische Sportministerin Marie-George Buffet sagte: "Das Geld darf dem Sport nicht seine Regeln diktieren." Eisschnellauf-Olympiasieger Olav Koss (Norwegen) betonte als Athleten-Sprecher: "Wir sind für die Zwei-Jahres-Sperre, verlangen aber auch entschiedene Maßnahmen gegen das Umfeld der Athleten und Drogen-Händler."

Hinter den Kulissen bahnte sich im Streit um einen neuen Medical Code des IOC schon ein Kompromiß an.Danach würde der FIFA und dem Internationalen Radsport-Verband (UCI) eine zweijährige Übergangsfrist zur Unterzeichnung eingeräumt werden, um beiden Verbänden Zeit zur Klärung juristischer und finanzieller Fragen zu geben.

Hart ging Schily in Lausanne mit dem IOC und seinem Präsidenten Samaranch ins Gericht."Man sollte wissen, wann man sich aus einem Amt zurückzuziehen hat", sagte der Bundesinnenminister am Rande der Konferenz vor Journalisten."Wenn regiert wird wie in einer konstitutionellen Monarchie, dann ist das nicht hilfreich für den Sport." Auch der Bundespräsident werde nur für zwei Amtsperioden gewählt.Schily: "Eine Begrenzung der Amtszeit könnte Teil der notwendigen institutionellen Erneuerung des IOC sein."

Die Politik wird den Druck auf das IOC und den Sport verstärken, daran ließ Schily keine Zweifel.Ende Mai in Paderborn wollen die EU-Sportminister das Ergebnis von Lausanne beraten.Schily, der sich mit seiner Forderung nach einer zweijährigen Sperre als Mindeststrafe im Gegensatz zu dem deutschen IOC-Exekutivmitglied Thomas Bach befindet, machte deutlich, daß er alles daransetzen wird, sich durchzusetzen."Ich glaube, daß sich das durchhalten läßt", so der Innenminister, "wir sind als Sportminister der EU entschlossen, unsere Auffassung geltend zu machen." Er akzeptiere die Autonomie des Sports, "aber auch die staatliche Seite hat eine Verantwortung.Wir müssen zu einer Kooperation kommen".Bach, der aus verfassungsrechtlichen Gründen einen flexibleren Strafrahmen will, der "neben erschwerenden Umständen auch mildernde Umstände berücksichtigt", nannte die unterschiedlichen Standpunkte "nicht unüberwindbar".

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