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Sport: Weltmeister auf Jobsuche Littbarski ist in Duisburg beurlaubt – Union will lieber Votava

Berlin. Robert Jaspert saß in einem Café, als plötzlich das Telefon klingelte.

Berlin. Robert Jaspert saß in einem Café, als plötzlich das Telefon klingelte. „N’abend Robert“, sagte der Mann nur. „Du, wir müssen morgen nicht mehr ins Stadion. Die haben uns in Duisburg beurlaubt.“ Jaspert kannte die Stimme gut, es war sein Kollege gewesen: Pierre Littbarski, der Trainer des MSV Duisburg. „Sag’ bloß“, sagte Jaspert, Littbarskis Kotrainer. „Und warum ruft mich der Chef nicht an?“ Zwei Stunden später war es dann auch für ihn so weit. Duisburgs Präsident Walter Hellmich rief bei Jaspert an.

So unerwartet war die Nachricht nicht gewesen. In Duisburg waren sie verwundert. Denn Littbarski hatte sich vor dem Spiel seiner Mannschaft am Freitag beim 1. FC Union für einen Arbeitsvertrag beim Berliner Zweitligisten interessiert. Littbarski sagte: „Union ist ein Verein mit einer sehr guten Perspektive, das wäre eine reizvolle Aufgabe.“ Lockere Sprüche halt, mehr nicht. Als Duisburgs Präsident Hellmich davon erfuhr, sagte er: „Das ist keine Basis für eine lange Zusammenarbeit.“ Am Sonntagnachmittag dann bestellte er Littbarski auf die Geschäftsstelle. „Sie scheinen sich in Duisburg nicht mehr wohl zu fühlen“, soll er gesagt haben. Littbarski und sein Kotrainer waren somit beurlaubt. Neuer Trainer beim MSV ist ein alter Bekannter: der ehemalige Nationalspieler Bernard Dietz.

„Mir hat’s Spaß gemacht in Duisburg“

„Tja, schade ist das schon“, sagte Littbarski dann am Abend. „Mir hat’s Spaß gemacht in Duisburg, glauben Sie mir das.“ Dann ging Littbarski zum Essen.

Den Stress in den letzten Tagen habe er nicht verstanden. „Berlin ist meine Heimatstadt, es ist doch normal, dass mich das reizt.“ Und: „Wenn wir gegen Köln gespielt hätten, dann hätte ich auch etwas Nettes gesagt.“ Beim 1. FC Köln hatte Littbarski bis 1993 gespielt, dann ging er als Spieler nach Japan. Im Sommer vergangenen Jahres hatte er den Trainerjob in Duisburg übernommen. In diesem Sommer läuft sein Vertrag aus.

Wird Littbarski denn nun überhaupt Trainer beim 1. FC Union? „Ach, wissen Sie: wenn ich Interesse hätte, würde ich sicherlich nicht über die Zeitung an den Verein herantreten“, sagt er. Auf Unions Geschäftsstelle in Köpenick drückten sie sich ähnlich aus. Präsident Heiner Bertram hatte am Nachmittag gesagt: „Sein Interesse zeigt, dass wir gute Arbeit leisten. Aber an einer Verpflichtung von Herrn Littbarski sind wir nicht interessiert.“ Dass sich ein derart bekannter Mann wie Littbarski bei Union ins Gespräch bringt, ist etwas überraschend. Denn Präsident Bertram gilt als schwieriger Vorgesetzter. Doch als Zweitligist in Berlin hat Union Potenzial, und das reizt selbst Leute wie Littbarski. Trotzdem: „Er wird es garantiert nicht werden“, sagt Bertram.

Der Mann, der vielleicht der neue Trainer werden wird, saß gestern Abend im Weserstadion, beim Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern. Mit Mirko Votava soll sich Union zu „80 Prozent einig“ sein, meldete gestern der „Berliner Kurier“. Votava sagt: „Ich will keine Prozentangaben machen.“ Und: „Wir haben nicht miteinander verhandelt, aber wir haben miteinander gesprochen.“ Schließlich: „Ich will niemandem vorgreifen.“ Votava ist bis zum Sommer als Späher in Bremen angestellt, dann läuft sein Vertrag aus. Er soll zu den beiden Kandidaten gehören, die Unions Präsident auf der Liste hat.

Der Zeitpunkt der Trainer-Präsentation ist nah: Es gebe eine hausinterne Frist, ist zu hören. Einen genauen Zeitpunkt will der Präsident nicht nennen. „Wir wollen erst einmal Ruhe in den Verein bringen.“ Am Sonntagnachmittag sprach Bertram seinem Trainer Iwan Tischanski das Vertrauen aus, „auch bei einer Niederlage im Pokal“. Am Dienstag spielt der 1. FC Union in der zweiten Runde des DFB-Pokals in Unterhaching.

André Görke

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