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Sport: Weltpokal: Arm besiegt Reich im Glaubenskampf

Fünfmal haben zuletzt Mannschaften aus Südamerika zugeschaut, wenn im Olympiastadion von Tokio das beste Vereinsteam der Welt den riesigen Pokal über die Ehrenrunde schleppte. Diesmal aber durfte der Gewinner der Copa Libertadores aufs Podest und sich als glücklicher Sieger von 53 000 Zuschauern und auf 179 Fernsehkanälen feiern lassen.

Fünfmal haben zuletzt Mannschaften aus Südamerika zugeschaut, wenn im Olympiastadion von Tokio das beste Vereinsteam der Welt den riesigen Pokal über die Ehrenrunde schleppte. Diesmal aber durfte der Gewinner der Copa Libertadores aufs Podest und sich als glücklicher Sieger von 53 000 Zuschauern und auf 179 Fernsehkanälen feiern lassen. Der Jubel der Argentinier glich dem am Ende einer Weltmeisterschaft.

Wohl noch nie während der 21 Auseinandersetzungen, die mittlerweile auf neutralem japanischen Boden stattfinden, wurde die Sache so verbissen ausgetragen wie zwischen dem achtmaligen Champions-League-Sieger und der überragenden Mannschaft Südamerikas. Es war auch eine Glaubensfrage, ob das Kollektiv des argentinischen Fußballphilosophen Carlos Bianchi den erfolgreicheren Stil praktiziert als das teuerste Fußball-Ensemble der Welt, das pro Jahr 150 Millionen Mark Gehälter kostet.

Schon nach wenigen Minuten ging die Auseinandersetzung weit über den Klassenkampf von Arm und Reich oder die sportliche Glaubensfrage hinaus. Nach 150 Sekunden war Martin Palermo einen Tick schlauer und cleverer gewesen als Roberto Carlos. Einer der gefährlichsten Torjäger Südamerikas brachte seine Stiefelspitze vorm berühmtesten Offensivverteidiger an den Querpass von Riquelme. In der fünften Minute lief der hünenhafte Angreifer auch dem Franzosen Makelele weg - 2:0. Bereits Augenblicke später traf Roberto Carlos zum Anschluss.

Zu diesem Zeitpunkt dachte wohl keiner im ausverkauften Tokioter Olympiastadion, dass dieses Spiel ohne ein weiteres Tor enden würde. Zwei Abseitstore der Spanier annullierte der kolumbianische Schiedsrichter Acosta - zu Recht. Im zweiten Abschnitt gelang es zwar Figo und McManaman, die Argentinier in den Schwitzkasten zu nehmen, auch das Bild vom angeschlagenen Boxer passte - doch er fiel nicht um.

Und vielleicht muss sich auch der portugisische Superstar Figo, der demnächst bei der Fifa-Gala in Rom als derzeit bester Kicker auf dem Erdball dekoriert werden soll, damit auseinandersetzen, dass er bald heftige Konkurrenz bekommt. Womöglich wird man ein Foto, nur wenige Sekunden nach dem Schlusspfiff geschossen, als Beleg für diese These nehmen. Figo ging mit dem Trikot in der Hand auf Riquelme zu, doch dem sprang im gleichen Moment sein überglücklicher Coach Bianchi in den Arm. Und so musste der große Figo warten mit der Gratulation, ehe er sein Hemd mit der anderen Zehn auf dem Platz tauschen konnte.

Das blaue Trikot mit dem gelben Balken könnte schon im nächsten Sommer aus blauen und roten Längsstreifen bestehen: Für Riquelme bietet der FC Barcelona angeblich über 80 Millionen Mark Ablösesumme. Der 22 Jahre alte Spielmacher soll in der katalanischen Metropole Nachfolger des abgewanderten Figo werden - und gleichzeitig zu dessen großen Gegenspieler in der Primera Division.

Der Mann, der bei Boca die Nummer und fast auch schon die Rolle Maradonas geerbt hat, nutzte die Bühne dieses Finales spektakulär aus. Keiner der routinierten Abwehrstrategen Reals konnte Argentiniens großer Hoffnung die Kugel wegnehmen, wenn der sie mit der Sohle provozierend streichelte. Im Grunde genommen war es fast ein Wunder, dass sich Geremi erst in der 88. Minute die Gelbe Karte abholte und auch kein anderer Spanier wegen eines Frustfouls an Riquelme vom Platz flog.

Martin Hägele

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