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Sport: Wenige Punkte, viel Spott

Dortmund quält sich durch die Liga

Wie gut, dass beim 1. FC Nürnberg die Jahreshauptversammlung vor der Tür steht. Vor solchen Terminen sind die verantwortlichen Personen in aller Regel mit den wichtigsten Finanzdaten gerüstet. So auch der schrullige Präsident Michael A. Roth, der, wie es der Zufall so will, am Samstag im Dortmunder Westfalenstadion weilte. Der Fußballarena also, in der seit einigen Monaten so intensiv wie nirgendwo sonst über Geld gesprochen wird. Der rotwangige Vereinschef des Aufsteigers aus Nürnberg legte nach dem 2:2 die Hände auf den Rücken, wippte auf den Füßen und nannte Zahlen. „2,4 Millionen Bankschulden, da würde Dortmund sicher gerne mit uns tauschen.“

Am Freitag wird die Geschäftsführung der Dortmunder bei der Bilanzpressekonferenz die aktuellen Zahlen vorlegen. Die Verbindlichkeiten sollen bei 150 Millionen Euro liegen. Nach einem Bericht des „Spiegel“ hat der FC Bayern München den in Finanznot steckenden Dortmundern gerade erst zwei Millionen Euro überwiesen. Die Zahlung soll im Zusammenhang mit dem Wechsel Torsten Frings’ von Dortmund zu den Bayern stehen. Ursprünglich sei vereinbart worden, dass Bayern zunächst neun Millionen Euro zahle. Weitere 2,5 Millionen Euro sollten bei Erreichen eines Platzes in der Champions League im Sommer 2005 fällig werden. Ob es sich bei der Überweisung im September um ein Darlehen oder einen Vorschuss handelt, so der „Spiegel“, hänge offenbar von der sportlichen Entwicklung der Münchner ab.

Michael A. Roth dürfte also Recht haben mit seinem Spott. Und weil der kleine Mann gerade so schön in den Wunden der Borussia stocherte, taxierte er auch gleich noch „das Gehaltsgefüge bei uns auf etwa 20 Prozent dessen, was Dortmund hat“. Sportlich schlägt sich diese Diskrepanz neuerdings nicht mehr zu Gunsten der Dortmunder nieder. Die Borussen, die den 1. FC Nürnberg zuvor sechsmal hintereinander als Verlierer zurück ins Frankenland geschickt hatten, liegen mit dem Aufsteiger fußballerisch momentan auf gleicher Höhe.

„Bisher habe ich immer hier gesessen und gesagt, wir hätten drei Punkte holen müssen. Heute ist das anders“, sagte Bert van Marwijk, der holländische Trainer der Dortmunder. „Wir haben nicht gut gespielt, und das gegen eine gute Mannschaft.“ Beim Hinweis auf seine bei den Gegentoren dilettierende Defensive zuckte der Niederländer mit den Schultern: „Wen soll ich denn bringen? Ich habe keinen.“ Deshalb gelang es der Mannschaft auch im vierten Versuch nicht, das erste Heimspiel dieser Saison zu gewinnen. Inzwischen sind einige Spieler regelrecht erschrocken darüber.

Jan Koller etwa, der dem BVB nach dem 0:2-Rückstand durch Marek Mintal und Robert Vittek innerhalb einer Minute mit seinen beiden Treffern vor der Pause wenigstens noch einen Punkt sicherte, war der Schreck deutlich anzusehen. „Wir haben in der zweiten Halbzeit keinen Druck gemacht, keine klare Chancen herausgespielt“, sagte der Tscheche mit leerem Blick. Neben ihm stand sein Landsmann Tomas Rosicky und stotterte: „Eigentlich musst du eine Mannschaft wie Nürnberg schlagen. Aber ehrlich gesagt: Nürnberg war heute ganz stark.“ Und ehrlich gesagt: So könnte es künftig häufiger sein, wenn der BVB gegen die Nürnberger spielt.

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